Berlin. Michael Parensen ist gegen Aue zur Stelle, als er gebraucht wird. Trainer Fischer: “Da entsteht eine Mannschaft, die zusammenhält.“
Die Erleichterung war Urs Fischer anzusehen. Das lag daran, dass der Trainer des 1. FC Union nach dem Vormittagstraining für die Reservisten am Montag endlich in den Schatten durfte. Und natürlich am gelungenen Saisonstart des Fußball-Zweitligisten am Sonntag. Das 1:0 gegen Aue hatte Fischer noch am Abend mit einem „feinen Radler“ begossen, am Montagmorgen habe er „der Mannschaft ein Riesenkompliment gemacht für die Art, wie sie aufgetreten ist“.
Es sind zwei Botschaften, die von diesem ersten Saisonauftritt ausgehen. Die eine ist an die Liga-Konkurrenz gerichtet: Union präsentiert sich wieder mehr als echte Einheit. „Diese Freude nach dem Tor, auch bei den Ersatzspielern – jeder stand auf dem Platz. Das zeigt mir, da ist etwas am entstehen, das ist eine Mannschaft, die zusammenhält“, erzählte Fischer. Die andere Botschaft betrifft vor allem den Kader der Köpenicker selbst: Jeder wird gebraucht.
Der Freistoßtreffer von Felix Kroos nur sieben Minuten nach seiner Einwechslung beweist dies. „Gut zugeschaut“, twitterte sein Bruder Toni und erinnerte damit an den 2:1-Siegtreffer im deutschen WM-Spiel gegen Schweden in letzter Sekunde. Kroos war zur Stelle, als die Mannschaft ihn brauchte.
Das galt im Besonderen für Michael Parensen. Seinen überraschenden Vorzug vor Lars Dietz hatte Trainer Fischer mit der größeren Erfahrung Parensens begründet. Damit lag er goldrichtig. Oder wie sich Parensen selbst so treffend charakterisiert: „Es ist mein Job, da zu sein, wenn ich gebraucht werde.“ Mit dieser Einstellung hat es Parensen seit Januar 2009 jedem Union-Trainer schwer gemacht, auf ihn zu verzichten. Schon oft wurde er zu den Auslaufmodellen gestellt, ob unter Norbert Düwel oder erst recht unter Jens Keller.
Fischer lobt den 32-Jährigen für seine Führungsqualität
Auch mit dem Neustart unter Urs Fischer schien die Zeit für den ewigen Unioner gekommen, sich als nun 32-Jähriger mit dem Pendeln zwischen Bank und Tribüne vertraut machen zu müssen, obwohl er seinen Vertrag erst im März um ein weiteres Jahr bis Sommer 2019 verlängert hatte. Doch am Sonntag „hat mich der Trainer gebraucht. Und das ist mit dem Sieg auch aufgegangen.“
Nun zählt der Schweizer Coach nicht zu jenen, die einzelne Profis mit einem Sonderlob würdigen. Folglich geht Fischer den Umweg über die komplette Mannschaft, ehe er den Musterprofi doch noch extra hervorhebt. „Das Gesamtverhalten hat in der Rückwärtsbewegung sehr gut funktioniert, da musste Parensen auch seinen Teil beitragen“, erklärte Fischer also: „In erster Linie sind schon die Verteidiger dafür zuständig, die Spieler vor ihnen zu leiten und zu coachen. Das haben sie gut gemacht.“
Erst als die Sprache auf den elf Jahre jüngeren Dietz kommt, der statt Parensen in der Startelf erwartet wurde, wird Fischer konkreter. Parensen sei „sehr solide in dem, was er tut. Er ist polyvalent einsetzbar, ich denke dabei vor allem an die Position in der Innenverteidigung und im defensiven Mittelfeld. Und er ist ein positiver Spieler, der Gewicht in der Mannschaft hat und Verantwortung übernimmt.“ Als Abräumer in letzter Verteidigungslinie. Und als ruhender Pol, selbst noch für jemanden wie Marvin Friedrich, der mit seinen 22 Jahren keineswegs unerfahren ist. Dennoch gibt der Ex-Schalker und Ex-Augsburger zu verstehen: „Auf Micha kann man sicher immer hundertprozentig verlassen. Er hat schon sehr viele Zweitligaspiele für Union gemacht und ich fühle mich wohl neben ihm. Er gibt der Mannschaft viel Ruhe.“
In Köln steht sein 200. Einsatz für Union in Liga zwei bevor
Sollten Parensens Qualitäten auch am Montag im schweren Auswärtsspiel beim Bundesliga-Absteiger 1. FC Köln benötigt werden, käme Unions Rekordspieler zu seinem 200. Zweitliga-Einsatz für die Köpenicker. Was bis dahin besser werden muss? Publikumsliebling Parensen nimmt kein Blatt vor den Mund: „Ich finde, dass wir viele Angriffe besser ausspielen können, weniger den Weg nach hinten suchen sollten. Auch in der Abstimmung ist noch einiges zu verbessern. Die gesamte Spielanlage muss noch klarer und strukturierter werden.“
Parensen ist bereit für den Hexenkessel in Köln. Im Gegensatz zu seinen Mitbewerbern in der Innenverteidigung. Marc Torrejon, Fabian Schönheim und Florian Hübner sind nach ihren Verletzungen „noch nicht so weit“, sagte Fischer: „Hübner macht Fortschritte, hat aber noch kein Spiel in den Beinen. Die Karten werden nicht schlecht stehen“, dass Parensen in Köln sein Jubiläum feiern kann.
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