Busch oder Bäumchen? Je nach Wuchs der Pflanzen kann man sie behutsam in Form bringen. Wildlinge sind jedoch nicht so leicht zu zähmen.
Christa S., Lichtenrade: Ich habe vor einem Jahr bei einem Discounter zwei kleine Zitronen-Pflanzen gekauft. Sie waren mit etwas Erde in einem Pappkarton und hatten einen Stiel. Ich habe jede in einen großen Blumentopf gepflanzt und im Sommer auf der Terrasse stehen lassen. Im Winter stehen sie in einem temperierten Wintergarten. Die Pflanzen haben sich sehr entwickelt, sie haben beide etwa fünf Äste bekommen, die auch verzweigt sind und sind etwa einen Meter hoch. Aber sie sind auch ziemliches unschön, mit Stacheln an den Ästen, haben allerdings auch schon eine Blütenknospe. Wie forme oder schneide ich nun aus dem Busch oder Gestrüpp eine schöne Pflanze? Kann ich daraus ein Zitronen-Stämmchen bekommen, das dekorativ aussieht? Was mache ich überhaupt mit diesem Busch?
Gabriele Kleuvers, Parkchefin im Britzer Garten, antwortet: Veredelte Zitrusgewächse haben in vielen Fällen keine oder nur wenige Dornen; bei den aus Kernen gezogenen Pflanzen dominieren eher die wehrhaften Exemplare. Allerdings kann auch die Unterlage wieder hervorbrechen, auf der die Edelsorte veredelt wurde. Dies geschieht aber meistens dann, wenn es der Pflanze nicht gut geht und die über der Veredlungsstelle befindlichen Pflanzenteile nicht mehr ausreichend versorgt werden können.
Mit Bedacht und nur moderat schneiden
Dies trifft für Ihre beiden Bäumchen, die offenbar die wilderen Gene zu tragen scheinen, nach Ihrer Beschreibung wohl eher nicht zu. Der Schnitt einer solchen Pflanze, die ganzjährig Blätter trägt und die für ihre Versorgung wichtig sind, sollte mit Bedacht und moderat erfolgen. Vor Beginn der Arbeiten sollten Sie entscheiden, ob sich die Pflanze zu einem Bäumchen mit einem durchgehenden Stamm oder sich eher zu einem verzweigten Strauch entwickeln soll.
Haben Ihre Pflanzen einen starken Mittelstamm, der innerhalb schwächerer Stämmchen steht, können Sie die schwächeren Stämme entfernen, damit Sie mittelfristig eine Krone erhalten. Im nächsten Schritt können alle Austriebe, die sich an diesem Hauptstamm entwickeln, bis zum zukünftigen Kronenansatz entfernt werden. Alle Zweige oder Triebe, die sich reiben, nur schwach ausgebildet sind oder nach innen wachsen, sollten ebenfalls unabhängig vom geplanten Habitus entfernt werden. Das Holz kann teilweise sehr hart sein. Mit geeignetem und scharfem Schnittwerkzeug werden Quetschungen und unnötige Verletzungen anderer Pflanzenteile vermieden.
Solch ein „Wildling“, den Sie beschreiben, wird nicht mit einen Mal zu zähmen sein. Gehen Sie behutsam vor und verteilen Sie diese Erziehungsschnitte lieber auf mehrere Arbeitsgänge mit längeren Zeitabständen und in Zeiten wie Frühjahr beziehungsweise Frühsommer, in denen die Pflanzen vital sind und die Eingriffe eher verkraften.
Rechtshinweis: Wir bemühen uns, möglichst viele Fragen zu beantworten. Dennoch behalten die Experten sich vor, bestimmte Bereiche auszuklammern. Bei sensiblen Fragen werden die Nachnamen auf Wunsch anonymisiert. Einen Rechtsanspruch auf eine Antwort haben Sie nicht. Eine Haftung ist ausgeschlossen.
Wenn Sie Fragen an unsere Experten haben, können Sie diese per E-Mail schicken an ratgeber@morgenpost.de oder per Post an Berliner Morgenpost, Stichwort Ratgeber, Kurfürstendamm 22, 10719 Berlin