Der Berliner Gangster-Rapper Massiv weiß, wie man provoziert. In seinem neuen Video brennt ein Plakat mit dem Konterfei von Thilo Sarrazin und es wird geschossen.
Wasiem Taha, der sich am Anfang seiner Karriere Pittbull nannte und mittlerweile als Massiv in der deutschen Rapper-Szene einen Namen hat, hat gelernt, wie man öffentlichkeitswirksam provoziert. Der 1982 in Pirmasens geborene Deutsche palästinensischer Abstammung hat alles hinter sich: Urteil wegen Körperverletzung, ein Pistolenattentat auf seine Person, mutmaßliche Verbindungen zum organisierten Verbrechen, Indizierungen seiner Songs und eine Tournee im Auftrag des Goethe-Instituts durch Palästina, die Politiker an der kulturpolitischen Selbstdarstellung der Bundesrepublik zweifeln ließen.
Nun hat Massiv ein neues Opfer entdeckt: Ex-Bundesbanker Thilo Sarrazin. Ein Plakat mit dessen Konterfei wird auf dem neuen Video zu seiner Single „Ghettolied 2011“ verbrannt. Es ist die Videopremiere zu Massivs Album „Blut gegen Blut 2“, das am 28. Januar erscheinen soll und von dem der Sänger vorgibt, sich mit Ghettos in Deutschland und der Integrationsdebatte auseinanderzusetzen.
Massiv wendet sich auch an Angela Merkel
Das Video zeigt gewalttätige Auseinandersetzungen zwischen rivalisierenden Gangs, bei denen auch Maschinengewehre zum Einsatz kommen. Andere Bilder zeigen Straßenzüge in Berlin-Kreuzberg, wo, wie Massiv betont, die meisten „Ghetto-Kinder“ leben. „Deutschland lässt uns untergehen“, rappt er und dass den Deutschen ihre Feindbilder „lieb und teuer“ seien. „Ihr verbreitet die Lüge, der Islam wäre euer größter Feind.“ Zu dem Text wird dann für einige Sekunden ein brennendes Plakat von Thilo Sarrazin eingeblendet, der mit seinem Bestseller „Deutschland schafft sich ab“ 2010 die Integrationsdebatte befeuerte. Der Rapper wendet sich in dem Video auch an die Bundeskanzlerin Angela Merkel, die er fragt, wer hier wen unterdrücke. Allerdings hat sich Massiv in der Vergangenheit stets dagegen verwahrt, islamistischem Gedankengut anzuhängen.
Text und Aufmachung passen indes zu der Linie, der Massiv seinen Erfolg verdankt. Mit Gewaltfantasien wie „Mit dem Säbelschwert schneid’ ich euch die Zungen ab, bis die Zunge in die Lunge klappt“ sorgte er auch früher schon für Kontroversen. Gut möglich, dass der Nachschlag zu seinem 2006 indizierten Erfolgsalbum „Blut gegen Blut“ auch deshalb so rabiat ausfällt, weil Massiv sich seit seinem Wechsel zu Sony 2009 in der Szene den Vorwurf gefallen lassen muss, die hehren Ideale des Raps verraten zu haben.
Erst vor zwei Wochen sorgte der Videodreh zu „Massaka-Kokain“ in Offenbach für einen Polizeigroßeinsatz. Fans bedrängten den Rapper, dessen Begleiter wiederum von einem Sänger aus Frankfurt mit Schlägen bedroht wurde. Authentizität ist wichtig, wenn man ein Rapper sein will.