Oberliga

TeBe wappnet sich für das letzte Gefecht

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Michael Färber

Nach einer katastrophalen Saison muss Tennis Borussia Berlin am Sonntag in der Relegation gegen Borea Dresden einen 0:1-Rückstand wettmachen, um nicht in die Berlin-Liga abzusteigen.

Der Klub selbst kündigt die Partie als letztes Gefecht an. Vielleicht ist sie das sogar, jedenfalls in der Oberliga. Daran, dass bei einem durchaus wahrscheinlichen Abstieg in die Berlin-Liga die Lichter bei Tennis Borussia endgültig ausgehen werden, glaubt man in Eichkamp allerdings nicht. Im Gegenteil, bei den so tief gestürzten Charlottenburgern sieht man mit dem Erreichen der nächsten Saison – ob nun fünft- oder sechstklassig – das Ende vom Ende, welches im vergangenen Sommer seinen Anfang genommen hat, erreicht. „Unsere Etatplanungen für die Oberliga und die Berlin-Liga sind fast identisch“, ist Andreas Voigt, seit einem Jahr Vorstandsvorsitzender bei TeBe, von einer Zukunft für seinen Klub überzeugt. Auch wenn die Oberliga in der Relegation gegen Borea Dresden nicht gehalten werden kann. Die Veilchen müssen am Pfingstsonntag im Jahn-Sportpark (14 Uhr) einen 0:1-Rückstand wettmachen.

Wie es um den Stellenwert des Vereins bestellt ist, zeigt die Posse um den Spielort für die Partie gegen Borea. Aus Sicht der Berliner ist es eher eine Tragikomödie. Denn TeBes Heimstätte, das Mommsenstadion, ist gesperrt. Mit Blick auf die bevorstehende Fußball-WM der Frauen hat das Sportamt das Stadion dem Weltverband Fifa zur Verfügung gestellt, genauer gesagt den kanadischen Frauen, die sich dort auf das Eröffnungsspiel gegen Deutschland vorbereiten sollen. Begründung: Es wäre eine Wettbewerbsverzerrung, wenn der Rasen nicht die gleiche Ruhezeit hätte wie der im Hertha-Amateurstadion, wo sich die deutschen Frauen auf den WM-Start vorbereiten. „Dafür habe ich kein Verständnis“, kritisiert Voigt die Entscheidung: „Das ist für uns ein klarer Nachteil, weil uns der Heimvorteil geraubt wird.“

Es ist das letzte Puzzleteil in einer Trümmer-Saison, wie sie TeBe noch nicht erlebt hat. Um überhaupt eine Mannschaft zusammen zu bekommen, wurde vor einem Jahr ein Spielercasting veranstaltet. Jeder dürfte vorspielen. Der Anreiz war klar. Statt der Aussicht auf vernünftige Gehälter wurde den Spielern die Perspektive angeboten, sich bei TeBe ins Schaufenster zu stellen, um sich eventuell für höherklassige Aufgaben zu empfehlen. Nebenbei wurde daran gearbeitet, dem Überbleibsel aus längst vergangenen Bundes- und Zweitligatagen wieder eine Perspektive zu geben. „Uns wurde immer vorgeworfen, dass wir kein Verein mehr sind“, erklärte Voigt. Männer, Frauen, Jugend – alle Abteilungen firmierten unter dem TeBe-Dach, liefen aber nur nebeneinander her statt aufeinander aufzubauen.

So ging es in der abgelaufenen Spielzeit vor allem darum, den Jugendbereich wieder konsequent als Unterbau für die Männermannschaft zu nutzen. TeBe macht aus der Not eine Jugend. „Deshalb werden Markus Schatte und Alexander Fritz auch in der kommenden Saison unsere Trainer bleiben“, sagte Voigt. Schatte war jahrelang selbst als Jugendcoach der Veilchen aktiv, kennt den Nachwuchs wie kaum ein anderer im Verein. Nun soll er mithelfen, dass die Identifikation mit dem Klub wieder größer wird. Eine wirkliche Perspektive kann der Verein seinen Talenten, die in der Regionalliga (A-Junioren) und sogar in der Bundesliga (B-Junioren) spielen, aber nicht wirklich bieten. Es ist das alte Spiel: Der Weg in höhere Spielklassen kostet mehr als 150.000 Euro. Und selbst diese Summe konnte TeBe 2010 nur mit Mühe aufbringen, nachdem der Verein wegen Insolvenz aus der Regionalliga abgestiegen war – damals hatte ein Drittel des 1,5-Millionen-Euro-Etats gefehlt. Doch wie kann ein Verein, der im Vorjahr herabgewirtschaftet worden ist – wenn auch unter einer anderen Klubleitung – und nun vor dem Sturz in die Sechstklassigkeit steht, noch Sponsoren begeistern. Voigt setzt auf den Namen. „Tennis Borussia ist immer noch ein besonderer Traditionsverein mit besonderem Flair bei Heimspielen.“ Ein Flair, das 400 Unentwegte verbreiten, die sicher auch morgen ihr Team im Jahn-Sportpark wieder unterstützen. Im letzten Gefecht.