Berlin. Wie schnell doch die Zeit vergeht. Eben noch war das Aufeinandertreffen des 1. FC Union und des FC St. Pauli ein Duell der Enttäuschten, die um den Verbleib in Liga zwei bangen mussten, anstatt um den Aufstieg in die Bundesliga mitzuspielen. Am Sonntag, (13.30 Uhr, Alte Försterei), gut vier Monate später, stehen sich beide Klubs erneut gegenüber. Die Blicke sind auch längst wieder nach oben gerichtet. Die Wege, die die beiden Teams eingeschlagen haben, sind jedoch höchst unterschiedlich.
Hier die Köpenicker, die nach acht Abgängen, neun Zugängen und zwei Rückkehrern ein völlig anderes Bild abgeben; dort die Hamburger, die sich auf dem Transfermarkt mächtig zurückgehalten haben. Henk Veerman und Marvin Knoll sind neu hinzugekommen – fertig. So unterschiedlich die Herangehensweise vor der Saison auch war, der Erfolg zum Auftakt gibt beiden Ansätzen recht. St. Pauli gewann die ersten zwei Spiele (2:1 in Magdeburg, 2:0 gegen Darmstadt), Union gelang nach dem Auftaktsieg gegen Aue (1:0) ein Remis bei Aufstiegsfavorit Köln (1:1).
Getreu dem Motto „Alle Wege führen nach Rom“ haben es beide Mannschaften geschafft, etwas zurückzugewinnen, das ihnen in der vergangenen Saison abhanden gekommen war, jedoch für den Erfolg unabdingbar ist: Teamgeist. Laut Uwe Stöver, St. Paulis Geschäftsleiter Sport, haben die Spieler „vieles aus der vergangenen Saison aufgenommen und verarbeitet“. Und die Sorge vieler Anhänger, das Saisonziel der Kiezkicker (Top Sechs) sei wegen der geringeren Transferaktivitäten reine Utopie, wischte Stöver einfach weg. „Neue Spieler zu holen bedeutet nicht, dass alles besser wird. Die eigenen Spieler kennt man meist besser. Und wir wissen, dass wir gute Typen in der Mannschaft haben“, ließ der Ex-Profi (Leverkusen, Mainz) wissen.
DFB-Pokal-Aus macht die Hamburger noch gefährlicher
Die so oft zitierten Automatismen, die bei den Hamburgern auch wegen zahlreicher Verletzungen fehlten, greifen nun vom ersten Spiel an. Bei Union wiederum, haben die Zugänge Manuel Schmiedebach und Torwart Rafal Gikiewicz der Defensive mehr Stabilität gegeben. Und mit Sebastian Andersson kommt ebenfalls eine Neuverpflichtung langsam ins Rollen, der Schwede erzielte in Köln und auch in der ersten Pokalrunde in Jena (4:2) jeweils einen Treffer. „Das Zusammenspiel klappt eben immer besser“, nannte Unions Stürmer den Grund.
Dass Union-Trainer Urs Fischer ein „tolles Spiel“ in der ausverkauften Alten Försterei erwartet, kommt also nicht von ungefähr. Wobei es doch einen Knackpunkt geben könnte, der Union in die Karten spielt. Das Aus in der ersten DFB-Pokalrunde zuletzt beim Drittligisten Wiesbaden (2:3 nach Verlängerung) hat den Hamburgern schon ein wenig zu schaffen gemacht. „Es gibt zwei Möglichkeiten: Entweder es belastet und hemmt dich, oder du willst eine Trotzreaktion zeigen. Das macht St. Pauli eher gefährlicher für uns. In erster Linie müssen wir schauen, dass wir unsere Leistung abrufen“, mahnt der Union-Coach.
Sollten die Köpenicker ähnlich wie in den bisherigen drei Pflichtspielen sich nicht aus der Ruhe bringen lassen, steht einem weiteren Erfolg in der Liga nichts mehr im Wege.