Uwe Neuhaus war bedient. Hatte der Cheftrainer des 1. FC Union doch noch vor dem Auswärtsspiel gegen den direkten Tabellennachbarn SC Paderborn (Platz neun) gestern gefordert, „dass von jedem Spieler zu sehen ist, dass diese Mannschaft dieses Spiel gewinnen will“. Schließlich gingen die Köpenicker mit der Enttäuschung der 0:3-Pleite gegen den FSV Frankfurt vom vergangenen Wochenende in die Partie. Dass es am Ende gegen die Paderborner doch nur zum 1:1-Unentschieden gereicht hat, ärgerte Neuhaus ganz besonders.
„Wir brauchen nicht darüber zu sprechen, dass es ein verdienter Punktgewinn für Paderborn ist“, sagte der Trainer in seiner bekannt schnoddrigen Art. Doch wie das Remis letztlich zustande kam, darüber echauffierte sich Neuhaus auch noch lange nach dem Spiel. Denn seine Mannschaft hatte bis in die Nachspielzeit durch das Tor von Adam Nemec (27. Minute) in Führung gelegen.
Doch dann entschied Schiedsrichter Benjamin Brand in der zweiten Minute der Nachspielzeit auf Eckball für das Team von Trainer Andreas Schmidt. Die fällige Hereingabe von Mario Vrancic köpfte Christian Strohdiek zum viel umjubelten Ausgleich ein. „Nicht nur der Eckball war keiner für Paderborn“, schimpfte Neuhaus. „Auch der Einwurf, der zum Eckball geführt hat, war eine Fehlentscheidung.“ Auch seine Spieler beschwerten sich nach dem Abpfiff beim Unparteiischen. „Das war keine Ecke, das war ein klarer Abstoß“, sagte Torschütze Nemec.
Vier Änderungen in der Startelf
Dabei mussten die „Eisernen“ mit dem Punktgewinn am Ende eigentlich zufrieden sein. Neuhaus hatte seine Mannschaft im Vergleich zur Pleite in Frankfurt gleich auf vier Positionen verändert. Stammtorwart Daniel Haas, Baris Özbek, Marc Pfertzel und Roberto Puncec rückten ins Team. Doch das Spiel machte der Gastgeber. Vor 7590 Zuschauern lief Paderborn fast die gesamten 90 Minuten lang auf das Tor von Haas an. Deniz Naki hatte die erste Großchance der Partie, verfehlte aber freistehend knapp das Tor (17.). Wenig später scheiterte Daniel Brückner (24.)
Auf der anderen Seite konnte ein Schuss von Berlins Verteidiger Fabian Schönheim noch von Diego Demme auf der Linie geklärt werden (26.) Nur eine Minute später stand des plötzlich 1:0 für Union. Nemec wurde vom wiedergenesenen Kapitän Thorsten Mattuschka auf dem linken Flügel freigespielt, seine Flanke rutschte ihm über den Fuß und landete hinter Paderborns Torwart Lukas Kruse im Netz. Es war bereits Nemec‘ neuntes Saisontor.
Druck der Paderborner wurde immer größer
Paderborn reagierte wütend auf den Rückstand. Zweimal vergab der SCP-Stürmer Deniz Yilmaz aus aussichtsreicher Position kläglich (30./47.). In der 51. Minuten war es erneut der glücklose Naki, der den Ball nur wenige Zentimeter neben das Tor setzte. Zu allem Überfluss schwächte sich Union auch noch selbst. Nachdem Verteidiger Patrick Kohlmann nur neun Minuten zuvor die Gelbe Karte gesehen hatte, stellte ihn Brand nach einem erneuten Foul mit Gelb-Rot vom Platz (74.).
Der Druck der Paderborner wurde nun immer größer. Haas, der bezeichnender Weise die meisten Ballkontakte bei den Berlinern hatte, rettete sein Team aber mit einer Parade gegen den eingewechselten Philipp Hofmann (77.). Doch dann kam die 92. Minute. Mattschuka verlor Strohdiek aus den Augen und dieser sorgte mit seinem ersten Saisontor für reichlich Verdruss bei den Köpenickern.
Damit wartet Union seit dem 28. November 2012 auf einen Dreier auf fremden Platz (2:1 in Duisburg) und konnte erst den zweiten Punkt aus den vergangenen sechs Auswärtsspielen holen. „Ich hätte hier gern einen dreckigen Sieg eingefahren“, knurrte Neuhaus nach der Partie. Der Ärger über den Last-Minute-Ausgleich war da immer noch nicht verflogen.