Berlin. Es gehört zu den Gepflogenheiten im Profifußball, dass das kickende Personal für die neue Saison mit der Maßgabe der Qualitätsverbesserung verändert wird. Und dass sich im Zuge dieser Veränderung die eine oder andere Stammkraft aus dem Vorjahr ganz schnell auf der Bank wiederfindet.
Das war auch beim 1. FC Union nicht anders. Neun Zugänge hat der Fußball-Zweitligist geholt, darunter gleich sechs mit eher offensiver Ausrichtung. Es drohte ein Saisonstart zu werden, bei dem Steven Skrzybski wie so oft in den vergangenen Jahren zunächst keine Rolle spielen würde. Doch schon beim ersten Auftritt gegen Fortuna Düsseldorf (1:1) stand wer in der Startelf? Der 22-jährige Stürmer mit der Rückennummer 24.
Gleich zu Beginn der Spielzeit machte Skrzybski deutlich, dass auch mit ihm wieder zu rechnen sein wird. Trotz eines Bobby Wood, der in Sachen Dynamik ähnlich veranlagt ist wie der Berliner, und eines Collin Quaner, der Unions Eigengewächs im Kopfballspiel den Rang abläuft. „Der Trainer wird immer versuchen, die besten Spieler in die Startelf zu stellen“, sagte Skrzybski.
Erstmals Mitglied des Mannschaftsrates
Dass er zuletzt dazugehörte, hat zwei einfache Gründe. Da ist die Entwicklung, die der gelernte Stürmer genommen hat. Skrzybski hat körperlich ein wenig zugelegt, wirkt robuster als noch in seinen ersten Profieinsätzen. Das lässt ihn, den jahrelang als Trainingsweltmeister verschrienen Youngster, auch vor dem Tor kaltschnäuziger und abgezockter werden. Seine beiden Treffer im letzten Test gegen Crystal Palace (2:0) „waren die Eintrittskarte“ in die Anfangsformation gegen Düsseldorf, so Trainer Norbert Düwel.
Der Coach nennt Skrzybski einen „polyvalenten Spieler“ und liefert damit Erklärung Nummer zwei, warum der Profi, der in der vergangenen Saison unter Düwel bereits auf 23 Einsätze gekommen ist (insgesamt 57 Spiele, vier Tore), gleich wieder beim Stammpersonal mitmischt. Düwel beorderte ihn neben Kapitän Damir Kreilach ins offensive Mittelfeld.
Dort sieht der Coach („Skrzybski ist ein Segen für uns“) auch dessen Zukunft. „Für mich ist er nicht der alleinige Stürmer“, sagte Düwel. Und offensichtlich auch nicht zwingend ein Partner für den im Angriff gesetzten Sören Brandy.
„Werde mich nicht unterbuttern lassen“
Das erstaunt schon ein wenig, schließlich kommt Skrzybski vor allem über seine Schnelligkeit, und dafür braucht er Platz vor sich und nicht unbedingt den einen oder anderen Gegenspieler. Es spricht für den Offensivmann, dass er über des Trainers Entscheidung nicht allzu lange nachdenkt, sondern sie mit der gebotenen Professionalität umzusetzen gedenkt. Er spiele da, wo er der Mannschaft am meisten helfen kann, ließ Skrzybski wissen.
Sein Ansehen innerhalb des Kaders ist jedenfalls gestiegen. Nicht umsonst wurde er vor Saisonbeginn vom Kapitänstrio Kreilach, Stephan Fürstner und Michael Parensen zusammen mit Sören Brandy in den fünfköpfigen Mannschaftsrat berufen. „Ich werde mich nicht unterbuttern lassen“, sagte Skrzybski nach der Berufung mit der ihm eigenen jugendlichen Unbekümmertheit. Und wenn seine Mitspieler wollen, „dass ich höhere Prämien beim Präsi fordere, dann mache ich das auch“.
Selbstbewusstsein gepaart mit sportlicher Qualität und teaminterner Akzeptanz. Mit Steven Skrzybski, dessen Vertrag bei Union bis 2018 läuft, ist wieder zu rechnen. Vielleicht sogar schon am Sonntagnachmittag im ersten Auswärtsspiel der Saison beim SV Sandhausen.