Nur einen einzigen Liter Gemüsesaft trinkt jeder Deutsche im Durchschnitt pro Jahr. Kaum vorstellbar, wo doch im Flugzeug mehr Tomatensaft als Bier von den Passagieren bestellt wird. Das ist wirklich wahr. Allein die Lufthansa schenkt jährlich 1,6 Millionen Liter Tomatensaft aus, das sind 100.000 Liter mehr als beim Bier.
Diese Lust auf Tomatensaft im Flugzeug wurde bisher damit erklärt, dass es für viele ein Ritual ist, das zum Fliegen dazugehört. Andere Passagiere lassen sich von diesem Verhalten anstecken, und nach dem Schneeballprinzip wird aus Tomatensaft ein Lieblingsgetränk.
Das stimmt nicht ganz, denn Forscher vom Fraunhofer-Institut konnten das Phänomen erklären. Rund 100 Versuchspersonen testeten in einer simulierten Flugkabine unter niedrigen Luftdruckbedingungen Speisen, Weine und auch Tomatensaft. Unter Normaldruck bezeichneten die Probanden Tomatensaft als „erdig“ oder „muffig“, aber in der Flugkabine schmeckte er plötzlich „kühlend“ oder sogar „fruchtig“.
Die Forscher erklärten die Veränderung damit, dass sich der Geschmack unter Flugbedingungen ändere. Passagiere würden Aromen, Zucker und Salz weniger intensiv wahrnehmen. Die Entscheidung für Tomatensaft und gegen Bier ist aus gesundheitlicher Sicht nur zu befürworten: Schon die Azteken verwendeten Tomatensaft zur Herstellung von Arzneimitteln.