Berlin. An diesen Personalien kam Urs Fischer am Sonntag dann doch nicht vorbei. „Zwei an einem Wochenende“, sagte der Trainer des 1. FC Union und hielt einen Moment inne, ehe er fortfuhr: „Das ist nicht schön für meine Kollegen, aber es ist halt Teil des Geschäfts.“
Gemeint waren die Trainerentlassungen zwei und drei in dieser Fußball-Bundesligasaison, erst am Sonnabend beim 1. FC Köln (Achim Beierlorzer), am Sonntag dann bei Mainz 05 (Sandro Schwarz). Aufsteiger Union hatte durch das 3:2 gegen die Mainzer, durch seinen ersten Auswärtssieg in der ersten Liga, die sportliche Krise bei den Rheinhessen verschärft.
Teil des Geschäfts ist auch, dass pro Partie diverse Spieler mit einem Platz auf der Bank vorlieb nehmen müssen. Doch vor allem auf einer Position hat sich die Situation in den vergangenen Jahren verschärft.
Unions Doppelspitze hatte taktische Gründe
Während es bei den Torhütern gar nicht anders möglich ist, nur einen in die Startelf stellen zu können, hat sich die Situation bei den Torjägern verschärft. Die Jahre, in denen es selbstverständlich gewesen ist, mit zwei echten Sturmspitzen anzutreten, sind längst vorbei. Meist steht nur noch ein zentraler Angreifer auf dem Platz, der zweite Mann ist schon der erste Reservist.
Um so bemerkenswerter ist die Tatsache, dass Union in Mainz von dieser Normalität abgewichen ist und nicht nur auf Sebastian Andersson, sondern auch auf Sebastian Polter von Beginn an gesetzt hat. Der Mut von Trainer Fischer, mehr Angriff zu wagen, wurde belohnt.
Es sind zwei Überlegungen, die Unions Coach dazu veranlasst haben, in Mainz auf den doppelten Sebastian zu setzen. Zum einen natürlich die Spielweise des Gegners. „Für uns war wichtig, dass wir die beiden zentralen Verteidiger plus den defensiven Mittelfeldspieler, die den Spielaufbau betreiben, unter Druck setzen. Das ist uns gelungen, die Mannschaft hat das sehr gut umgesetzt.“
Stürmer mit kameradschaftlichem Konkurrenzkampf
Der zweite Grund ist das Klima innerhalb der Mannschaft, speziell das der Stürmer. Signale, die den Trainer dazu veranlassen, mutiger zu sein. Fischer erklärte: „Wenn sich jeder in den Dienst der Mannschaft stellt, sieht man auch, dass die Mannschaft Qualität hat. Es geht um eine Gemeinschaft und darum, dass wir besser werden.“
Die Gemeinschaft scheint bei den Stürmern trotz allem Egoismus, den es vor dem Tor auch braucht, vorhanden zu sein. „Seb“ und „Polti“ – ihre Spitznamen bei Union, um die zwei Sebastians auseinanderzuhalten – pflegen einen Konkurrenzkampf, den man kameradschaftlich bezeichnen kann.
Abzulesen ist dies an den Äußerungen der vergangenen Wochen. „Es war toll, mit Polter von Anfang an zusammenzuspielen, wir arbeiten gut miteinander“, sagte Andersson nach dem Sieg in Mainz und seinen Saisontoren vier und fünf.
Union-Stürmer Andersson wieder für Schweden nominiert
Polter ging als Startspieler gegen Mainz zwar leer aus, beim FC Bayern (1:2) und im Derby gegen Hertha BSC (1:0) traf er jedoch als Einwechselspieler für Andersson vom Elfmeterpunkt. Von dort hatte Andersson in München verschossen.
Dennoch hätte Polter dem Schweden das Tor gegönnt. „Ich würde ihn auch wieder den Elfmeter schießen lassen, wenn er davon überzeugt ist zu schießen. Letztendlich ist ein Stürmer dazu da, das in ihn gesetzte Vertrauen auch auf den Elfmeterpunkt zu bringen und den Ball auch reinzumachen. Jetzt ist er bei ‘Seb’ mal nicht reingegangen“, so der Publikumsliebling.
Daran hatte der schwedische Nationalspieler, der erneut die „Tre Kronor“ in der EM-Qualifikation verstärken wird (Freitag in Rumänien, am Montag danach gegen die Färöer), „ein bisschen zu beißen“, wie Trainer Fischer feststellte: „Das hat etwas an seinem Selbstvertrauen genagt.“
Andersson favorisiert die Zwei-Stürmer-Variante
Um so befreiter jubelte Andersson nach seinen beiden Toren in Mainz. Auch weil er durch Polters Anwesenheit auf dem Platz bei Flanken etwas mehr Freiraum verspürte. Mit ein Punkt, warum Andersson ein Fan der Zwei-Stürmer-Variante ist.
„Davon habe ich auch schon gehört“, lässt sein Trainer dazu wissen. Zugleich machte Fischer aber auch deutlich, dass das Grundkonstrukt mit nur einer Spitze wohl der Favorit bleiben wird.
„In erster Linie muss Andersson schauen, dass er auf dem Feld steht und sich nicht darum sorgen, dass noch einer neben ihm steht“, machte Fischer deutlich. Natürlich dürften und sollten sich die Spieler auch immer äußern, „aber am Schluss muss er das umsetzen, was wir von ihm verlangen“.
Gegen Gladbach wohl wieder nur mit einem Stürmer
In Mainz wurde von Andersson und Polter nichts anderes verlangt, als mit großer Laufbereitschaft das Aufbauspiel des Gegners zu unterbinden und vor dem gegnerischen Tor selbst konsequent zu sein. Beides gelang dem doppelten Sebastian.
Dass einer von beiden nach der Länderspielpause dennoch erst wieder auf die Bank muss, scheint unausweichlich. Erst recht mit Blick auf den nächsten Gegner, der am 23. November in der Alten Försterei vorspielt: Spitzenreiter Borussia Mönchengladbach.
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