Nach der Pleite der Berliner Fluggesellschaft Germania setzt sich der zuständige Insolvenzverwalter für eine Investorenlösung ein. Dafür führe Germania-Insolvenzverwalter Rüdiger Wienberg bereits erste Gespräche mit Interessenten über mögliche Konstellationen einer Übernahme, hieß es am Freitag in einer Mitteilung. Germania hatte am Montag Insolvenz angemeldet und am Dienstag den Flugbetrieb eingestellt. Von der Insolvenz sind drei Gesellschaften betroffen mit nahezu 1700 Beschäftigten.
„Unser Ziel ist es, die Fluglinie betriebsbereit zu halten, um die Start- und Lande-Slots behalten zu können. Das ist die Grundvoraussetzung für eine Lösung, die den Geschäftsbetrieb als Teil oder als Ganzes erhält“, erklärte Wienberg weiter. Germania müsse dafür eine intakte Infrastruktur aus einsatzbereiten Flugzeugen, Crews und Wartungsleistungen vorhalten, hieß es.
Deswegen spreche Wienberg derzeit auch mit dem Luftfahrtbundesamt und den Leasinggebern der 27 Germania-Maschinen. Unterdessen hat die Bundesagentur für Arbeit der Vorfinanzierung der offenen Januargehälter zugestimmt, sodass die rund 1700 Mitarbeiter in den nächsten Tagen ihr Geld erhalten.
260.000 Flugbuchungen werden nicht erstattet
Rund 20.000 Germania-Passagiere befanden sich zum Zeitpunkt des Insolvenzbeginns an ihrem Zielort – ihre Rückflüge fielen oder fallen aus. Bei Pauschalreisenden müssen die Veranstalter Ersatzflüge organisieren. Peter Trzka und Gabriela Senft mit den Kindern Anton und Emil hatten ihre Reise über Tui gebucht. Die Berliner Familie muss ihren Urlaubsort im ägyptischen Safaga nun früher verlassen.
„Wir verlieren einen Abend, eine Nacht und einen dreiviertel Tag“, sagte Trzka. Tui hat die Familie auf einen Condor-Flug umgebucht: Statt nach Berlin-Tegel geht es nun nach Hannover und von dort mit dem Zug zurück in die Hauptstadt.
Anders als Pauschalreisende haben Passagiere mit Direktbuchungen bei Insolvenz einer Fluggesellschaft allerdings keinen Anspruch auf Ersatz. Bei Germania werden deswegen mehr als eine Viertelmillion Flugbuchungen nicht erstattet, sagte ein Sprecher des Insolvenzverwalters am Freitag. Betroffen sind Reisende in etwa 260.000 Fällen in einem Zeitraum bis Ende Mai 2020, die direkt bei Germania gebucht hatten.
Germania-Pleite: Rund 260.000 Flüge werden nicht erstattet
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