Fussball

Union Berlin ist durch nichts zu erschüttern

| Lesedauer: 5 Minuten
Michael Färber
19.08.2018, Thüringen, Jena: Fußball: DFB-Pokal, FC Carl Zeiss Jena - 1. FC Union Berlin, 1. Runde am 19.08.2018 im Ernst-Abbe-Sportfeld in Jena. Die Spieler von Union Berlin freuen sich über einen verwandelten Elfmeter. (Wichtiger Hinweis: Der DFB untersagt die Verwendung von Sequenzbildern im Internet und in Online-Medien während des Spiels (einschließlich Halbzeit). Sperrfrist! Der DFB erlaubt die Publikation und Weiterverwertung der Bilder auf mobilfunkfähigen Endgeräten (insbesondere MMS) und über DVB-H und DMB erst nach Spielende.) Foto: Hendrik Schmidt/dpa-Zentralbild/dpa +++ dpa-Bildfunk +++

19.08.2018, Thüringen, Jena: Fußball: DFB-Pokal, FC Carl Zeiss Jena - 1. FC Union Berlin, 1. Runde am 19.08.2018 im Ernst-Abbe-Sportfeld in Jena. Die Spieler von Union Berlin freuen sich über einen verwandelten Elfmeter. (Wichtiger Hinweis: Der DFB untersagt die Verwendung von Sequenzbildern im Internet und in Online-Medien während des Spiels (einschließlich Halbzeit). Sperrfrist! Der DFB erlaubt die Publikation und Weiterverwertung der Bilder auf mobilfunkfähigen Endgeräten (insbesondere MMS) und über DVB-H und DMB erst nach Spielende.) Foto: Hendrik Schmidt/dpa-Zentralbild/dpa +++ dpa-Bildfunk +++

Foto: Hendrik Schmidt / dpa

Das Pokalspiel in Jena zeigt, dass der neue Trainer dem 1. FC Union eine neue Sachlichkeit verpasst hat.

Berlin.  Die Frage nach dem Wunschgegner in der zweiten Runde des DFB-Pokals ließ nicht lange auf sich warten. „Ein Derby vielleicht? Das wäre doch schön“, sagte Sebastian Andersson, Stürmer des 1. FC Union. Sein schwedischer Landsmann und Mitspieler sah dies ähnlich. „Hertha wäre doch nett“, erklärte Simon Hedlund. Keine Frage, die Profis des Berliner Fußball-Zweitligisten haben nach dem 4:2 beim FC Carl Zeiss Jena in Runde eins offenbar Gefallen am nationalen Cupwettbewerb gefunden. Und an der Möglichkeit, sich nun mit klassenhöheren Teams zu messen. Dass Hertha erst am Montag in Braunschweig spielte (nach Redaktionsschluss beendet), einen Tag nach Union, widerspricht dem Selbstbewusstsein der Köpenicker nicht.

Und doch richtete sich der Fokus noch in der Nacht von Jena gleich wieder auf den Liga-Alltag, auf das nächste Heimspiel gegen den FC St. Pauli am Sonntag (13.30 Uhr, Alte Försterei). „St. Pauli musste in die Verlängerung, Ich bin froh, dass wir das Spiel in 90 Minuten gewonnen haben“, atmete Hedlund durch, der die Union-Treffer drei und vier beigesteuert hatte.

Zwei Tore, die der „Man of the Match“ vom Elfmeterpunkt und nach herrlichem Pass von Grischa Prömel ruhig und überlegt erzielt hatte. Was Hedlund im Speziellen offenbarte, zeigte die komplette Mannschaft die gesamten 90 Pokalminuten über. Unaufgeregt, nahezu sachlich, absolvierten die Köpenicker ihr Pensum. Dass sie den Weg wie zum Beispiel Pokalsieger Eintracht Frankfurt (1:2 beim SSV Ulm), der VfB Stuttgart (0:2 bei Hansa Rostock) oder Jahn Regensburg (1.2 bei Chemie Leipzig) gehen und in der ersten Runde scheitern würden, stand in Jena nie zur Debatte. Union behielt in jeder Phase die Konzentration und ließ sich auch von Rückschlägen nicht aus dem Konzept bringen.

Ist dies die neue Qualität, die Union dank Trainer Urs Fischer gewonnen hat?

Natürlich wiegelt der Schweizer dies zunächst ab. „Nach drei Spielen von Qualität zu sprechen, ist verfrüht“, sind für Fischer die Liga-Duelle gegen Erzgebirge Aue (1:0) und beim 1. FC Köln (1:1) sowie das Pokalspiel noch nicht aussagekräftig genug. „Ob es ein Markenzeichen wird, sehen wir, wenn wir zehn Spiele absolviert haben und dabei genau so gefordert worden sind wie in Jena“, fügte der 52-Jährige hinzu.

Dennoch ist nicht zu übersehen: Anders als noch in der vergangenen Saison hinterlassen Gegentore oder vergebene Chancen – und davon gab es einige in Jena – keine Spuren mehr. „Natürlich bin ich erfreut, dass man von außen sieht, dass die Mannschaft die Ruhe behält“, so Fischer. Da er in der vorigen Spielzeit jedoch nicht verantwortlich gewesen ist für den Zustand der Mannschaft, sträubt sich der Coach, daraus bereits eine Entwicklung abzuleiten, die im weiteren Saisonverlauf den Unterschied ausmachen kann. Er habe ja nur die drei Spiele, die er bewerten könne.

Andere wagen sich da schon ein wenig mehr nach vorn. Christopher Trimmel zum Beispiel, der Kapitän. „Wir wissen, dass uns ein oder zwei Gegentore nicht aus der Ruhe bringen. Wenn man da die Nerven verliert, bekommt man vielleicht noch mehr Gegentore“, sagte der Österreicher. Getreu dem Motto: Wenn wir einen Treffer kassieren, dann schießen wir eben selbst ebenfalls noch einen.

Und doch lässt auch Fischer immer wieder durchblicken, dass Union sich genau auf diesem Weg befindet, jedes Spiel professionell mit Qualität zu Ende bringen zu können. „Wenn ich die drei Spiele nehme, waren unsere Auswechselspieler immer bereit. Diesen Fokus musst du erst hinbekommen“, erzählte Fischer. Er ist weit davon entfernt, die Lorbeeren dafür für sich allein zu beanspruchen. Also verteilt er sie gleich „an alle, weil es in die gleiche Richtung geht. Das beginnt vom Materialwart über das Trainerteam bis hin zum Präsidium – alle helfen mit, dass die Mannschaft ihre Leistung auf dem Platz bringt“.

Die Zugänge haben sich schnell ins Team eingefügt

Ein Grund dafür ist auch, dass sich Zugänge wie Andersson, Manuel Schmiedebach im defensiven Mittelfeld oder Torwart Rafal Gikiewicz schnell ins Team eingefügt haben. „Du kannst Spieler aber nur in eine Mannschaft integrieren, wenn sie gefestigt ist“, erklärte Fischer. Wieder ist die Rede vom Fundament, das vorhanden sein muss. Und vom Teufelskreis, um den keine Mannschaft herumkommt. „Man braucht Resultate, man braucht Vertrauen. Doch das bekommst du nur, wenn die Ergebnisse stimmen“, sagte Fischer. Dem folgend, ist das Vertrauen in die eigene Stärke bei Union derzeit ziemlich groß.

Mehr über Union Berlin:

Union setzt auf Stabilität statt Rotation

Sebastian Andersson ist Unions stiller Genießer