Die Berliner schnuppern dank Doppeltorschütze Adam Nemec erstmals in dieser Saison an den Spitzenplätzen der Zweiten Liga. Sie besiegten Düsseldorf und vergrößerten die Not des Erstliga-Absteigers.
„Montagsspiele abschaffen“ – in großen Lettern hatten die Fans von Fortuna Düsseldorf ihren Unmut über die späte Anstoßzeit zu Wochenbeginn Kund getan. Ob sie in jenem Moment zu Beginn der zweiten Halbzeit auch schon geahnt haben, dass es aus ihrer Sicht ein wenig begeisternder Abend werden würde?
Der Anhang des 1. FC Union dürfte zumindest am Montag nichts gegen den Topspieltermin der Zweiten Liga gehabt haben. 2:1 (1:0) gewannen die Köpenicker gegen die Fortuna.
Damit besiegten sie nicht nur ihren Montagsfluch, sondern beendeten vor 20.846 Zuschauern, darunter auch Diskus-Weltmeister Robert Harting, auch die Erfolgsserie von Gäste-Trainer Mike Büskens, der im sechsten Duell mit Union die erste Niederlage kassierte.
Unions Trainer Uwe Neuhaus war nach dem Abpfiff denn auch voll des Lobes für sein Team. „Wir haben den unbedingten Willen gezeigt. Wir haben nicht nur guten Fußball gezeigt, sondern den Gegner unter Druck gesetzt“, sagte der Coach, der sich über den ersten Heimsieg in der neuen Spielzeit freute: „Jetzt werden wir erstmal den Sieg genießen.“
Mit sieben Punkten rückte Union auf Tabellenrang fünf vor und schnuppert an den Spitzenplätzen der Zweiten Liga.
Das Stadion An der Alten Försterei glich einer riesigen Freiluftgalerie. An den Stadionzäunen im Innenraum hingen ebenso wie am Logenbalkon, an den Kamerapodesten und über dem Eingangsportal der Haupttribüne Hunderte von Bildern mit gemalten Augen.
Sie sind das Ergebnis der Aktion „Gemeinsam sehen – Union leben“, die auf die seltene Krankheit Aniridie (Fehlen der Regenbogenhaut) aufmerksam machen soll. Ein Gendefekt, an dem Luca, der sechs Monate alte Sohn von Union-Mittelfeldspieler Martin Dausch leidet. Alle Bilder, von Schulkindern aus Berlin und Brandenburg, Fans des Klubs und auch von Teilen der Profimannschaft angefertigt, konnten für eine Spende von mindestens zehn Euro zugunsten der Aniridie-Forschung erworben werden.
Anschluss an die Spitzengruppe
Für die Galerie wollten beide Mannschaften jedoch nicht spielen, das wurde bereits in den ersten Szenen der Partie deutlich. Dafür ging es einfach um zu viel in dieser frühen Phase der Saison. Nur der Sieger würde Anschluss halten an die Spitzengruppe, das war allen 22 Akteuren auf dem Rasen klar. Entsprechend engagiert ging man auch zu Werke.
Uwe Neuhaus wich dabei von seiner bisherigen Marschroute ab, mit einer Raute im Mittelfeld zu agieren und erachtete stattdessen das System mit zwei defensiven Mittelfeldspielern doch nicht mehr als zu defensiv für ein Heimspiel. So ließ er Michael Parensen für den am Rücken verletzten Baris Özbek neben Damir Kreilach ran, Patrick Kohlmann übernahm dafür den Part links in der Abwehrkette.
Die Spieler knüpften spielerisch da an, wo sie zuletzt beim 3:1 in Dresden aufgehört haben. Sie versuchten, die Düsseldorfer spätestens an der Mittellinie unter Druck zu setzen und zu Ballverlusten zu zwingen. Ein Vorhaben, das in Halbzeit eins gelang und auch in guten Tormöglichkeiten mündete. Sören Brandy (8., 15.), Benjamin Köhler (13.) und Adam Nemec (17., 20.) vergaben jedoch aus aussichtsreichen Positionen.
Düsseldorf? Die Fortuna fand erst nach einer halben Stunde zu ein wenig mehr Ordnung, nach vorn fiel dem Bundesligaabsteiger jedoch wenig bis gar nichts ein. Erst kurz vor dem Halbzeitpfiff gelang Fortuna-Kapitän Andreas Lambertz so etwas wie eine Torchance. Da stand es jedoch bereits 1:0 für die Hausherren.
Der aufgerückte Kohlmann hatte sich im Mittelfeld den Ball von Mathis Bolly erkämpft, das Spielgerät links hinaus zum erneut agilen Köhler gespielt. Und dessen Flanke verwertete Adam Nemec mit einem Kopfball ins rechte untere Eck. Gäste-Torwart Fabian Giefer gab dabei keine glückliche Figur ab.
Union blieb spielbestimmend, auch nach der Pause. In der 55. Minute kam nach einem Freistoß erneut Nemec aus sieben Metern völlig frei zum Kopfball und traf zum 2:0. „Ich bin sehr glücklich über meine beiden Tore“, sagte der Matchwinner.
Büskens reagierte, versuchte mit zwei Wechseln für mehr Schwung zu sorgen. Ohne Erfolg. Auch Neuhaus wechselte, brachte Dausch eine Viertelstunde vor Schluss für Kapitän Torsten Mattuschka. Dennoch wurde es noch einmal spannend. Weil Axel Bellinghausen plötzlich Rechtsverteidiger Marc Pfertzel enteilt war und auf 2:1 verkürzte (77.).
Dann fiel Düsseldorfs Stefan Reisinger im Strafraum, alle Fortunen forderten Elfmeter, doch der Pfiff von Schiedsrichter Christian Dingert blieb aus.
So bleib es am Ende beim verdienten Sieg. Auch dank Torwart Daniel Haas, der kurz vor Schluss einen Kopfball von Reisinger entschärfte und damit seine Wahl zum Unioner des Jahres zugleich rechtfertigte.