In Leichtathletik-Stadien auf aller Welt ist der Kugelstoßer ein Star, als Polizist am Berliner Ostbahnhof erkennt David Storl aber kaum jemand. Dort schiebt er derzeit Dienst im Schichtbetrieb.
Den 15. Dezember hat sich David Storl freigehalten. An diesem Tag werden in Baden-Baden Deutschlands Sportler des Jahres gekürt – und David Storl ist als jüngster Doppel-Weltmeister im Kugelstoßen nicht chancenlos. Wenngleich der 23-Jährige sich selbst nicht zu den Top-Anwärtern auf den beliebten Preis sieht. „Da hätte ich mir eine medienwirksamere Sportart aussuchen müssen“, sagte der Chemnitzer.
Storl ist neben dem Berliner Diskus-Riesen Robert Harting der Frontmann der deutschen Leichtathletik. Mit dem 1,98-Meter-Hünen als Plakat-Model wirbt der Verband für seine Hallen-Meisterschaften am 22. und 23. Februar in Leipzig. „Das ist ein Typ, der der deutschen Leichtathletik sehr gut tut“, meinte Cheftrainer Idriss Gonschinska, „David ist einer, der auch bei den Werbepartnern aus der Wirtschaft auffällt.“
Praktikum bei der Bundespolizei
Den Riesenreibach macht Storl damit dennoch nicht. Vielmehr treibt er seine Ausbildung in der Bundespolizei voran. Seit September hat er deswegen seinen Wohnsitz zeitweilig ins brandenburgische Kienbaum in die dortige Sportschule verlegt. Und seit dem 11. November lernt Storl den harten Alltag als Bundespolizist kennen: Als Praktikant ist er noch bis zum 6. Dezember in den täglichen Schichtbetrieb am Berliner Ostbahnhof eingebunden.
Storl ist fast zwei Meter groß, wiegt neuerdings gut 121 Kilogramm – ein Kerl wie ein Baum. In Berlin und in Uniform reicht sogar das nicht aus, um wiedererkannt zu werden. „Man lernt da auch andere Leute kennen, die einen nicht erkennen“, berichtete der Sportstar, „man lernt den Polizeialltag kennen. Das macht schon Spaß.“
Alltag heißt: Kriminalitätsbekämpfung in Acht-Stunden-Schichten an vorderster Front. „Wir hatten Ladendiebstähle dabei, einen mit illegalen Zigaretten und auch mal eine Körperverletzung“, erzählte der Olympia-Zweite.
Auszeit gut für Körper
Durch die Plackerei kam das Training zu kurz. Erst gönnte sich der Freund von Kanu-Olympiasiegerin Carolin Leonhardt nach Saisonende eine sechswöchige Pause, dann startete die Ausbildung. „Ich habe sechs Wochen die Beine hochgelegt“, gab Storl zu. Und zuletzt war nur einmal pro Woche Training möglich. „Ich fange jetzt erst wieder richtig mit dem Training an.“ Positiver Nebeneffekt der Auszeit: Alle Wehwehchen und Zipperlein nach der langen Saison sind auskuriert. „Ich bin beschwerdefrei“, sagte Storl. Körperlich erholt und frohen Mutes peilt er nun seine nächsten Ziele an. Schon bei dere Hallen-WM vom 7. bis 9. März im polnischen Sopot will er wieder ganz vorn mitmischen.
dpa/rh