Überfall

Millionen-Raub aus Geldtransporter - Spur ins Clan-Milieu

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Der ausgebrannte Geldtransporter steht an der Anschlussstelle Gützkow.

Der ausgebrannte Geldtransporter steht an der Anschlussstelle Gützkow.

Foto: -/dpa

Bewaffnete stoppen einen Geldtransporter an einer Autobahnausfahrt und rauben ihn aus. Steckt ein Berliner Clan hinter dem Überfall?

  • Nach einem Überfall auf einen Geldtransporter sind drei Männer aus Berlin festgenommen worden
  • Sie sollen aus dem Umfeld krimineller Clans stammen
  • Möglicherweise sind sie auch für einen gescheiterten Überfall auf einen Geldtransporter bei Potsdam verantwortlich

Gützkow/Berlin. Nach dem spektakulären Überfall auf einen Geldtransporter mit einer Millionenbeute am 2. März in Mecklenburg-Vorpommern hat die niedersächsische Polizei drei Männer aus Berlin festgenommen, wie der RBB berichtet.

Die drei Männer seien am vergangenen Freitag von der Polizei in einer angemieteten Ferienwohnung in Wiefelstede im Nordwesten von Niedersachsen festgenommen worden. Ihnen wird ein Verstoß gegen das Waffengesetz vorgeworfen. Bei den drei Männern wurde laut Bericht eine Maschinenpistole gefunden. Am 11. März habe das Amtsgericht Oldenburg Haftbefehle gegen die drei Beschuldigten erlassen, meldet der RBB weiter. Einer soll der Berliner Großfamilie R. angehören, die beiden anderen sich in deren Umfeld bewegen.

Die maskierten und mit Maschinenpistolen bewaffneten Täter hatten am 2. März das Fahrzeug einer Sicherheitsfirma an der Auffahrt zur Autobahn 20 bei Gützkow (Vorpommern-Greifswald) gestoppt und ausgeraubt. Sie erbeuteten mehrere Millionen Euro, die genaue Summe gab die Polizei bisher nicht bekannt.

Dabei gaben sie Polizeiangaben zufolge auch Schüsse ab. Wie oft und wohin genau werde aus ermittlungstaktischen Gründen noch nicht näher bekannt gegeben, hieß es weiter. Die beiden Mitarbeiter der Sicherheitsfirma blieben unverletzt.

Überfall auf Geldtransporter: Steckt ein Berliner Clan dahinter?

Nach Einschätzung der Polizei sprechen die lange Vorbereitung der Tat und auch das Vorgehen selbst für organisierte Kriminalität. So waren massive Betonteile als „inszenierte Baustelle“ auf die Autobahnzufahrt gestellt worden, mit deren Hilfe der Geldtransporter gestoppt und eine Flucht des Wagens verhindert wurde.

Die Schilder für die falsche Baustelle hatten die Täter offenbar bereits Tage vor dem Überfall an den Tatort gebracht. Wie ein Sprecher der Niederlassung Nordost der Autobahn GmbH des Bundes sagte, wurde bei einer Streckenbefahrung am Montag festgestellt, dass an der Ausfahrt Gützkow auf dem Seitenstreifen Schilder an die Schutzplanke gelehnt standen. Nachdem Nachfragen intern und bei Baufirmen negativ verliefen, sei beschlossen worden, die Schilder bei der nächsten regelmäßigen Müll-Einsammelaktion wegzuräumen. Der Überfall auf den Geldtransporter ereignete sich dann wenig später.

Nach dem gewaltsamen Öffnen des Geldtransporters vom Heck aus war dieser geplündert und in Brand gesteckt worden. Die Täter waren den Angaben zufolge mit ihrer Millionenbeute in einem ihrer beiden Fahrzeuge geflohen. Das zweite hätten sie in Brand gesetzt und auch den Geldtransporter am Heck angezündet. Das Fluchtfahrzeug wurde Stunden später - wenige Kilometer entfernt bei Müssentin - in einem Waldstück ausgebrannt gefunden, samt geleerter Geldbehälter. Dort habe mit hoher Wahrscheinlichkeit ein weiteres Fluchtfahrzeug bereitgestanden, hieß es.

Ermittler prüfen Zusammenhang mit Geldtransporter-Überfall bei Potsdam

Weiteren Erkenntnissen zufolge haben die Räuber zudem die Touren der Firma wohl genauer gekannt. Der überfallene Transport war gerade mit einer größeren Geldsumme auf dem Weg von Greifswald zur Bundesbank-Filiale nach Neubrandenburg, wie eine Polizeisprecherin sagte. Dort sollte das Geld, vermutlich Einnahmen von Geschäftsleuten, wohl eingezahlt werden, hieß es. Die A20-Auffahrt Gützkow ist von Greifswald die schnellste Verbindung in Richtung Süden nach Neubrandenburg.

Wie der RBB berichtet, könnten die Festgenommenen auch für den gescheiterten Überfall auf einen Geldtransporter im Januar auf der A115 bei Potsdam verantwortlich sein. Den Tätern war damals die Flucht gelungen.

( dpa/BM )