Basketball

Loncar lässt Alba in letzter Sekunde doch noch jubeln

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Dietmar Wenck

Berliner Basketballteam tut sich gegen Brindisi schwer, doch der Kroate behält die Nerven. Alba in der Runde der besten 32 im Eurocup.

Berlin.  Alba Berlin hat sein erstes Saisonziel erreicht, mit Mühe und Not zwar, aber es ist wenigstens geschafft. Der Basketball-Bundesligist bezwang im Eurocup in seinem letzten Vorrundenspiel der Gruppe B den italienischen Klub Enel Brindisi mit 80:79 (42:41) und zog mit fünf Siegen in zehn Spielen in die Top 32 des internationalen Wettbewerbes ein. Dort spielen die Berliner ab dem 5./6. Januar in einer Viererstaffel, aus der die zwei besten Teams ins Achtelfinale einziehen. Gegner sind entweder CSP Limoges oder Emporio Mailand – eines dieser beiden Teams stößt als Absteiger aus der Euroleague dazu – sowie Aris Saloniki und Neptunas Klaipeda aus Litauen.

Die Ausgangssituation war klar gewesen – und doch wieder nicht. Berlin genügte ein Sieg gegen die Italiener in jedem Fall zum Weiterkommen. Es gab aber noch eine andere Variante: Für den Fall, dass Alba-Verfolger LeMans Sarthe im Parallelspiel bei den Riesen Ludwigsburg verlöre, war die Mannschaft von Trainer Sasa Obradovic sogar als Verlierer am Ziel. Und in der Tat siegten die Schwaben haushoch 90:49. Nur: Alba wollte es natürlich viel lieber aus eigener Kraft bewerkstelligen. Die Spieler kannten auch keine Zwischenstände.

Alba muss zu Anfang hohem Rückstand hinterherlaufen

Brindisi war schon früh aus dem Rennen um die Plätze in den Top 32 gewesen, was aber nicht allein an der Schwäche des Kaders lag. Die Italiener hatten einfach Pech. Zum einen fiel ihr Spielmacher Scott Reynolds wochenlang aus, dann erwischte es in Durand Scott einen weiteren Leistungsträger. So lief Enel anfangs in der Liga hinterher und war auch im Eurocup schnell chancenlos. Nur gegen ihre Landsleute von Reggio Emilia feierten sie einen Sieg, was für das Potenzial der Mannschaft spricht. Und inzwischen erfreuen sich alle wieder bester Gesundheit.

Berauschend sah es dennoch nicht aus, was die Gäste boten. Allerdings genügte das Wenige anfangs gegen ein total verunsichertes Berliner Team. Keine zwei Minuten waren gespielt, da verzeichneten die Gastgeber schon je drei Fehlwürfe und drei Ballverluste. Keine Bindung in ihrem Spiel, kein Händchen und selten kluge Entscheidungen beim Wurf. Brindisi gewann so schnell an Selbstvertrauen und nutzte dies vor allem durch seine treffsicheren Schützen Reynolds und Adrian Banks, auf 28:16 davonzueilen. Alba wirkte irritiert von seiner eigenen Ohnmacht, entdeckte aber wenigstens seinen Kampfgeist.

Schnell wird eine schöne Führung wieder verspielt

Nun versuchten sie auch mehr unter des Gegners Korb zu punkten, wurden gefoult und traten immer wieder an die Freiwurflinie, 17 Mal im zweiten Viertel. Schön anzusehen war das nicht für die 7166 Zuschauer in der Mercedes-Benz Arena, aber es brachte immerhin eine erfolgreiche Aufholjagd. Ein feiner Steal von Jordan Taylor führte in der 15. Minute nicht nur endlich zur 31:30-Führung der Hausherren, sondern auch zur Auszeit des italienischen Trainers Piero Bucchi. Von nun an wurde auf Augenhöhe gespielt.

Alba nutzte den Schwung nach der Pause, um sogar vorübergehend einen kleinen Vorsprung herauszuarbeiten. Schnell stand es 48:41, aber schon verfielen die Berliner wieder in Unaufmerksamkeit. Dreimal stand Adrian Banks frei, jedes Mal nutzte er diese Freiheit zu Treffern aus der Dreipunktedistanz. Die schöne Führung war so schnell weg.

Jordan Taylor mit 18 Punkten bester Berliner Werfer

Daran hakt das Berliner Spiel nun schon seit Wochen. Nie kommt Ruhe, nie Konstanz in ihr Spiel. So drohte weiter die fünfte Heimniederlage in Folge, die achte Schlappe in neun Partien. Erst 0,3 Sekunden vor Schluss verwandelte Kresimir Loncar den entscheidenden Wurf im Nachfassen, nachdem Dragan Milosavljevic zuvor den Korb verfehlt hatte. „Ich weiß gar nicht, wie ich den getroffen habe“, sagte der Kroate lächelnd, „und ich weiß auch nicht, warum wir zu Hause immer so schlecht spielen. Wir können das doch viel besser.“

Beste Werfer bei Alba waren Jordan Taylor (18 Punkte), Milosavljevic (14) und Loncar (11). Bei den Gästen ragten Adrian Banks (27) und Scott Reynolds (21) heraus. Ismet Akpinar sagte: „Entscheidend war, dass wir unbedingt gewinnen wollten. Jeder hat heute alles gegeben auf dem Feld.“ Für Milosavljevic war es „das wichtigste Spiel der Saison. Dieser Sieg muss uns Selbstvertrauen geben.“ Am besten schon für das Heimspiel am Sonnabend (18.30 Uhr) gegen Tübingen.