Basketball

Alba und der dominante Gast aus einer anderen Liga

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Dietmar Wenck

Meister Bamberg erteilt Alba eine Lektion in Teambasketball und gewinnt 87:74 in Berlin. Am Sieger gab es nie einen Zweifel.

Berlin. Das Schönste am Basketball ist doch die Spannung. Zehn, sogar noch mehr Punkte Rückstand lassen sich manchmal in Nullkommanichts aufholen. In Schlussphasen wechseln die Führungen sehr häufig hin und her, und gar nicht selten fällt die Entscheidung über Sieg oder Niederlage erst mit dem allerletzten Wurf.

Dann sind die Fans begeistert, ständig hin- und hergerissen zwischen Euphorie und tiefer Enttäuschung. Ein solches Spiel erlebten die 11.115 Basketball-Freunde am Sonntag in der Berliner Mercedes-Benz Arena nicht.

Das vermeintliche Spitzenduell zwischen dem Deutschen Meister und Tabellenführer Brose Baskets Bamberg und seinem bisher punktgleichen Verfolger Alba Berlin endete mit einem jederzeit ungefährdeten 87:74 (51:34)-Erfolg der fränkischen Gäste.

Schon zur Pause war den meisten Zuschauern klar, dass beide Mannschaften an diesem Tag ein Klassenunterschied trennte. Etwas überspitzt formuliert könnte man sagen: Bamberg gelang bis dahin alles, Berlin gelang nichts.

Wohlfarth-Bottermann vergibt fünf Freiwürfe

„Ein solches Team muss man aus dem Rhythmus bringen“, sagte Alba-Geschäftsführer Marco Baldi, „das ist uns nicht gelungen.“ Der Berliner Spielmacher Will Cherry beklagte, dass der Kontrahent von Anfang an seine Würfe getroffen habe, und „dadurch Selbstvertrauen gewonnen. Dann wird es sehr schwer gegen sie“.

In den ersten zwanzig Minuten sieben von zehn Würfen aus der Dreierdistanz verwandelt, nur einen von elf Freiwürfen vergeben – es war eine Galavorstellung Bambergs. Damit einher ging allerdings eine katastrophale Leistung Albas auf diesem Gebiet.

Nur zwei von neun Dreipunktewürfen fielen in den Korb; an der Freiwurflinie versagten bei 20 Versuchen acht Mal die Nerven. Allein Jonas Wohlfarth-Bottermann schoss fünf Fahrkarten.

Obradovic: „Wir haben heute eine Lektion bekommen“

So ist der Meister nicht zu bezwingen. Rechnet man sich die Berliner Quoten nur ein wenig schöner, hätte es durchaus eine ausgeglichene Begegnung werden können. Aber die Wahrheit ist nun mal auf dem Platz, und dazu sagte Alba-Trainer Sasa Obradovic: „Wir haben heute eine Lektion bekommen, wie Teambasketball sein sollte.“ Also das, was einmal die Stärke seiner Mannschaft werden soll.

Ein besseres drittes Viertel zeigte, dass die Franken durchaus in Bedrängnis zu bringen gewesen wären. Zumal sie ja auch am Donnerstag noch ein schweres Euroleague-Spiel bei Maccabi Tel Aviv hatten bestreiten müssen. Dieser dritte Abschnitt ging mit 20:12 an die jedenfalls kämpfenden Berliner.

Die Krux war: Immer, wenn ein wenig Hoffnung aufkeimte, fiel Obradovics Team entweder in die alten Fehler zurück, agierte zu hektisch, leistete sich Ballverluste, passte in der Verteidigung nicht richtig auf. Oder Brad Wanamaker (18 Punkte), Darius Miller (14), Janis Strelnieks (12) und Daniel Theis (10) legten eben einen Zahn zu, wenn es unumgänglich wurde.

Erste Hälfte hat Selbstvertrauen gekostet

„Es ist sicher keine Tragödie, gegen Bamberg zu verlieren“, sagte Obradovic, der sich im Moment nichts Schwereres vorstellen kann, als gegen die Franken zu spielen. Aber auf das Wie kommt es schon an. So sagte der Serbe: „In der zweiten Halbzeit haben wir härter gespielt. Aber die erste hat uns viel Selbstvertrauen gekostet.“

Das ist ein herber Rückschlag in dieser Phase, denn er baut ja noch an der Mannschaft, die jetzt vier Mal in Folge vor eigenem Publikum verloren hat und insgesamt sieben ihrer letzten acht Partien. Die Schwankungen der Leistungen insgesamt sind immer noch sehr groß, auch die der einzelnen Protagonisten.

Gegen Bamberg wussten Jordan Taylor (19 Punkte), Kresimir Loncar (17), Elmedin Kikanovic (12) und Cherry (10) am ehesten zu überzeugen; Taylors sieben Korbvorlagen sind stark, sechs Ballverluste des Spielmachers jedoch sind eine schwere Hypothek für sein Team. Andere Spieler fallen in allen Belangen stark ab. Zu stark.

Jetzt folgen zwei Heimspiele gegen Brindisi und Tübingen

Schon am Mittwoch (20 Uhr) muss sich die Mannschaft anders präsentieren, geschlossener. Dann kommt Enel Brindisi nach Berlin. Die Italiener sind das schwächste Team in der Eurocup-Gruppe B. Alba muss gewinnen, dann ist das Erreichen der zweiten Runde in diesem Wettbewerb gesichert. „Wir wollen unsere Chance nutzen“, kündigte Trainer Obradovic an, „wir müssen jetzt auf unsere nächsten Optionen schauen.“

Auch das nächste Bundesligaspiel am Sonnabend (18.30 Uhr) gegen Tübingen gehört zu diesen Optionen. Das sind zwei Gegner, die Alba schlagen kann. Die Brose Baskets Bamberg dagegen, das wurde am Sonntag sehr deutlich, spielen momentan in einer anderen Liga.