Der Berliner Rap-Sänger “Massiv“ absolviert für das Goethe-Instiutut eine Tournee im nahen Osten. Das aber sieht der Präsident des Gothe-Instituts inzwischen “sehr kritisch“ - weil “Massiv“ aufgrund seiner mitunter brutalen Texte schwerlich als Friedensbotschafter gelten kann.
Im Auftrag des Goethe-Instituts und weitere Kultureinrichtungen absolviert der Berliner Rap-Musiker "Massiv" derzeit eine Konzerttournee im Nahen Osten. Nun aber distanziert sich Klaus-Dieter Lehmann, Präsident des Goethe-Instituts, von dem Auftritt des Sängers, der mit bürgerlichem Namen Wasiem Taha heißt, aus Palästina stammt und in Berlin lebt.
Bei dem Konzert in der palästinensischen Stadt Ramallah im Westjordanland seien "auch nach Informationen über die Bühnenausstattung" zwar "die Aspekte der Verständigung und des Dialogs angesprochen" worden, heißt es in einem Schreiben von Lehmann, das Morgenpost Online vorliegt. "Gleichwohl sehe ich den Auftritt des Rappers Massiv sehr kritisch", schreibt Lehmann weiter.
Einige der Texte von "Massiv" seien "nicht frei von Gewalt". Weiter schreibt Lehmann: "Das Goethe-Institut richtet aber seine Arbeit gegen Gewalt und Gewaltbereitschaft, es steht für Zusammenarbeit und Dialogbereitschaft. Nicht die Provokation sondern die Partnerschaft sind seine Grundlage." Lehmann schrieb weiter: "Das Goethe-Institut ist gut beraten, künftig noch kritischer in der Auswahl solcher Auftritte zu sein."
Dass der als Gangsta-Rapper geltende "Massiv" im Auftrag des Goethe-Instituts auftritt, hatte manchen Beobachter befremdet. Markus Löning, Chef der Berliner FDP und Bundestagsabgeordneter, hatte in einem Brief an Lehmann protestiert. Löning forderte, die Konzertreihe abzusagen. "Geradezu zynisch" sei es, schrieb Löning an Lehmann, "Massiv vor palästinensischen Jugendlichen auftreten zu lassen". Mit den Konzerten würden "weder Kultur noch Friedensprozess gefördert, sondern Hass und Gewalt gesät".
"Massiv" selbst hatte sich zu seinen Auftritten so geäußert: Er sei dazu "auserwählt als erste Rapper in der Geschichte des Deutsch-Raps, zwei Kulturen, zwei Länder einander näher zu bringen". Er wolle die Auftritte dazu nutzen, "bedürftigen Kindern und Kriegsopfern ein Lächeln zu schenken". Kritiker wie Löning aber stoßen sich daran, dass "Massiv" in seinen Songs eine ganz andere Sprache spricht und rappt. In "Palestine" etwa heißt es: "Du wirst umhüllt mit einem weißen Tuch. Das ist der ehrenvolle Tod. Guck wie Allah dich in den Himmel ruft. Dieser Junge starb fürs Vaterland."
Ich kann verstehen, dass es eine Gratwanderung ist, jemanden wie Massiv einzuladen", sagt der Leiter des Goethe Institutes von Ramalah, Farid Majdschari. „Aber diese Kinder und Jugendlichen hier kennen keine andere Sprache, über eine Jasmin Wagner [ehemals "Blümchen", die Red.] findet man keinen Kontakt zu ihnen. Über ‚Massiv’ schon." Das Goethe-Institut verspricht sich mit diesen Konzerten, mit den Jugendlichen überhaupt in Kontakt zu treten.
"Auf dieser Grundlage bauen dann weitere Projekte auf, wie zum Beispiel Musikschulen" sagt Majdschari. Auch sei das Management von "Massiv" nach Meinung Majdscharis darauf bedacht, dass der Rapper aus Berlin gemäßigt auftritt. Härtere Texte seien bei den Auftritten in Palästina bislang vermieden worden. Insgesamt absolviert "Massiv" fünf Konzerte, das letzte am 15. November.