Berühmt wurde er durchs Fernsehen. Durch die Serie „Türkisch für Anfänger“ von Bora Dagtekin. Und dann auch durch „Doctor’s Diary“, Deutschlands Antwort auf „Grey’s Anatomy“. Seinen ersten Auftritt aber hatte Elyas M’Barek 2001 im Kinofilm „Mädchen Mädchen“. Und im vergangenen Jahr kehrte er mit Macht auf die große Leinwand zurück.
Erst in Matthias Schweighöfers Regiedebüt „What a Man“, dann in der Kinoversion von „Türkisch für Anfänger“. Und dann spielte er noch in „Offroad“ sowie „Heiter bis wolkig“ mit. Vor kurzem war er auch in der internationalen Koproduktion „Chroniken der Unterwelt“ zu sehen und drehte „Der Medicus“ ab.
Nun aber hat ihn erneut Bora Dagtekin besetzt: in „Fack ju Göhte!“ als Kleinganoven, der eigentlich nur an vergrabenes Geld im Keller einer Schule heran will und sich deshalb als falscher Lehrer ausgibt.
Zum Interview kommt er gut gelaunt ins Hotel Concorde nach Berlin. Einer Stadt, der er allerdings kürzlich den Rücken gekehrt hat, nachdem er vier Jahre hier gewohnt hat.
Berliner Morgenpost: Herr M’Barek, aus gebotenem Anlass müssen wir erst mal ein paar Schulfragen stellen. Wie waren Sie als Schüler?
Elyas M’Barek: Oh, sehr wechselhaft. Ich habe gut bis mittelmäßig angefangen, war in der Pubertät total schlecht, weil ich keinen Bock mehr hatte, und bin dann total abgerutscht, vom Gymnasium bis runter auf die Hauptschule. Was für meine Eltern eine echte Katastrophe war. Ich hab dann aber die Kurve gekriegt, hab mich wieder hochgearbeitet und auch alle Abschlüsse gemacht. Am Ende war ich sogar Klassenbester und kam in Mathe innerhalb eines Jahres von Sechs auf Zwei. Das war bei mir immer eine Frage der Motivation und nicht der Intelligenz.
Ihr Lieblingsfach?
Deutsch. Wirklich. Auch wenn das jetzt fast zu gut klingt. In Deutsch war ich auch nie schlecht, egal in welchem Schultyp ich gerade war.
Waren Sie ein Vornesitzer oder Hintensitzer?
Mittelsitzer. Das war immer das Beste. Hinten war für Lehrer immer auffällig, vorne war zu streberhaft. In der Mitte ist man am wenigsten aufgefallen.
Haben Sie gespickt?
Nee, konnte ich nie. Ich hab’s ein paar Mal versucht, wurde immer erwischt und hab das dann aufgegeben. Ich habe entweder gar nicht oder richtig gelernt.
Steht heute noch ein Goethe bei Ihnen im Regal?
Klar. „Romeo und Julia“. Das war Spaß! Nein, ein paar Klassiker hab ich schon im Regal. „Faust“ und so musste ich ja auch in der Schule durchmachen.
Solche Fragen müssen kommen, wenn man eine schräge Schulkomödie wie „Fack ju Göhte!“ macht. Kommt da die ganze Schulzeit wieder in einem hoch?
Nicht wirklich. Die Schulzeit war gar nicht so eine schlimme Zeit für mich. Da waren keine traumatischen Erlebnisse. Ich hab da nichts aufzuarbeiten. Klar gab’s Stress, klar war ich mal genervt. Aber das Grundgefühl blieb positiv. Deshalb bin ich jetzt auch gern als falscher Lehrer in die Schule zurückgekehrt.
Bricht der Film denn eine Lanze für unsere armen, leidgeplagten Pädagogen?
Ich hoffe es. Ich glaube schon, dass der Lehrerberuf oft unterschätzt wird. Von wegen so viel Ferien und Freizeit. Nee nee, das Lehrerdasein ist nicht einfach. Lehrer haben viel mehr Achtung verdient, als sie meist von unserer Gesellschaft bekommen. Bei allem überdrehten Witz in unserem Film glaube ich schon, dass das ganz realistisch dargestellt wird, wie schwierig der Beruf eigentlich ist.
