Berlin. An Selbstbewusstsein mangelt es ihm nicht. „Ich weiß was ich kann und ich weiß, dass wir nicht so einen Spielertypen wie mich in der Mannschaft haben. Letztendlich geht es für mich primär darum, dass ich mich verbessere und gute Spiele mache“, sagt Robert Zulj (sprich: Jul). Seit Ende August ist der Österreicher Mittelfeldspieler beim 1. FC Union. Einer, der – wie er selbst sagt – den Unterschied ausmachen kann: „Ich habe Qualitäten, um ein Spiel zu entscheiden. Aber natürlich brauche ich dazu auch die Mannschaft. Doch wenn die Idee von dir kommt – dann spricht man ja auch von Unterschiedsspieler.“
Wenn Union am Montagabend beim FC Ingolstadt (20.30 Uhr, Sky) den achten Zweitliga-Spieltag beschließt, hofft der 26-Jährige darauf, einen weiteren Schritt in die richtige Richtung machen zu können. In seinen bisherigen fünf Auftritten für die Köpenicker konnte der Mittelfeldspieler dem Union-Spiel noch nicht seinen Stempel aufdrücken, auch im vergangenen Heimspiel gegen Kiel (2:0) nicht, in dem er erstmals über volle 90 Minuten agieren durfte.
Der Grund dafür ist ein anderer Unterschied, der größer ist als vielleicht angenommen. „Es war schon eine Umstellung vom Erstliga- auf Zweitliga-Fußball“, gesteht Zulj: „Es ist eklig, in der Zweiten Liga zu spielen, weil viele lange Bälle gespielt werden und es viele Zweikämpfe gibt. Daran muss man sich erst wieder gewöhnen.“
Konkurrenzkampf mit Kroos beflügelt den Österreicher
Bei der TSG Hoffenheim, von der Union den Offensivmann bis Saisonende ausgeliehen hat, steht das fußballerische Element mehr im Vordergrund. Auch deshalb war Zulj nach drei Jahren bei Greuther Fürth im vergangenen Jahr nach Hoffenheim gewechselt. „Ich bin ein Spieler, der gern kurze Bälle und Flachpässe spielt, das kommt mir entgegen“, erklärt Zulj. Ballkontakte in den Halbräumen, „genau das ist mein Spiel“. Nur: Wirklich zum Zug kam er unter Trainer Julian Nagelsmann nicht, auch wegen einer Schambeinentzündung samt nachfolgendem Trainingsrückstand.
Dass erst gegen Kiel erstmals wirklich zu erahnen war, wohin Unions Reise mit Zulj gehen kann, ist einem ganz einfachen Umstand geschuldet. „Ich musste erst mal ankommen und verstehen, was der Trainer will und welche Qualitäten die Mannschaft hat“, so Zulj. Und Trainer Urs Fischer sieht ihn auf dem richtigen Weg. Gegen Kiel habe Zulj „die Chance genutzt, sich zeigen zu können. Ebenso wie auch Felix Kroos im Spiel davor“.
Konkurrenz, die beim Kampf um die Stammelfplätze beflügelt und auch Zulj antreibt. „Die Konkurrenz ist gut. Wir sind Union Berlin, nicht ein kleiner Verein in der Zweiten Liga, der nur elf oder zwölf gute Spieler hat“, verdeutlicht er.
Zulj lobt Fischer Fähigkeiten
Dabei hat Zulj in wenigen Wochen die Fähigkeit Fischers, die Probleme vor der Mannschaft zu moderieren, zu schätzen gelernt: „Er ist sehr, sehr ruhig. Auch wenn wir ein paar Defizite haben, nimmt er das gelassen. Er kommt am nächsten Tag wieder mit einem Lachen zum Training und sagt: Männer, heute machen wir es besser. Das ist eine Qualität, die ich sehr schätze am Trainer.“
Gelassen spricht Zulj über seine Situation, von Anspannung oder gar Ungeduld keine Spur. „Ich bin im Privatleben ganz ruhig und locker, versuche immer, das Positive zu sehen im Leben.“ Auch weil sein Leben „das schönste ist, was ich mir erträumen konnte“. Der Sohn kroatischer Eltern, im oberösterreichischen Wels geboren und aufgewachsen, kam über die Stationen Linz, SV Ried und Red Bull Salzburg nach Fürth. Mit Ried gewann er 2011 den Pokal, mit Salzburg 2014 das Double. Sogar bis in die U-Mannschaften Österreichs hatte er es geschafft. Sein vielleicht größtes Manko: „Ich bin kein guter Verlierer.“
Um diesem Gefühl weiter entgehen zu können, wird Union seine Spielweise – ganz dem Plan Fischers folgend – noch konsequenter anpassen müssen. „Ich gewöhne mich immer mehr an die Mannschaft, langsam kommen auch die Automatismen. Es geht in die richtige Richtung, aber ich will noch härter arbeiten“, sagt Zulj. Und: „Wir können Fußball spielen – wenn wir das auch alle wollen und nicht nur drei Spieler, während die restlichen sich auf einen langen Ball einstellen.“
„Dann kann das sehr gut werden“
Es ist die Grundvoraussetzung dafür, damit nicht nur die Hoffnung Oliver Ruhnerts Realität werden kann. Unions Geschäftsführer Profifußball hatte bei der Verpflichtung Zuljs einen „vielseitigen und robusten Offensivspieler“ angekündigt, „der unser Angriffsspiel variabler machen kann“.
Den Gegner ausspielen und Chancen ermöglichen – „genau dafür bin ich hergekommen, das war auch der Grund, warum mich der Verein geholt hat“, sagt Zulj mit einem guten Gefühl: „Wenn wir defensiv so stabil bleiben und das Fußballerische noch verbessern, dann kann das sehr gut werden.“