Berlin. Union hat mit dem Sturmtrio Sebastian Polter, Steven Skrzybski und Simon Hedlund einen Trumpf im Aufstiegsrennen der Zweiten Liga.
Sebastian Polter konnte nicht anders, als spontan darüber zu lachen. Beim 2:0 gegen 1860 München ohne eigenes Tor, schon am Spieltag zuvor in Karlsruhe nicht getroffen. Steckt der Stürmer des 1. FC Union etwas in der Krise? „Nicht getroffen und trotzdem glücklich“, sagte Polter also, wohl wissend, dass die Frage nur als Frotzelei zu verstehen war.
Von einer Krise ist Polter (zwei Tore) so weit entfernt wie der Berliner Fußball-Zweitligist von einem Abstiegsplatz. Der 25-Jährige hat als Teil eines stürmischen Trios maßgeblichen Anteil daran, dass die Köpenicker als Tabellendritter den Druck auf die vor ihnen platzierten Bundesliga-Absteiger VfB Stuttgart und Hannover 96 vergrößert haben. Steven Skrzybski, Simon Hedlund und eben Polter – diese drei sind nicht zu fassen.
Und zumindest Hannover wird nach dem mageren 2:2 gegen Abstiegskandidat Bielefeld am Sonnabend eher nach hinten als nach vorn schauen. Denn die Niedersachsen und Union trennt gerade noch ein Pünktchen. „Dass wir auf Platz drei stehen, ist sehr angenehm, und dass wir den Druck auf die Oberen erhöhen, auch“, sagte Trainer Jens Keller. Und der Coach wusste, wem er dies zu verdanken hatte. „Die linke Offensivseite hat getroffen, die rechte auch, und Polter war wir immer sehr präsent und hat eine Vorlage geliefert – natürlich kann man da zufrieden sein“, sagte der 46-Jährige.
Vertrauen in die Fähigkeiten der Mannschaft
Doch es war mehr als nur die Tore und deren Entstehung. Die Laufbereitschaft, die Wucht, mit der die Münchner auseinandergenommen wurden, selbst in der Schlussphase, in der die Kräfte normalerweise eher nachlassen, dazu das nach nur fünf Spielen frappierend gute Zusammenspiel – „das Vertrauen in die Qualität und die Fähigkeiten unserer Mannschaft ist einfach da“, fasste Skrzybski zusammen.
Das Eigengewächs ist das beste Beispiel dafür. Seinen achten Saisontreffer (die persönliche Bestmarke lag zuvor bei drei Zweitliga-Toren) feierte er mit seinen Sturmkollegen ausgelassen an der Eckfahne. Es scheint, als habe die bloße Anwesenheit Polters den 24-Jährigen noch einmal zu einer Leistungssteigerung veranlasst.
„Dass wir Zeit brauchen, um uns einzuspielen, war klar“, sagte Skrzybski. Doch das neue „Wir-Gefühl“, von dem Polter spricht, hat massiv dazu beigetragen, sich schnell aneinander zu gewöhnen. Dass sich Skrzybski und Polter bereits kennen seit der Saison 2014/15, in der Polter erstmals für Union spielte, trägt seinen Teil dazu bei. Und es hilft, den Dritten im Bunde noch schneller zu integrieren. Simon Hedlund, der gegen 1860 sein drittes Saisontor erzielte, ist ebenfalls aufgeblüht seit Beginn der Rückrunde.
Hedlund hat Selbstvertrauen entwickelt
„Wir harmonieren sehr gut, weil wir viel miteinander reden, auch im Training, um die Laufwege und Pässe noch besser abzustimmen“, erklärte Polter und spricht von Qualitäten des Schweden, „die uns nach vorn bringen, wenn er sie ausschöpft“. Da ist zuerst die Schnelligkeit, die auffällt. Doch Hedlund hat, nachdem er sich in der Hinrunde in der neuen Liga noch zurechtfinden musste, inzwischen auch das nötige Selbstvertrauen entwickelt.
Beleg dafür ist der Strafstoß in Karlsruhe. Nicht Polter oder Skrzybski traten vom Punkt an, sondern Hedlund schnappte sich den Ball und verwandelte. Eiskalt. Der 23-Jährige ließ anschließend wissen, dass er Polter „sehr dankbar“ war, dass er schießen durfte.
Auch Trainer Keller stärkte dem Flügelflitzer den Rücken. Zwar gebe es bei Elfmetern „eine Absprache, aber ich sage auch immer, man muss die Spieler selbst entscheiden lassen“, so Keller. Das Vertrauen wurde nicht enttäuscht.
Trainer Keller ist beeindruckt von der schnellen Umsetzung
Wie gut die drei Offensivkräfte inzwischen harmonieren, zeigte sich im Laufe der München-Gala. Um die Dreierkette der „Löwen“ auszuhebeln, agierte Union in einem 4-4-2 mit Raute: Skrzybski gesellte sich dann als zweiter Stürmer zu Polter, Hedlund und Kroos besetzten die Außenbahnen, Damir Kreilach übernahm den Part im offensiven Mittelfeld.
In der Rückwärtsbewegung übernahm Skrzybski wieder den Part rechts, und Kroos spielte neben Stephan Fürstner im defensiven Mittelfeld. Sogar Coach Keller war „beeindruckt, wie schnell die Mannschaft das umgesetzt hat“. Intensiv trainiert wurde die schnelle Umstellung erst in den Tagen vor dem Duell gegen 1860.
„Wir müssen uns dahin entwickeln, dass wir Ergebnisse ziehen, an die die Gegner nicht glauben“, sagte Polter. Der nächste Gegner, die Würzburger Kickers (Freitag, 18.30 Uhr, Alte Försterei), sollte gewarnt sein. Das Spitzenduo aus Stuttgart und Hannover erst recht.