Berlin. Das Team von Trainer Sasa Obradovic startete stark in die Saison, verlor zuletzt aber viermal in Folge. Das hat seine Gründe.

Es lohnt sich an dieser Stelle, einmal auf das erste Pflichtspiel von Alba Berlin, besser noch: auf das erste Viertel in dieser Saison zu schauen. Da traf das neuformierte und wenig eingespielte, sich seiner Möglichkeiten noch kaum bewusste Team von Trainer Sasa Obradovic auf Ratiopharm Ulm, und es muss sich für die Schwaben wie ein Orkan angefühlt haben, was über sie hereinbrach.

Tempo, aggressive Verteidigung, Entschlossenheit im Angriff: 25:6 führte Alba nach nur zehn Minuten. Es lief unverhofft gut. Es war eine Freude zuzuschauen. Auch danach, nicht nur gegen Ulm. Die Berliner gewannen ihre ersten acht Spiele in der Bundesliga, schließlich sogar ungefährdet gegen Bayern München. Zwei Wochen ist das her. Die Fans jubelten selig über ihren Tabellenführer. Alles war toll.

Nicht alles ist Schrott, nicht alles war Gold

War es nicht, widerspricht Marco Baldi vorsichtig. Er ist seit gut 25 Jahren Manager des Bundesligisten und hat längst gelernt, Höhen und Tiefen richtig einzuordnen. „Ich war nicht so euphorisch wie viele andere“, sagt der 53-Jährige also, „und ich bin jetzt nicht so desillusioniert wie viele andere.“ Es war längst nicht alles Gold zu der Zeit der schönen Siege, und es ist jetzt, vier Niederlagen später, nicht alles Schrott.

Aber es ist eine merkwürdige Veränderung eingetreten. Anfangs gab es eine geschlossene Alba-Mannschaft, die mit hoher Intensität zu Werke ging, kaum nachließ und die aus den Erfolgen immer neues, stärkeres Selbstvertrauen zog. Baldi glaubt, dass nach dem Bayern-Spiel im Unterbewusstsein der Akteure etwas passiert sein muss.

Dass bei der täglichen Arbeit eine Winzigkeit an Konzentration verlorengegangen ist, die allerletzte Mobilisierung „für die drei Stunden Basketball täglich“ fehlte. Das zeigte schnell Folgen. Nicht in Reggio Emilia und Oldenburg, wo Niederlagen nichts Schockierendes haben. Aber zwei Tage nach dem Erfolg gegen München beim Heimspiel gegen Ludwigsburg. Und erst recht am Sonntag beim 69:80 gegen Bremerhaven. „Zwei sehr schlechte Spiele“, sagt Baldi.

Die Fans buhen die Spieler erstmals in der Saison aus

Sein Trainer hatte für Montagfrüh um sieben Uhr ein Extratraining angesetzt; um sechs Uhr mussten alle schon da sein. Ein Weckruf des ohnedies zu Strenge neigenden Übungsleiters. Ob der überhaupt noch nötig war? Schließlich war die Mannschaft am Sonntag bereits von ihren sonst in höchster Zuneigung verbundenen Fans ausgepfiffen und ausgebuht worden.

„Zu Recht“, wie Kapitän Alex King einsah. Denn wenn die Zuschauer auch nicht immer Siege erwarten, so verlangen sie doch von den Spielern hundertprozentigen Einsatz, kurz: die Attribute, die Baldi aufgezählt hat. Sonst verlieren sie ihr Gesicht. In doppelter Hinsicht. Wie gegen Ludwigsburg. Wie gegen Bremerhaven.

Fleiß, Mut, Selbstbewusstsein, das sind die Gesichtszüge Alba Berlins. Von der ersten Sekunde bis zur letzten, wenn es nötig ist. Baldi spricht sehr deutlich aus, wozu die Berliner gerade nicht in der Lage sind: „Wir können nicht im Spiel eben mal ein paar Gänge hochschalten, wenn es nicht so läuft. Dafür haben wir gar nicht das Talent.“

Baldi fordert: Immer volles Rohr, immer mit voller Konzentration

Die erste Chance, zu alten Tugenden zurückzukehren, besteht am Mittwoch (20 Uhr, Mercedes-Benz Arena) im Eurocupspiel gegen Le Mans Sarthe. Für Baldi gibt es nur einen Weg, aus dem Dilemma herauszukommen. „Es geht darum, dass wir wieder unseren Basketball spielen. Immer volles Rohr, immer mit voller Konzentration. Dann kommt der Erfolg.“ Aber das wird auf Knopfdruck nicht funktionieren, „man kommt nicht so schnell wieder hoch, wie man gefallen ist“. Vielleicht hilft ein Blick zurück. Um gut 14 Tage. Oder sogar auf das erste Viertel dieser Saison.