Film

Mit Uschi Glas geht es nach 45 Jahren noch einmal zur Sache

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Peter Zander

Foto: Christian Schulz / picture alliance / Christian Sch

Im Filmkunst 66 präsentiert die Schauspielerin ihren legendären Film „Zur Sache Schätzchen“. Nach fast einem halben Jahrhundert wurde der Klassiker des Deutschen Kinos frisch restauriert.

Es geht noch einmal zur Sache. Großes Gedrängel am Mittwochabend vor dem Filmkunst 66 in Charlottenburg. Das hat einen doppelten Grund: Zum einen ist hier ein Film zu sehen, der 45 Jahre alt ist, nun aber frisch restauriert worden ist. Das schaffen eigentlich nur Kultfilme. Und dann wird er von der damaligen Hauptdarstellerin präsentiert, für die das die Rolle ihres Lebens wurde, die aber nur selten in der Hauptstadt zu erleben ist: Uschi Glas. Beim Drehen war sie gerade mal 24. Man kann sich zusammenzählen, wie alt sie heute ist. Glauben kann man das, wenn man sie sieht, nicht.

Damals, anno’68, war durchaus nicht auszumachen, dass „Zur Sache Schätzchen“ ein Erfolg werden konnte. „Wir hatten richtig Schiss vor der Premiere“, verrät uns die Schauspielerin kurz vor der Aufführung. Der Film durfte nichts kosten, war in Schwarzweiß gedreht, was damals schon keiner mehr tat. Und alle Freunde rieten Uschi Glas ab: Tu das bloß nicht. Sie hatte damals schon einige große Kinoauftritte wie in „Winnetou und das Halbblut Apanatschi“ und im Edgar-Wallace-Film „Der schwarze Mönch“. Da hieß die Glas noch Ursula. Und dann so ein kleiner rotzfrecher Straßenfilm mit lauter Unbekannten?

Legendärer Striptease

Aber dann das Wunder. Nicht nur der Lehnbachplatz lachte, sondern bald ganz Deutschland. Sage und schreibe 6,5 Millionen Zuschauer haben den Film gesehen. Ein Befreiungsschlag für das Deutsche Kino. Und so etwas wie der Film zur Seelenlage aller 68er. Die Komödie hat Geschichte geschrieben. Sie war frech und provokant, auch frivol. Das Wort „fummeln“ ist seither auch im sexuellen Sinn gebräuchlich.

Und legendär ist der Striptease, den Uschi Glas auf dem Polizeirevier hinlegte. Das war allerdings ein richtiger Kampf: „Alle mussten sich damals ausziehen. Ich wollte das aber nicht.“ Was tun? Sie ging zu einem Münchner Geschäft und fragte verzweifelt: „Kann man nicht irgendwas Tolles basteln, dass die Leute umfallen, wenn sie das sehen?“ Man konnte. So war ihre berühmte weiße Korsage geboren. Darauf ist sie stolz. Hinterher sagten alle: Sind die clever. Alle kommen mit nackter Haut und die kommen mit sowas!

Sprung aus dem Fenster

Jetzt ist Uschi Glas fast so aufgeregt wie damals bei der Premiere. Weil sie nicht weiß, ob der Witz heute noch zündet. Doch sie kann durchatmen. „Zur Sache, Schätzchen“ kommt im Filmkunst 66 auch heute an. Die Leute lachen wie damals. Und nicht nur die, die den Film schon damals gesehen haben. Was denkt Uschi Glas heute, wenn sie sich in jung sieht? „Oje“, meint sie, „das ist so lange her, das ich gar nicht mehr glaube, dass ich das bin.“ Sie kann da ganz neben sich stehen, wie jetzt neben dem Plakat. Aber das „Schätzchen“, das pappte ihr auf Jahre an, das konnte sie doch irgendwann nicht mehr hören? Nein, auch da hat sie mittlerweile offensichtlich eine gesunde Distanz.

Ihren letzten Kinofilm drehte sie 1975. Seither nur Fernsehen. Ist sie traurig darüber? Sie zögert kurz, dann lächelt sie das weg. „Die würden schon kommen, wenn sie wollten.“ Einige kamen gerade. Die Macher von „Türkisch für Anfänger“, wollten sie unbedingt für „Fack ju, Göhte“ (Kinostart: 7. Nobember) haben – weil sie sie aus den „Lümmelfilmen“ kannten und liebten. Damals war sie eine der Schülerinnen. Jetzt gibt sie eine frustrierte Lehrerin, die aus dem Fenster springt. Auch mit 24 plus 45 ist sie noch immer für Überraschungen gut.

„Zur Sache Schätzchen“ läuft noch bis zum 16. Oktober im Filmkunst 66.