Berlin. Wenn es eine Bezeichnung gibt, die Urs Fischer in seinen ersten Tagen beim 1. FC Union gern verwendet hat, dann ist es: Fundament. „Es gilt jetzt, das Fundament zu legen“, sagte der Schweizer oft während der ersten eineinhalb Wochen der Saisonvorbereitung, die Testspiele gegen Jena (1:1), Chemnitz und Fürstenwalde (je 3:1) inklusive. Man könnte annehmen, Fischer sei nicht Trainer des Berliner Fußball-Zweitligisten, sondern Bauherr. Im übertragenen Sinne ist dies auch richtig, schließlich verantwortet der 52-Jährige den Aufbau einer neuen Union-Mannschaft, deren Weg einmal in die Bundesliga führen soll. Am Sonntag beginnt Phase zwei des Neuaufbaus mit dem zehntägigen Trainingslager in Klosterpforte/Nordrhein-Westfalen.
Es gilt, den Kader zu einer Einheit zu formen
Das ist allein schon wegen der sechs Zugänge eine Herausforderung. Fehlt dann mit Marc Torrejon auch noch eine Stammkraft aus der vergangenen Spielzeit, wird die Aufgabe nicht einfacher. Der Spanier weilt in seiner Heimat, um sich nach einer Muskelverletzung wieder in Form zu bringen. Auch Fabian Schönheim, der nach einer Knie-Operation schon seit Jahresbeginn ausfällt, wird fehlen. Der Innenverteidiger ist in der Pfalz zur Reha.
Und Sebastian Polter bleibt in Berlin, um sein Aufbauprogramm nach seinem Achillessehnenriss vom März fortzusetzen. Der Stürmer hatte zwar vor einer Woche im Kurztrainingslager in Bad Saarow bereits wieder eine erste kleine Laufeinheit absolviert, mit einer Rückkehr ist allerdings erst ab Herbst zu rechnen.
Viele Fragen müssen geklärt werden
Drei Fragen sind in den kommenden zehn Tagen, die auch ein Testspiel gegen den englischen Zweitligisten Norwich City (17. Juli) beinhalten, zu klären. Erstens: Wer wird die Nummer eins im Tor? Der Däne Jakob Busk (24) hat das Duell gegen den sechs Jahre älteren Zugang Rafal Gikiewicz angenommen. Und ehrgeizig wie der Blondschopf ist, wird er alles daran setzen, nicht wieder nur auf der Bank Platz nehmen zu müssen. In der Vorsaison hatte er seinen Stammplatz an Daniel Mesenhöler (inzwischen MSV Duisburg) verloren. Zweitens: Wer ersetzt Polter? Sebastian Andersson, schwedischer Zugang aus Kaiserslautern, ist Trainer Fischer bereits positiv aufgefallen.
Hosiner gibt sich kämpferisch
Philipp Hosiner startet seinen dritten Versuch, bei Union endlich Stammstürmer zu werden. Verletzungen hatten den Österreicher in den Vorjahren immer wieder zurückgeworfen – dazu kam Polters Rückkehr. „Ich muss mich auf keinen Fall verstecken“, gibt sich Hosiner gewohnt kämpferisch. Im Test gegen Jena dokumentierte er sein Selbstbewusstsein beim Elfmeter zum 1:1, als er sich den Ball einfach schnappte und einschoss. Hosiner: „Als Stürmer muss man ein wenig egoistisch sein und Verantwortung übernehmen.“
Schließlich wird Fischer klären müssen, wohin mit den Rückkehrern Christopher Lenz und Eroll Zejnullahu. Linksverteidiger Lenz wird wegen des Überangebots auf dieser Seite (Ken Reichel, Peter Kurzweg) immer öfter auf rechts ausprobiert, wo Christopher Trimmel quasi unangefochten herrscht und gute Leistungen bringt. Zejnullahu muss zeigen, dass er sich nach seiner Leihe zum SV Sandhausen weiterentwickelt hat.
Mit 23 Feldspielern und drei Torhütern macht sich der Union-Tross am Sonntag um 9 Uhr auf den Weg nach Nordrhein-Westfalen, um 16.30 Uhr ist bereits die erste Übungseinheit in Klosterpforte angesetzt. Nicht das komplette Trainingslager absolvieren wird Jung-Profi Lennart Maloney (18). Der Innenverteidiger wurde ins Camp der U20-Junioren der USA in Raleigh/Carolina (15.-22. Juli) berufen, in dem auch zwei Freundschaftsspiele warten.
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