Berlin. Der Blick nach vorn ist schon verlockend. Mal angenommen, Alba Berlin erreicht die angestrebte zweite Runde im Basketball-Eurocup. Wer dann wohl die Gegner sein würden? Sehr wahrscheinlich wäre es CSP Limoges mit Heiko Schaffartzik. Sonst Emporio Mailand mit Jamel McLean. Auch ein heißer Tipp: Unics Kasan mit Marko Banic. Vermutlich gäbe es das Aufeinandertreffen mit den Litauern von Neptunas Klaipeda, wo Martynas Mazeika zum Aufgebot gehört, der von 2004 bis 2006 in Berlin unter Vertrag stand. Die Fans würde es freuen – je mehr Wiedersehen mit ehemaligen Alba-Recken es am Ende werden desto besser.
Sieben der vergangenen acht Spiele hat Berlin verloren
Marco Baldi will davon nichts hören. Noch nicht. „Extrem abergläubisch“ sei er in solchen Dingen, sagt der Geschäftsführer des achtmaligen Deutschen Meisters. Gerade in der jetzigen Situation. Noch härter arbeiten, sich durch nichts beirren lassen, lautet das Gebot in Momenten wie diesen. Schwer genug, wenn man sieben der vergangenen acht Partien verloren hat. Sogar vier in Folge zu Hause. Nicht in die Zukunft schauen, nicht was wäre wenn, sondern die Gegenwart betrachten, die Realität, das fordert Baldi mit Nachdruck. „Ich gehe davon aus“, sagt er, „jeder weiß: Wir haben ein Finale vor uns.“
Ein Finale in der Vorrunde. Gewinnt Alba an diesem Mittwoch (20 Uhr, Mercedes-Benz Arena) sein Spiel gegen den italienischen Gruppenletzten Enel Brindisi, halten die Berliner sicher ihren vierten Tabellenrang und ziehen in die Zwischenrunde ein, die erneut in einer Gruppe ausgetragen wird. Dann aber mit vier statt sechs Mannschaften. Und nur zwei kommen davon weiter statt jetzt vier.
Selbst bei weiterer Niederlage ist Weiterkommen möglich
Es gäbe sogar rechnerisch die Möglichkeit, trotz einer Niederlage gegen Brindisi im Eurocup zu überwintern. Nämlich dann, wenn parallel die schon qualifizierten Ludwigsburger gegen Le Mans Sarthe gewinnen. Die Franzosen ziehen nur an Alba vorbei, wenn sie gewinnen und die Berliner gleichzeitig verlieren.
So viel zur scheinbar komplizierten Sachlage, die in Wahrheit ganz einfach zu lösen ist. Nicht was wäre wenn – schon klar, welche Antwort Baldi vorschwebt: gewinnen und gut ist es. „Viel hängt von uns ab“, sagt er, „wir dürfen nicht zögerlich sein, sondern müssen mit unserem Allerletzten an die Aufgabe herangehen.“ Die jüngsten Rückschläge in der Bundesliga lassen sich noch wettmachen, eine weitere Pleite gegen die Italiener vielleicht nicht.
Gäste reisen ohne Druck an, den haben allein die Gastgeber
Da verlässt man sich nicht auf andere. „Das Erreichen der zweiten Runde ist für uns ein wichtiges Ziel“, stellt der Geschäftsführer klar. Logisch für einen Verein, der im vergangenen Jahr nur haarscharf das Viertelfinale der Euroleague verpasst hatte und in der Saison davor in die Runde der besten Acht im Eurocup eingezogen war.
Brindisi reist ohne Chance aufs Weiterkommen, also ohne Druck an, den haben allein die Berliner. Trainer Sasa Obradovic erwartet, „dass meine Spieler damit auf die richtige Weise umgehen. In einer solchen Situation zeigt sich, was für ein Spieler du bist“. Center Elmedin Kikanovic glaubt sogar: „Wenn wir gewinnen, können wir die vorherigen Niederlagen komplett abhaken.“
Auch Baldi ist unsicher, was das Team erreichen kann
Was wäre wenn – bei Alba klingt zurzeit viel Unsicherheit mit. „Unsere Mannschaft ist zu vielem fähig“, schätzt Baldi zwar ein, „aber alle wissen noch nicht so richtig, wie weit sie in dieser Saison kommen kann.“ Man sollte sich den Blick nach vorn wohl doch verkneifen.