Anti-Aging

Wie Falten ohne Skalpell bekämpft werden

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Dieter Weirauch

Foto: picture-alliance / Creasource / pa

Cremes, Spritzen und Laser: Die Möglichkeiten, Falten zu bekämpfen, sind vielfältig. Doch nicht alle Behandlungen führen zum Erfolg.

Die kosmetische Industrie bietet Cremes, Wässerchen, Salben, Gele, Pasten. Dermatologen dagegen greifen häufig zu Spritzen und Laser-Methoden. Meist aber ist der Erfolg nur vorübergehend oder die Mittel bleiben sogar völlig wirkungslos. Was also hilft wirklich gegen Falten?

Am größten ist das Angebot bei Gesichtscremes. Sie versuchen, Falten und Runzeln etwas entgegenzusetzen, indem sie die Spannkraft der Haut erhöhen und sie vor Umwelteinflüssen schützen. Experten sind sich einig: Wunder kann man von ihnen nicht erwarten. Zu den Inhaltsstoffen, die als "Faltenkiller" beworben werden, zählen Vitamin C, Kollagen und sogar Goldpartikel. Den Beweis allerdings, dass solche Produkte mehr können als normale Cremes, bleiben die Hersteller nach wie vor schuldig. So jedenfalls lautet das Urteil der jüngsten Untersuchung von "Ökotest", die 26 Anti-Faltencremes getestet hat. Die Prüfer fanden nicht nur erhebliche Preisunterschiede, sondern vergaben sogar elf Mal die Noten "ausreichend" und "ungenügend".

Keine Vorschriften für Qualitätstests

In Acht nehmen müsse man sich vor Begriffen wie "dermatologisch getestet" oder "klinisch getestet", sagt Kerstin Scheidecker von "Ökotest". Für deren Verwendung gebe es nämlich keinerlei staatliche Vorschriften. Entscheidend für die Qualität einer Creme sei vor allem die Komposition der Gesamtrezeptur, egal ob Provitamin B 5, Koenzym Q 10 oder Kirschkernessenzen enthalten sind.

Das Problem aller Kosmetikpräparate im Zusammenhang mit Anti-Aging sei, dass die Wirkstoffe gar nicht bis in die unteren Hautschichten gelangen, um dort etwas zu reparieren, sagt die Berliner Stoffwechselexpertin Prof. Elisabeth Steinhagen-Thiessen. Wären sie dazu in der Lage, müssten sie als Arzneimittel zugelassen werden. Gerade in tieferen Hautschichten aber werden die Kollagenfasern mit zunehmendem Alter abgebaut, wodurch die Haut an Elastizität verliert.

Selbst sehr teure Anti-Aging-Produkte bewirken deshalb nicht mehr als preiswerte Feuchtigkeitscremes ohne spezielle Zusätze, bestätigen auch Untersuchungen von Stiftung Warentest. Cremes können vorhandene Falten nicht zum Verschwinden bringen, sie führen der Haut im Wesentlichen aber Feuchtigkeit und Fett zu. Dadurch erscheine sie glatter, sagt Warentesterin Ursula Lüder: "Kosmetische Cremes dringen in die Oberhaut ein, und können dort die millimetertiefen Fältchen ein wenig aufpolstern. Aber auch nur dort." Mimikfalten, wie sie an Mund und Augen entstehen, liegen dagegen in den tieferen Hautschichten. Lüders Empfehlung ist deshalb sehr einfach: Wer mit seiner normalen Gesichtscreme zufrieden ist, solle auch dabei bleiben. Anti-Faltenmitteln mit Arnika, Ringelblumen oder auch Kamille können hingegen im Einzelfall sogar Allergien auslösen.

Mit Spritzen wird die Haut aufgepolstert

Fast unüberschaubar ist die Zahl der angebotenen Methoden, mit denen Schönheits-Ärzte gegen Falten zu Felde ziehen. Es gibt mittlerweile mehr als 70 verschiedene Substanzen, die man unter die Haut spritzen kann, um Falten aufzufüllen. Dazu gehört aus Kälberhaut oder Schweinesehnen gewonnenes Kollagenmaterial, Eigenblut, Milchsäure, Eigenfett oder Plasmagel. Mehr als 100 000 Faltenbehandlungen bundesweit verzeichnet die Gesellschaft für Ästhetische Chirurgie Deutschland (GÄCD) pro Jahr.

Oft angewendet, aber nicht ungefährlich ist beispielsweise das Nervengift Botulinumtoxin (Botox). Es blockiert in der Kontaktstelle zwischen Nerv und Muskel den Botenstoff Acetylcholin. Selbst im Erfolgsfall sind die Falten nach zwei bis sechs Monaten wieder da. Zu den möglichen Nebenwirkungen zählen hängende Augenlider, eine starre Mimik oder asymmetrische Gesichtsparteien. Auch Hyaluronsäure dient dem Auffüllen der Falten. Chemisch gesehen handelt es sich dabei um eine Kette aus Zuckermolekülen, die Feuchtigkeit speichern und damit faltige Haut auffüllen kann.

Entstelltes Gesicht als Behandlungsrisiko

Völlig risikolos sind solche Füllsubstanzen nicht. Wenn die Spritze nicht optimal gesetzt wird, wirkt das Gesicht entstellt. Bei manchen Stoffen können zudem Unverträglichkeiten auftreten. Zum Auffüllen von Falten empfiehlt die GÄCD nur abbaubare Materialien, zum Beispiel Hyaluronsäure - im Gegensatz zu sogenannten permanenten Fillern, zu denen Kunststoffkügelchen oder Silikone gehören.

Weitere Möglichkeit, um oberflächliche Falten zu beseitigen, ist "Microneedling". Dabei fährt eine Art kleine Walze mit raupenhaardünnen Nadeln über das Gesicht. Die so penetrierten Hautzellen bilden sich neu. Als Nebenwirkungen können Rötungen auftreten. Die muss zu Beginn häufiger im Abstand von einigen Wochen, später im Abstand von sechs bis zwölf Monaten wiederholt werden.

Laser gegen "Krähenfüße"

"Der Trend zum Lifting ohne Skalpell nimmt immer mehr zu. Dazu gehört auch das Lasern", sagt die Hautärztin und Laserexpertin Dr. Tanja C. Fischer. Dabei werden gezielt Lagen der Haut abgetragen, vorwiegend verwenden Hautärzte beispielsweise CO 2 - oder Erbium-YAG-Laser zur Behandlung der sogenannten Krähenfüße seitlich der Augenlider, an der Stirn, an den Lippen oder an den Wangen. Der Laserstrahl, gepulstes energiereiches Licht, regt das Kollagen im Bindegewebe zur Neubildung an. Die Behandlung erfolgt unter örtlicher Betäubung. Das Gesicht kann mehrere Wochen gerötet sein. Auch sind Narbenbildungen nicht auszuschließen.

Haut gilt als Spiegel der Befindlichkeit und Lebensumstände eines Menschen. Insofern kann man mit seinem Verhalten durchaus der frühen Faltenbildung vorbeugen. "Vermeiden sollte man alles, was die Haut zusätzlich strapaziert", sagt die Hamburger Heilpraktikerin Dagmar Schmidt. "Dazu gehören falsche Ernährung, Stress, Nikotin, Alkohol - und ausgedehnte Sonnenbäder." Denn nicht jeder hält es so wie der französische Filmstar Brigitte Bardot. Die sagte einmal: "Ich bin stolz auf die Falten. Sie sind das Leben in meinem Gesicht."