Wenn der Film erfolgreich wird, kommt dann auch ein „Fack ju Göhte 2“? Oder „Fack ju Schiller“?
Das hoffe ich sehr. Aber da müssen wir erst mal die Zuschauerzahlen abwarten. Zuerst kommt wohl „Türkisch für Anfänger 2“.
Wie ist das am Startwochenende: Wartet man auf erste Besucherzahlen wie beim Fernsehen auf die Quoten?
Ja, natürlich. Das Schöne ist, dass wir zum Starttermin auf Kinotour sind. Ich bin also nicht allein, sondern mit dem Team unterwegs. Wir gehen also gemeinsam unter oder köpfen eine Flasche zusammen.
2012 war Ihr Jahr. Sie hatten gleich vier Kinofilme. Sie durften den Deutschen Filmpreis moderieren. Wurden „Gentleman of the Year“. Und „Türkisch für Anfänger“ war mit 2,4 Millionen Zuschauern der erfolgreichste Film des Jahres. Läuft man da Gefahr abzuheben?
Ja, vergangenes Jahr ist wahnsinnig viel passiert. Aber ich hoffe doch, dass das noch nicht das Ende war. Und das kam ja auch nicht von heute auf morgen. Ich habe vor 13 Jahren mit ganz kleinen, aber beständigen Schritten angefangen. Da bleibt die Bodenhaftung.
Wenn man einen Filmstar so definiert, dass die Leute nur seinetwegen ins Kino gehen, dann hatten wir bislang nur zwei: Til Schweiger und Matthias Schweighöfer. Jetzt wachsen gerade zwei nach, Florian David Fitz und Sie. Sehen Sie sich schon in der Liga?
Dazu kann und will ich eigentlich gar nichts sagen. Nur soviel: Das ist nicht mein Ziel. Ich will einfach gute Filme machen können und Spaß dabei haben. Ich kann mittlerweile zwischen Angeboten auswählen, das ist schon ein großer Luxus. Wenn ich das weiter machen darf, bin ich absolut glücklich.
Sie wurden berühmt mit der Fernsehserie „Türkisch für Anfänger“. Waren Sie es eigentlich manchmal leid, der Türke vom Dienst zu sein?
Nein, überhaupt nicht. Als Nachwuchsschauspieler wirst du gern auf ein Klischee festgelegt, das passiert jedem am Anfang. Ich war damals froh, überhaupt drehen zu dürfen. Die Herkunft der Figuren hat für mich nie eine Rolle gespielt. Mir ging’s immer nur darum, dass mich die Figur, das Drehbuch interessiert. Es wär’ für mich auch nicht schlimm, wenn ich weiter den Türken spielen müsste. Oder den Eskimo.
Obwohl Sie, das ist schon nicht ohne Ironie, gar kein Türke sind, sondern tunesische Wurzeln haben.
Aber das ist doch der Beruf des Schauspielers. Man gibt vor, jemand anderes zu sein. Es wäre schlimm, wenn ich nur noch österreichische Tunesier spielen dürfte. Dann wäre ich arbeitslos. Aber ohne das forciert zu haben, kriege ich jetzt auch Rollen, die keinen Migrationshintergrund mehr haben, wo gar nicht mehr erklärt wird, wo die Figur eigentlich herkommt. Das spielt offensichtlich keine Rolle mehr.
Hat man Ihnen anfangs geraten, einen eingängigeren Künstlernamen anzunehmen?
Ja, das hat man wirklich. Aber das wollte ich nicht. Wie man sieht, ist es auch so gegangen. Die Leute haben es inzwischen raus, wie man das schreibt, und setzen sogar den Apostroph richtig.
Sie haben jetzt auch Ihre ersten internationalen Filme gedreht, wie „Chroniken der Unterwelt“. Obwohl da ein Großteil Ihrer Szenen rausgeschnitten sein soll.
