Die Bundesanwaltschaft hat am Dienstag in einem Berliner Flüchtlingsheim die Unterkunft eines Kontaktmanns des mutmaßlichen Attentäters vom Berliner Weihnachtsmarkt, Anis Amri, durchsuchen lassen. Es bestehe der Verdacht, dass der 26 Jahre alte tunesische Staatsangehörige "von den Anschlagsplänen wusste und möglicherweise Anis Amri geholfen hat", erklärte die Behörde in Karlsruhe.
Wie die Bundesanwaltschaft weiter mitteilte, habe der 26-Jährige nach den bisherigen Erkenntnissen Amri spätestens seit Ende 2015 gekannt und habe noch in zeitlicher Nähe zum Anschlag auf dem Breitscheidplatz am 19. Dezember 2016 mit dem mutmaßlichen Attentäter Kontakt gehabt.
Festgenommen wurde der Kontaktmann nicht. „Die Bundesanwaltschaft hat keine vorläufige Festnahme ausgesprochen“, sagte eine Sprecherin der Karlsruher Behörde am Mittwoch auf Anfrage. Nach Informationen des Senders SWR wurde der 26-Jährige wegen Ermittlungen in einem anderen Verfahren vorläufig festgenommen. Dann wären möglicherweise die Berliner Behörden zuständig. Dafür war in Karlsruhe zunächst keine Bestätigung zu bekommen.
Zudem sei nach einem Beschluss des Ermittlungsrichters beim Bundesgerichtshof eine Wohnung in Berlin durchsucht worden. Dort soll sich ein früherer Mitbewohner von Anis Amri aufgehalten haben. Auch dieser Zeuge habe möglicherweise in zeitlicher Nähe zu dem Anschlag Kontakt zu Amri gehabt. Die Durchsuchung, so die Bundesanwaltschaft, sollte dazu dienen, weitere Erkenntnisse über das Verhalten von Amri vor und nach der Tat zu bekommen.
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Die Bundesanwaltschaft will am Mittwoch um 15.30 Uhr in Karlsruhe über den Stand der Ermittlungen informieren.
Inzwischen steht fest, dass die Waffe, mit der Amri auf Polizisten bei Mailand geschossen hat, dieselbe ist, mit der ein Lkw-Fahrer beim Anschlag in Berlin getötet wurde. Das habe eine ballistische Untersuchung ergeben, teilte die italienische Polizei am Mittwoch auf Twitter mit. Für den Abgleich hatte Deutschland einen Projektil-Abguss nach Italien geschickt.
Anis Amri soll am 19. Dezember einen Lkw entführt und auf den Weihnachtsmarkt am Breitscheidplatz gerast sein. Dabei kamen zwölf Menschen ums Leben, mehr als 50 wurden bei dem Anschlag teils schwerst verletzt. Der IS reklamierte später die Tat für sich.
Amri konnte zunächst flüchten, wurde aber wenige Tage später von der Polizei in Mailand erschossen. Seitdem versucht die Polizei herauszufinden, ob Amri allein handelte oder auf ein Unterstützer-Netzwerk zurückgreifen konnte. Auf Amris Spur waren die Ermittler gekommen, weil seine Fingerabdrücke an dem Lkw gefunden worden waren und seine Geldbörse mit seinen Ausweispapieren im Wagen entdeckt wurde.
Am Donnerstag war ein als Kontaktmann Amris verdächtigter Tunesier wieder auf freien Fuß gekommen. Die Bundesanwaltschaft hatte gegen den 40-Jährigen keinen Haftbefehl bewrkt. Ermittler hatten den Mann am Mittwoch vergangener Woche in Berlin vorläufig festgenommen. Seine Nummer war in dem Telefon Amris gefunden worden.
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