Uwe Neuhaus weiß, was auf ihn und seine Mannen am Freitagabend ab 18 Uhr (HIER im Liveticker der Berliner Morgenpost) zukommen wird. „Die Tribünen werden aus allen Nähten platzen. Alles ist elektrisiert, und wir wollen unseren Teil dazu beitragen, dass es ein richtiges Fußballfest wird“, sagte der Trainer des 1. FC Union vor dem Spiel gegen Dynamo Dresden.
Die Alte Försterei wird mit 21.410 Zuschauern ausverkauft, die Stimmung – wie bei einem Ostderby ja auch üblich – großartig sein.
Das wird nicht zuletzt auch an den gut 2000 Dynamo-Anhängern liegen, die sich auf den Weg nach Köpenick machen werden, um ihre Mannschaft im Abstiegskampf lautstark zu unterstützen. Zumal ausgerechnet am Spieltag sich der Gründungstag von Dynamo Dresden zum 60. Mal jährt. Die Fans der Schwarz-Gelben werden vor dem Anpfiff mit einer speziellen Geburtstags-Choreografie aufwarten, die Spieler werden mit extra für Freitag angefertigten Trikots das Spiel angehen.
Noch vor wenigen Wochen waren die Voraussetzungen ganz andere. Denn aufgrund der Ausschreitungen von Dynamo-Chaoten beim DFB-Pokalspiel in Hannover, die den Ausschluss aus dem Wettbewerb zur Folge hatten, sowie Randale beim Liga-Spiel in Kaiserslautern hatte der Klub die Notbremse gezogen. Soll heißen: In den Auswärtspartien gegen Erzgebirge Aue, Eintracht Braunschweig und eben Union sollte auf das Kartenkontingent, welches den Gästeklubs zur Verfügung steht, verzichtet werden.
Dresdner Fanversammlung Anfang März
Dass Dresden lediglich in Aue auf Tickets verzichtete (woraufhin die Erzgebirgler die Tickets über einen Sponsor direkt an den Fan brachten), hat einen Grund: Die Verhaltensrichtlinien, die Anhänger und Vereinsvertreter im Rahmen einer Fan-Versammlung Anfang März festgeschrieben haben. Diese Richtlinien waren vom Klub als Bedingung formuliert worden, um den selbst auferlegten Boykott wieder zu beenden.
„Gremien und Mitarbeiter des Vereins erkennen in den genannten Punkten eine erste Richtlinie für das künftige Verhalten unserer Fans nicht nur bei den Auswärtsspielen“, ließ Dynamo-Geschäftsführer Christian Müller wissen: „Allerdings sollten beide Seiten – Fans und Verein – die Erarbeitung dieser Punkte nicht voreilig als Erfolg verbuchen.“
Dennoch ist darin ein erster wichtiger Schritt getan, um dem Problem Herr zu werden. So wurde unter anderem festgeschrieben, dass Dynamo-Fans selbstregulierende Maßnahmen ausbauen werden und bis Saisonende auf Pyrotechnik verzichten wollen, dass Tickets für Auswärtsspiele nur noch an Vereinsmitglieder verkauft werden und dass der Verein seine Fanarbeit ausbauen wird.
Hunderte Beamte in Köpenick im Einsatz
Außerdem sollen auswärtige Fanklubs stärker in Aktivitäten des Vereins und der Fanszene einbezogen werden. Dazu ist sogar die Einrichtung von „ständigen Vertretungen“ vorgesehen, die als Anlaufstation für Fans dienen sollen. Eine durchaus sinnvolle Maßnahme, um den Einfluss auf die Anhänger außerhalb Dresdens zu erhöhen.
Schließlich waren es in den vergangenen Wochen und Monaten die Chaoten außerhalb der sächsischen Landeshauptstadt, die zugeschlagen haben. „Der Verein wird die an ihn gerichteten Forderungen ernst nehmen und vertraut darauf, dass die Fans umgekehrt ebenso verlässlich handeln werden“, hofft Müller.
Nichtsdestotrotz bleibt die Partie am Freitag ein Hochsicherheitsspiel. Polizeibeamte und Ordnungskräfte werden zu Hunderten im Einsatz sein. In der Alten Försterei herrscht striktes Alkoholverbot. Und um das Verkehrschaos vor und nach dem Spiel weitestgehend zu vermeiden, werden die Dynamo-Fans mit zehn von Union gecharterten Shuttlebussen vom S-Bahnhof Spindlersfeld zum Stadion gebracht und von dort auch wieder abgeholt.