Zweite Liga

Union muss in Köln zum Spielverderber werden

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Michael Färber
Marcel Hartel (l.) erwartet in Köln einiges an Gegenwehr

Marcel Hartel (l.) erwartet in Köln einiges an Gegenwehr

Foto: nordphoto / Engler / nordphoto

Zweitligist Union sollte sich im Spitzenspiel beim Absteiger Köln die WM zum Vorbild und dem Favoriten die Freude am Fußball nehmen.

Berlin.  Über die bisherigen Spiele des 1. FC Union beim 1. FC Köln will der neue Trainer Urs Fischer nichts wissen. „Das ist Vergangenheit, ich lebe in der Gegenwart“, sagte der Schweizer in Diensten des Fußball-Zweitligisten. Und tut gut daran, denn die Bilanz liest sich verheerend: 0:7 im Oktober 2002 mit anschließender Entlassung von Trainer Georgi Wassilew, wieder kein Tor beim 0:2 im Februar 2013, schließlich das 0:4 neun Monate später, das den ersten zarten Aufstiegsträumen einen Dämpfer verpasste.

Doch trotz des Ausblendens der bislang wenig erfreulichen Historie ist Fischer bewusst, dass die Hürde am zweiten Spieltag der noch jungen Saison höher nicht sein kann. Der Bundesliga-Absteiger, am Montag Gastgeber der Köpenicker (20.30 Uhr, Sky), ist für Fischer neben dem Hamburger SV „der Topfavorit auf den Aufstieg“.

Mut fordert der Coach von den Seinen, auch eine gewisse Begeisterung für die Partie unter Flutlicht vor 50.000 Zuschauern, darunter etwa 2000 Union-Fans. „Wir müssen uns auf dieses Spiel freuen“, mahnte Fischer. Und natürlich fahre seine Mannschaft nach Köln mit dem Gedanken, „dass wir dieses Spiel auch gewinnen können. Ansonsten sparen wir uns die komplizierte Reise, rufen in Köln an und bleiben hier“. Es versteht sich von selbst, dass dies keine Option ist.

Die Räume eng halten und Standards nutzen

Es gilt die Devise, die auch schon zum Auftakt gegen Aue den Erfolg gebracht hatte. Erst einmal defensiv richtig gut stehen. Mehr noch, dem Favoriten muss die Freude am eigenen Spiel genommen werden. Ganz nach dem Vorbild der Weltmeisterschaft in Russland, wo in diversen Partien das fußballerisch bessere Team keinen Platz bekam, um seine Qualitäten ausspielen zu können, und oft auch unterlag. Eine Devise, die aller Voraussicht nach alle 18 Zweitligisten durch die Saison begleiten wird.

„Wenn du ihnen Raum gibst, dann bekommst du Probleme“, sagte Fischer also mit Blick auf die Qualitäten der Kölner: natürlich die Offensive. Unions Trainer nennt Jhon Cordoba, Serhou Guirassy oder Christian Clemens, auf die es aufzupassen gilt, spricht von „hoher Geschwindigkeit, Qualitäten im Eins gegen Eins und im Umschaltspiel“, wodurch sich die Rheinländer auszeichnen. Aber: „Wenn du ängstlich bist, minimieren sich die Chancen, etwas zu holen“, weiß Fischer: „Je mehr man den Gegner stört, desto fehleranfälliger ist er.“

Fehlt nur noch ein Plan, wie endlich ein Tor in Köln gelingen soll. Noch nach dem Aue-Sieg hatte Fischer Defizite in Sachen „Tempo, Zusammenspiel, Abstimmung, auch Genauigkeit“ ausgemacht. Doch auch hier soll als Vorbild die WM dienen, wo ein Drittel der 169 Tore aus ruhenden Bällen resultierte. „Standards gehören zum heutigen modernen Fußball dazu, sie können den Unterschied ausmachen“, weiß Fischer. Nachvollziehbar, kam der Auftakterfolg gegen Aue doch dank eines direkten Freistoßes von Felix Kroos zustande. „Wichtig ist nur, dass du Freistöße provozierst“, so Fischer.

Hartels Rückkehr nach Köln

Einer, der dafür sorgen könnte, ist Marcel Hartel, der unter Fischer aus der Lethargie der vergangenen Rückrunde wieder mehr Spielfreude versprüht und gegen den Klub, für den er insgesamt 15 Jahre gespielt hat, ehe er im vergangenen Sommer zu Union wechselte, besonders motiviert sein dürfte.