Berlin. Bei Union hat sich das Bewusstsein im Aufstiegsrennen verändert. Trainer Keller setzt jedoch auf die Bodenhaftung seiner Mannschaft.

Nein, es war wirklich nicht alles Gold, was glänzte in Karlsruhe. Nicht wenn „dumme Freistöße“ verursacht wurden, „zu sorglos verteidigt“ wurde und das eigene Spiel „zu wenig Tempo“ hatte, wie es Jens Keller, der Trainer des 1. FC Union, bezeichnete: „Dabei hätte die frühe Führung uns Sicherheit geben müssen.“ Doch das 2:1 beim KSC war wegweisend für den Berliner Fußball-Zweitligisten. Er hat das Bewusstsein bei den Köpenickern im Aufstiegsrennen verändert.

Es war Damir Kreilach, der durchblicken ließ, wie Union mit der neue Situation – sprich: den Sprung auf Relegationsplatz drei – umgehen will. „Vor der Saison hatten wir Platz eins bis fünf als Saisonziel ausgegeben“, sagte der kroatische Mittelfeldspieler, „jetzt wäre ich enttäuscht, wenn wir am Ende doch nur Vierter werden.“

Die Marschroute nach dem Auftritt im Wildparkstadion ist wie folgt: „Wir wollen weiter punkten, um den Druck auf Hannover und Stuttgart aufrechtzuerhalten“, so Kreilach. Ein Zurückblicken in der Tabelle soll es angesichts des Vorsprungs von bereits sechs Punkten auf den fünften Platz nicht mehr geben.

„Wir haben die Qualität für Platz zwei oder drei“

„Natürlich schauen wir auf Braunschweig, die gerade eine Durststrecke haben, diese aber bestimmt auch bald beenden werden. Bis dahin wollen wir versuchen, den Vorsprung weiter auszubauen“, sagte Toni Leistner: „Ich denke aber, dass wir jetzt nur noch auf die vier Mannschaften schauen sollten, die um die drei Aufstiegsplätze kämpfen. Wer sich da hinten noch heranpirscht, ist uns zunächst einmal egal.“

Auch Unions Abwehrchef korrigiert das zu Saisonbeginn ausgegebene Ziel: „Natürlich wäre es ärgerlich, wenn man jetzt nur Vierter werden sollte. Ich denke aber, dass wir die Qualität haben, um Platz zwei oder drei zu erreichen.“

Klingt fast schon so, als würden die Köpenicker, die bislang so defensiv mit dem Thema Aufstieg umgegangen sind, nun einen kleinen Höhenrausch bekommen. Doch Coach Keller weiß dies einzuordnen, erst recht nach der insgesamt mäßigen Partie in Karlsruhe. „Wir waren noch nie weg vom Boden und werden auch nie vom Boden abheben. Wir sind eine gute Mannschaft, wir sind eine Top-Mannschaft – aber nur wenn wir unsere Leistung bringen und alles reinschmeißen. Das predige ich seit Wochen“, sagte Keller mit Nachdruck.

Spiele gegen Abstiegskandidaten keine Selbstläufer

Schon mit Blick auf die Konkurrenz aus Braunschweig oder Hannover ließ Keller immer wieder wissen, dass die Duelle gerade gegen Mannschaften aus der unteren Tabellenregion keine Selbstläufer seien. Am Sonntag hatten seine Profis dies am eigenen Leib zu spüren bekommen. „Deshalb brauche ich die Mannschaft nicht zu erden“, ist sich der Schwabe sicher.

Schon im nächsten Heimspiel am Freitag (18.30 Uhr, Alte Försterei) gegen den Tabellen-14. 1860 München, der am Montagabend gegen den 1. FC Nürnberg spielte, wird sich zeigen, ob Keller mit der Einschätzung seines Teams wirklich richtig liegt.