Berlin. Sympathien für den Gegner sind zweifelsohne vorhanden. Wobei Urs Fischer, der Trainer des 1. FC Union, seinen Gegenüber vom SC Freiburg ebenso unzweifelhaft eher als Kollegen betrachtet. Als „sehr erfrischend“ bezeichnet Fischer folglich Christian Streich.
Auf der Trainertagung am Montag vergangener Woche hatten beide beim Frühstück die Gelegenheit, „sich über Dinge auszutauschen, die nicht so fußball-spezifisch sind. Das war eine sehr gute Atmosphäre und hat Spaß gemacht“, verriet Fischer.
Nur eines wird es nicht geben, wenn das Duell des Bundesliga-Aufsteigers gegen die Breisgauer am Sonnabend (15.30 Uhr) in der ausverkauften Alten Försterei angepfiffen wird: Geschenke. Union braucht nach vier Niederlagen in Folge einen Befreiungsschlag gegen Freiburg, sonst droht sogar das Abrutschen auf einen Abstiegsplatz.
Fischer: „Freiburg wirkt gefestigt“
Beim Versuch, zu Saisonbeginn Gegner zu finden, die zumindest in die Kategorie leichter einzuordnen sind, wären sicher auch die Freiburger in der Verlosung gewesen. Doch ausgerechnet in dieser Spielzeit haben die Streich-Schützlinge den Spaß am Fußball entdeckt und einen famosen Saisonstart hingelegt.
Lauscht man den Worten von Union-Coach Fischer, dann scheint die Aufgabe gegen Freiburg sogar noch schwerer zu sein als zuletzt gegen die Europapokal-Teilnehmer aus Leverkusen, Frankfurt und Wolfsburg.
Freiburg ist „eine Mannschaft, die sehr viel aufwendet, nicht aufgibt, wenn sie zurückliegt. Sie versuchen, Fußball zu spielen, haben Qualität im Umschaltspiel. Und ob über die Seite oder durchs Zentrum, sie haben auch Geschwindigkeit“, analysierte Fischer den Gegner: „Freiburg wirkt gefestigt, das wird eine interessante Aufgabe für uns.“
Freiburg-Coach Streich erwartet laute Försterei
Selbst Reiner Calmund, schwergewichtiger Ex-Manager von Bayer Leverkusen, konstatierte gerade erst über Twitter: „Vor Freiburg ziehe ich meinen Hut und meinen Bauch ein.“
Dazu passt, dass der SC, der als Tabellenvierter in den achten Spieltag ging, natürlich voller Selbstvertrauen in der Alten Försterei auftreten wird. „Wir sind zufrieden, aber nicht bequem, hoffe ich“, sagte Streich.
Ähnlich wie Fischer wisse auch er, was am Sonnabend in Köpenick auf ihn und seine Mannschaft zukommen wird. „Wahnsinnig laut“ werde es, so Streich, der sogar überlegt, Ohrstöpsel mit nach Berlin zu nehmen. Mit Union warte eine „hochaggressive Mannschaft“ auf sein Team.
Union muss vor dem Tor konsequenter werden
Lob, das Union in den vergangenen Wochen zuhauf bekommen hat. Punkte blieben in der Regel jedoch aus. Die Köpenicker begleitet ein Problem, das ihnen auch schon in der Aufstiegssaison zu schaffen gemacht hat, wegen der geringeren Qualität der Gegner jedoch nicht derart ins Gewicht gefallen ist wie nun in der Bundesliga.
„Ob in der Rückwärtsbewegung oder nach vorn – wie müssen konsequenter sein“, gab Fischer seinen Profis mit auf den Weg. Gerade vor dem Tor soll „noch konsequenter der Abschluss“ gesucht werden, mahnte Fischer.
Der Schweizer sprach sogar von mehr Egoismus, den seiner Spieler auf den Rasen bringen sollten, anstatt „nochmal einen Pass zu spielen.“ Dinge, die in der Länderspielpause verstärkt trainiert wurden und gegen Freiburg endlich zum Tragen kommen sollen.
Stürmer Andersson mit neuem Selbstvertrauen
Bleibt die Frage, wer die Tore schießen soll, die für einen Befreiungsschlag unablässig sind. Sebastian Andersson kam fit und dank seiner Einsätze in den EM-Qualifikationsspielen der schwedischen Nationalmannschaft mit Selbstvertrauen zurück. „Wenn es um Spielrhythmus geht, hat er die Nase vorn“, sagte Fischer.
Zudem ist Sebastian Polters Rot-Sperre abgelaufen. Doch der Angreifer war zuletzt immer nur zweite Wahl, konnte auch im Testspiel gegen Dresden (0:0) kaum Pluspunkte sammeln. Und Anthony Ujah hat nicht nur den Dresden-Test wegen Krankheit verpasst. „Er konnte nicht spielen, dabei hätte es ihm gut getan“, sagte Fischer.
So wird es wohl doch auf Andersson hinauslaufen, der mit drei Saisontoren ohnehin Unions bester Torschütze in dieser Saison ist.
Union fühlt sich mit Dreierkette wohl
Taktisch dürfte Fischer seine Elf ähnlich auf den Rasen schicken wie zuletzt beim 0:1 in Wolfsburg. Soll heißen: Mit einer Dreierkette in der Defensive, die bei Ballverlust zur Fünferkette wird.
„Ich habe nie ein Hehl daraus gemacht, dass wir versuchen, etwas variabler zu werden“, erklärte Fischer. In der vergangenen Zweitliga-Saison war die Viererkette nicht wegzudenken. Zuletzt in Wolfsburg war die veränderte Defensivformation der Schlüssel dafür, dass Union über weite Strecken mithalten konnte.
„Die Dreierkette ist für uns eine gute Lösung und hat nicht immer nur etwas mit dem Gegner zu tun“, sagte Fischer: „Und die Mannschaft findet sich da gut zurecht.“
Union-Kapitän Trimmel: „Müssen Punkte holen“
Es war Christopher Trimmel, Unions Kapitän, der die vergangenen Wochen treffend zusammenfasste. „In den letzten Spielen war es von uns nicht schlecht, aber wir müssen Punkte holen und unser Können über 90 Minuten abrufen“, forderte der Österreicher.
Vor den anstehenden schweren Aufgaben beim deutschen Meister Bayern München (26. Oktober) und anschließend im Derby gegen Hertha BSC (2. November) eine nachvollziehbare Forderung.
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