Mit dem Sieg gegen Düsseldorf landete Union den ersten Big Point der Saison. Grund ist vor allem die neue Taktik. Doch es gibt auch einen Wermutstropfen: Mittelfeldspieler Özbek fällt länger aus.
Es braucht seine Zeit, bis sich eine Dampflokomotive in Bewegung setzt. Selbst unter Volldampf scheinen die ersten Meter kaum zu überwinden, die Räder drehen durch, viel Aufwand, wenig Ertrag. Doch ist der Zug erst einmal in Bewegung, ist er kaum noch aufzuhalten.
Was das mit dem 1. FC Union zu tun hat? Eine ganze Menge, schließlich ist der Fußball-Zweitligist, obwohl richtig heiß auf diese Spielzeit gewesen, nur schwer aus den Startlöchern gekommen. Nach dem 2:1 gegen Fortuna Düsseldorf am Montagabend scheint es jedoch so, als würde der Union-Zug endlich richtig Fahrt aufnehmen.
Mit dem ersten Heimsieg ist den Berlinern auch der erste Big Point der Saison geglückt. „Wir haben den Start gerettet mit sieben Punkten aus vier Spielen, das muss man schon sagen“, erklärte Trainer Uwe Neuhaus: „Jetzt heißt es: weitermachen.“ Anzeichen, dass es positiv weitergeht, sind genug vorhanden.
Spieler haben sich mit neuer Taktik angefreundet
Da ist die neue Taktik, mit der sich die Unioner offensichtlich schon stark angefreundet haben. Das System mit zwei defensiven Mittelfeldspielern war der Garant für die Erfolge gegen Düsseldorf und eine Woche zuvor in Dresden (3:1).
Sogar der Trainer, sonst eher ein Verfechter der Mittelfeldraute, hat Gefallen an dieser Spielausrichtung gefunden. Die Entscheidung dafür „ist schon relativ früh gefallen, eigentlich war es schon nach dem Dresden-Spiel klar“, sagte Neuhaus: „Dann ging es nur noch darum, wer gesund wird.“
Baris Özbek wurde es nicht. Er wird Union sogar noch weitere zwei bis drei Wochen fehlen, nachdem sich seine Rückenprobleme verschlimmert haben. „Da ich keine Trainingspause gemacht habe, hat sich die Verhärtung zu einem Muskelfaserriss entwickelt“, so Özbek.
Doch auch mit Michael Parensen neben Damir Kreilach fand die Mannschaft zu ihrem druckvollen Spiel. Das System „scheint zu klappen. Wenn wir aber immer so in die Spiele gehen wie gegen Dresden und Düsseldorf, dann können wir wahrscheinlich auch 8-1-1 spielen“, sagte Kapitän Torsten Mattuschka: „Wir müssen den Gegner von Anfang an unter Druck setzen. Das werden wir vielleicht nicht immer schaffen, aber das muss unser Weg sein.“ Veteidiger Christian Stuff lobte „gute Lauf- und Passwege“.
Doppelte Absicherung wird nicht nur defensiv interpretiert
Durch die doppelte Absicherung, die keinesfalls nur defensiv interpretiert werden muss, haben die zurückgezogenen Mittelfeldspieler auch immer mehr die Möglichkeit, sich ins Angriffsspiel einzuschalten und aus dem Zentrum das Spiel zu lenken. Und da insgesamt gut nachgerückt wird, selbst wenn der Gegner schon in dessen Spielhälfte attackiert wird, bleiben die Räume eng und die Entfaltungsmöglichkeiten der Kontrahenten gering.
Das freut nicht zuletzt Unions einzigen Angreifer. „Eigentlich spiele ich ja lieber mit zwei Spitzen, weil man allein vorn oft keine Anspielstation hat“, ließ Adam Nemec wissen, „aber im Moment läuft alles, da kann man nicht meckern.“ Der Slowake ist ein weiterer Grund dafür, warum Union zuversichtlich in die nächsten Wochen schauen kann. Der Länderspieleinsatz unter der Woche hat dem Slowaken mächtig Auftrieb gegeben.
„Das war eine schöne Woche für mich. Man ist immer stolz, wenn man bei der Nationalmannschaft spielt, das gibt auch Selbstvertrauen“, sagte Nemec. Seine beiden Kopfballtreffer gegen Düsseldorf bestätigten dies. „Ich glaube, dass seine Leistung auch deutlich besser gewesen ist als in Dresden“, lobte sogar Neuhaus.
Hoher Einsatz und das Glück erarbeitet
Das trifft auch auf die übrigen Spieler zu. Schon erstaunlich, mit welch hohem Einsatz Union über 70 Minuten agierte. „Wir haben unser Spiel gut umgesetzt. Der Gegner hatte bis zum Tor nicht eine Chance. Wir waren immer dran, immer gallig, gingen dem Gegner richtig auf die Nerven. So müssen wir weitermachen. Von daher haben wir uns das Glück vielleicht auch ein wenig erarbeitet“, sagte Mattuschka.
Apropos Glück. Genau das hatte Union zu Beginn der vergangenen Saison noch gefehlt. Gegen Düsseldorf stand es ihnen bei der strittigen Elfmeterszene – Fabian Schönheim hielt Düsseldorfs Stefan Reisinger fest, der Pfiff blieb aber aus – ebenso zur Seite wie bei Reisingers Kopfball, den Torwart Daniel Haas kurz vor Schluss per Reflex parierte. Neuhaus: „Da hatten wir echt Massel. Auch, weil wir ihn uns verdient haben.“