Zweite Liga

Union bastelt längst an der eigenen Zukunft im Profifußball

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Michael Färber

Foto: Britta Pedersen / pa/dpa

Union hofft am Sonntag in München auf das Ende der Negativserie. Veränderungen im Kader und im Verein sollen dann künftig für größere Wettbewerbsfähigkeit des Zweitligisten im Profifußball sorgen.

Die Spielzeit 2014/15 neigt sich mehr und mehr dem Ende entgegen. Jene Saison, die der 1. FC Union mit dem Trainerwechsel von Uwe Neuhaus zu Norbert Düwel als Übergangsjahr auserkoren hat. Oder aufgrund des miserablen Starts erst in diese Kategorie einbuchen musste.

Am Sonntag, mit dem Gastspiel bei 1860 München, sollen die ersten der noch zwölf zu vergebenen Punkte geholt werden, um dieses Zweitliga-Jahr zu einem versöhnlichen Abschluss zu bringen. Zumal die schwarze Serie von fünf Niederlagen in fünf Spielen in München endlich beendet werden soll. Trainer Düwel konnte „dies kaum glauben, als ich davon gehört habe“.

Doch die nächste Saison wirft längst ihre Schatten voraus. Mehr noch, Union ist derzeit dabei, sich für die Zukunft aufzustellen, auf dem Rasen und auch im Verein selbst, um auch in den kommenden Jahren zumindest zu den 36 besten Fußball-Mannschaften des Landes dazuzugehören.

Die Mannschaft bekommt ein neues Gesicht

Das Team wird im zweiten Jahr unter Düwel ein anderes Gesicht bekommen. Dafür sorgen allein schon die vier Zugänge, die die Köpenicker bislang geholt haben. Dass man mit Stephan Fürstner (Fürth), den Braunschweigern Benjamin Kessel und Raffael Korte sowie Dennis Daube vom FC St. Pauli schon jetzt ein neues Union-Quartett präsentieren konnte, ist auch dem Umstand geschuldet, dass die Köpenicker seit Wochen im Niemandsland der Liga festhängen.

Wer sich nicht um den Klassenerhalt sorgen muss, auf Spieler setzt, die ihr Kommen nicht von einem Aufstieg abhängig machen, oder nicht die sportliche Leitung austauscht, der hat Planungssicherheit. Und er kann schon jetzt auf dem Platz einiges ausprobieren, was ab Sommer perfektioniert werden kann.

Damir Kreilach zum Beispiel, Unions Kapitän, war in dieser Spielzeit im defensiven Mittelfeld gesetzt. Mit den Verpflichtungen von Fürstner und Daube, mit Michael Parensen, der gerade seinen Vertrag bis 2016 verlängerte, Björn Jopek und Eroll Zejnullahu herrscht dann ein Überangebot an Sechsern.

Der Konkurrenzkampf wird härter

Wenn Düwel also Kreilach – wie in den vergangenen Heimspielen gegen Aalen (1:1) und Spitzenreiter Ingolstadt (2:2) geschehen – zentral offensiv spielen lässt, ist dies mehr als nur ein Fingerzeig. „Kreilach ist nach Polter unser zweitbester Scorer. Deswegen habe ich ihn dort aufgestellt“, sagte Düwel. Fünf Tore und vier Vorlagen – Polter steht bei elf Toren und vier Assists – sprechen für den Kroaten.

„Mir ist vollkommen klar, dass der Konkurrenzkampf im nächsten Jahr gerade auch auf meinen Positionen deutlich härter wird. So muss es auch sein, wenn wir wirklich ernsthaft um die vorderen Plätze mitspielen wollen“, sagte Parensen dazu: „Wir werden gut aufgestellt sein und können eine erfolgreichere Saison spielen, als wie es mit Union bislang in der Zweiten Liga getan haben. Darauf habe ich Lust.“

Die Mannschaft wird sich breiter aufstellen. Und das hat Union offensichtlich auch innerhalb des Vereins vor. Es gilt, Strukturen zu schaffen, die den künftigen Herausforderungen im Profifußball auch gewachsen sind.

Die Geschäftsführung soll größer werden

So wollen die Köpenicker dem Vernehmen nach die Geschäftsführung auf mehrere Schultern verteilen. Bislang war Ex-Profi Oskar Kosche alleiniger Geschäftsführer, der sich vor allem um das Kaufmännische kümmert. Ihm zur Seite sollen nun mit Lutz Munack (bislang kaufmännisch-organisatorischer Leiter des Nachwuchsleistungszentrums) für den Bereich Sport und Nachwuchs, Christian Arbeit (Presse- und Stadionsprecher) für den Bereich Kommunikation und einem noch gesuchten Marketing-Experten drei Geschäftsführer zur Seite gestellt werden.

Der Stillstand in der Entwicklung soll wieder angekurbelt werden. Das Stadion zählt längst zum Alltag, ebenso wie die Zugehörigkeit in Liga zwei. Die Mitgliederzahl stagniert bei gut 12.000. Doch es braucht neue Euphorie, soll das geplante Ziel, mit Düwel bis 2017 in die Bundesliga aufzusteigen, tatsächlich realisiert werden.

Vor diesem Hintergrund wird deutlich, wie wichtig der Erhalt der Lizenz für die kommende Spielzeit ist. Die Bedingungen zum Nachweis der wirtschaftlichen Leistungsfähigkeit, die bis 3. Juni erfüllt sein müssen, resultieren aus der Konzern-Lizenzierung, die die Deutsche Fußball Liga (DFL) seit 2014 anwendet. Es geht vor allem um noch nicht abgeschlossene Verträge die Stadionbetriebs AG betreffend. Die AG, eine Tochtergesellschaft des 1. FC Union Berlin e.V., erwirtschaftete in der vergangenen Saison ein Minus von 423.000 Euro.

Jugend-Internat und Fanhaus sind in Planung

Dass Union größer werden muss und auch will, lässt sich im Erwerb der beiden Grundstücke im vergangenen März erkennen. Auf dem Gelände eines ehemaligen Supermarktes direkt neben dem Stadion soll ein Fanhaus nebst Gastronomie und Veranstaltungsräumen gebaut werden. Dieses Haus sollte ursprünglich dort entstehen, wo immer noch die alten Umkleidecontainer stehen.

Darüber hinaus wird in der Hämmerlingstraße, direkt gegenüber der Nachwuchs-Geschäftsstelle, ein Jugend-Internat errichtet. Zwar hat Union seine U23-Mannschaft zur kommenden Saison abgemeldet, die Nachwuchsarbeit soll trotzdem nicht heruntergefahren werden. Derzeit gibt Union rund 1,7 Millionen Euro im Gesamtetat von 25,6 Millionen Euro für seine Talentförderung aus.

Und durch den Wegfall des Bindeglieds in der Regionalliga wird der Sprung talentierter A-Jugendlicher in den Profibereich ein größerer werden. Dies bedarf einer noch gezielteren Vorbereitung auf die große Fußballwelt.