Sechs Spiele sind gespielt, der Absteiger und erklärte erste Aufstiegsfavorit Hertha BSC führt auf Anhieb souverän die Tabelle der Zweiten Liga an. Schon fragt sich die Öffentlichkeit: Kann dem Hauptstadt-Klub sogar eine Saison gänzlich frei von Niederlagen gelingen? Eine Dominanz, von der nach dem 1:0 vom Freitag in Cottbus mit Peter Niemeyer selbst einer der Protagonisten sagt: „Wenn wir kapieren, dass zu Fußball auch Arbeit und Kampf gehört, sind wir das Maß aller Dinge.“ Eine Dominanz, die sich so erklären lässt:
Leistungsträger im Aufwind: Anfangs in seinem wahren Leistungsvermögen mangels Prüfungen noch kaum verlässlich einzuschätzen, steigerte sich Torhüter Maikel Aerts (34): stark gegen den 1.FC Union, stark auch in Cottbus. Auch Christian Lell (26) bot nach ersten verhaltenen Auftritten in Cottbus seine bis dato stärkste Leistung, der Ex-Münchner profitiert nach langer Spielpause bei den Bayern spürbar von der Rückgewinnung körperlicher Grundlagen.
Das Phänomen Niemeyer: Von sich selbst sagt der von Werder Bremen ausgeliehene Mittelfeldspieler: „Wenn ich etwas mache, dann zu hundert Prozent.“ Nicht weniger als das gibt Niemeyer (26) für Hertha in jedem Spiel, in jedem Zweikampf. Da freut sich das dauerlaufende Bindeglied von Abwehr und Angriff über die zweieinhalb freien Tage, die Trainer Markus Babbel der Mannschaft bis zu einem Laktattest morgen Nachmittag spendiert hat: „Meiner Muskulatur tut die Pause gut.“ In der englischen Woche mit drei Spielen binnen sieben Tagen „bin ich weite Wege gegangen“, sagt Niemeyer: „Aber die gehe ich gern, wenn wir weiter so erfolgreich sind.“
Die Jungen sind eine Hilfe: Ob Marco Djuricin (17) mit einem Doppelpack gegen Oberhausen, Fanol Perdedaj (19) als Reinkarnation eines Gennaro Gattuso im defensiven Mittelfeld oder zuletzt Nico Schulz (17) als jüngster Herthaner in einer Pflichtspiel-Startelf – sie alle profitieren vom Berliner Weg durch Liga zwei. Und jetzt rückt auch noch Sturmtalent Pierre-Michael Lasogga (18) nach, der bei seiner Profi-Premiere in Cottbus beinahe sogleich getroffen hätte. Tragen die Teenager zum angestrebten Aufstieg bei, profitieren sie sogar doppelt, gehen sie nach einem Lehrjahr dann schon mit einer gewissen Erfahrung das Abenteuer Bundesliga an.
Die Edeltechniker kämpfen: Raffael (25) hetzt seinem Gegenspieler so lange nach, bis er den Ball auf Höhe der Mittellinie schließlich erobert hat und setzt prompt zum Gegenzug an; Adrian Ramos (24) grätscht den Ball in der Nachspielzeit von der Torlinie – es waren dies Szenen des Spiels in Cottbus, als deutlich wurde, dass Herthas Edeltechniker das Kämpfen gelernt haben. Wo Raffael und Ramos das Anforderungsprofil der Zweiten Liga verinnerlicht haben und darüber hinaus trotzdem nicht vergessen, ihr enormes fußballerisches Können auszuleben, sind sie für Hertha Gold wert.
Der Torjäger trifft: Der Job von Rob Friend (29) klingt einfach und ist doch so schwer: Der Stürmer muss nur richtig stehen. Tore wie sein Abstauber in Cottbus „mögen nicht die allerschönsten sein“, sagt Friend und lacht, „aber sie zählen genauso viel wie jedes andere.“ Stimmt.
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