Ach nein, das wird auch ein bisschen falsch kolportiert. Das war von Anfang an eine kleine Rolle, die ist halt noch mal ein bisschen kleiner geworden. Für mich war das einfach interessant, ein bisschen amerikanische Set-Luft zu schnuppern. Das war ein spannender Ausflug, mehr aber auch nicht.
Sie spielen auch in „Der Medicus“ mit, der im Dezember startet. Dort auch in einer größeren Rolle, neben Ben Kingsley und Olivier Martinez. Drohen Sie dem deutschen Kino verloren zu gehen?
Nein, ich habe da nie irgendwelche Bestrebungen gehabt. Und hab die auch heute nicht. Natürlich ist das total aufregend, mal mit jemandem vor der Kamera zu stehen, der schon mal einen Oscar gewonnen hat. Aber so eine Aufregung verliert sich schnell bei der Arbeit, man merkt bald, die ticken genau so wie du und ich. Nein, ich schiele nicht ins Ausland. Ich find’s total schön, dass ich so tolle Projekte machen darf hier in Deutschland.
Aber Sie haben doch einen Agenten in New York.
Ja, daran habe ich mich neulich auch wieder erinnert. Von dem hab ich aber schon ewig nichts gehört. Der hat mich wahrscheinlich genauso vergessen wie ich ihn. Nein, wirklich, ich bin gerade sehr glücklich in Deutschland.
Wer im deutschen Film was sein will, muss in Berlin wohnen. Sie haben das vier Jahre lang getan – und sind nach München zurückgezogen. Da müssen wir natürlich besorgt fragen: War die Stadt so schrecklich?
(lacht) Nein. Ich liebe Berlin. Ich komme auch immer wieder gern her. Und ich bin ja auch oft da, ich drehe hier doch dauernd. Ich könnte Berlin getrost als zweiten Wohnsitz bezeichnen. Aber ich bin einfach Münchner. Ich finde das sehr schön, wenn ich in freien Momenten wirklich mit ganz alten Freunden zusammen sein kann, mit meiner Familie, mit Menschen, die gar nichts mit dem Beruf zu tun haben. Heimat bleibt eben Heimat.
Was war schlimmer bei „Fack ju...“? Noch mal zurück zur Schule oder schon wieder mit einem Personal Trainer trainieren müssen?
Nicht müssen. Dürfen! Das ist einfach mein persönliches Fitnessprogramm.
Man wartet bei Ihren Filmen immer auf den Moment, wo das T-Shirt runter muss. Der kommt auch immer.
Ich mach gern Sport, aber natürlich nicht so viel und so regelmäßig. Das ist schön, wenn man dann so ein Ziel wie den Film hat, dafür quält man sich auch gern. Klar, das ist dann auch bald wieder weg. Aber der Film bleibt ja.
Hat man da auch eine gewisse Eitelkeit, will man so gut aussehen wie möglich?
Ja klar. Als Schauspieler bist du immer ein wenig eitel. In gewissen Momenten musst du das sein. Klar wählt man auch mal Rollen aus, wo man so uneitel wie möglich sein soll. Das habe ich gerade auch gemacht, da wäre ich auch mit einer Plauze durchs Bild gelaufen. Aber für eine Figur wie Zeki Müller in „Fack ju, Göthe“ musst du einfach schauen, dass das auch optisch optimiert ist.
Wenn wir schon beim Fleisch sind: Wie ist das bei Sexszenen? Sind die unangenehm oder wird das alles übertrieben?
Es bleibt immer Arbeit, sexy ist das nie. Da gucken 30 Leute zu und schieben dir irgendwie die Bettdecke ein bisschen mehr hierhin und dahin. Letztlich ist das alles ziemlich mechanisch und hat nichts mit dem zu tun, was man später auf der Leinwand sieht. Aber das kommt total auf den Spielpartner an. Je besser du den kennst, desto einfacher ist das.
Hatten Sie das schon, wo es mit einer Partnerin gar nicht ging? Überlegt man sich da Strategien?
Nee. Ich versuche da immer locker zu bleiben. So viele Sexszenen hatte ich aber noch gar nicht. Fragen Sie mich in zehn Jahren wieder, da packe ich dann ein paar schmutzige Geheimnisse aus.