- Die Wärmepumpe erfreut sich als Alternative zur Gas- oder Ölheizung großer Beliebtheit – ist das gerechtfertigt?
- Im Vergleich zu einer Pellet-, Gas- oder Ölheizung ist eine Wärmepumpe in der Anschaffung deutlich teurer
- Wir haben die Kosten der verschiedenen Heizungsarten verglichen – und sind zu einem erstaunlichen Ergebnis gekommen
Mit Blick auf die Energiepreise war die Welt für viele Verbraucher Anfang 2022 noch in Ordnung: Für einen Liter Heizöl zahlte man im Januar 2022 noch weniger als ein Euro. Doch ab März explodierten die Heizölpreise dann regelrecht. Zeitweise mussten Heizölkunden mehr als zwei Euro pro Liter Öl bezahlen – ein trauriger Rekord in der Geschichte der Bundesrepublik. Mittlerweile hat sich die Situation am Energiemarkt zumindest wieder etwas beruhigt: Die Heizölpreise sind seit Januar 2023 im Tiefflug und Experten sind bei der Preisentwicklung optimistisch.
Wärmepumpe und Gasheizung im Vergleich: Wie die Strompreise die Wärmwende beeinflussen
Sogar der Gaspreis hat sich seit Dezember auf Vorkriegsniveau eingependelt und liegt aktuell knapp über der Marke von 13 Cent je Kilowattstunde (kWh). Dieser Trendwende gegenüber steht die Entwicklung der Strompreise in Deutschland. Bereits zum Jahresanfang haben einige Anbieter ihre Preise angepasst. Zum 1. März 2023 zieht auch einer der größten deutschen Energiekonzerne nach und verdoppelt die Strompreise in gleich mehreren Tarifen. Könnte der Trend steigender Strompreise die Wärmewende gefährden?
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Das Ziel der Politik ist dabei klar: Möglichst viele alte Gas- und Ölheizungen sollen verschwinden und von regenerativen Wärmeerzeugern wie der Wärmepumpe ersetzt werden. Schon seit 2019 greift zudem eine "Austauschpflicht" für alte Gas- und Ölheizungen – was sie für Verbraucher bedeutet und wer aktuell betroffen ist, fasst der verlinkte Beitrag zusammen. Jedoch sind die Kosten für eine neue Wärmepumpe deutlich höher als bei einer Gas- oder Ölheizung. Zudem wird Strom verbraucht – bedeutet: Wer keine Solaranlage hat, zahlt pro kWh.
Heizung | Kosten in EUR |
Ölheizung | ab ca. 8.000 |
Gasheizung | ab ca. 7.000 |
Wärmepumpe | ab ca. 15.000 |
Holz- oder Pelletheizung | ab ca. 10.000 |
Fernwärme | ab ca. 5.000 |
Brennstoffzellen | ab ca. 30.000 |
Solarthermie | ab ca. 10.000 |
Wärmepumpe vs. Gasheizung: Die Heizkosten im Vergleich – Gasheizung hat einen Vorteil
Somit könnten steigende Strompreise die Betriebskosten der Wärmepumpe beeinflussen – was wiederum die Wärmewende gefährden könnte. Aber ist das wirklich so? Das Fachportal "energie-experten.org" hat sich mit dieser Frage beschäftigt. Tatsächlich hat zumindest die Gasheizung in einer Musterrechnung von "energie-experten.org" die Nase vorn. Die Experten legen bei ihrer Berechnung einen Gaspreis von 12 Cents pro kW und einen Strompreis von je 38 Cent pro kWh zugrunde – das Ergebnis:
Heizung | Heizkosten (6000 kWh) |
Gasheizung | 720 Euro |
Luftwärmepumpe | 760 Euro |
Erdwärmepumpe | 570 Euro |
Zumindest der Luftwärmepumpe ist die Gasheizung im errechneten Szenario überlegen. Die Erdwärmepumpe ist im Betrieb etwas günstiger – allerdings ist sie auch deutlich teurer in der Anschaffung. Gasheizungen gibt es ab circa 10.000 Euro. Für eine Erdwärmepumpe können schnell Kosten von bis zu 30.000 Euro anfallen. Zu beachten ist: Der in der Musterrechnung verwendete Gaspreis von 12 Cent pro kWh wurde mit Blick auf die Gaspreisbremse gewählt – die ist aber nur eine vorübergehende Entlastung der Politik.
Gasheizung wirklich besser? Musterrechnung enthüllt, wann die Wärmepumpe triumphiert
Ohne die Gaspreisbremse zieht der Gaspreis wieder an – je nach Intensität verschiebt sich die Musterrechnung dann zugunsten der Wärmepumpe. Zudem werden in der Musterrechnung Faktoren wie die Anschaffungskosten und die Betriebsdauer nicht miteinbezogen. Im Vergleich zu einer Gas- oder Ölheizung sind Wärmepumpen deutlich teurer – dafür aber im laufenden Betrieb sparsamer. Selbst bei Strompreisen von rund 50 Cent pro kWh würden sich die Kosten für den Betrieb über die Jahre amortisieren.
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In einer zweiten Musterrechnung haben die Experten von "energie-experten.org" die Gesamtkosten einer Wärmepumpe mit denen einer Gasheizung verglichen und dabei eine Nutzungsdauer von 20 Jahren zugrunde gelegt. Der Gasverbrauch im zweiten Szenario beträgt 12.000 kWh und der Strompreis pro kWh liegt bei 50 Cent. Im Vergleich zur ersten Musterrechnung zeigen sich sofort Unterschiede. Zwar ist die Gasheizung im Hinblick auf die Investitionskosten der Wärmepumpe weiter überlegen – nicht aber bei den Betriebskosten:
Heizung | Heizkosten gesamt | Investitionskosten | Gesamtkosten |
Gasheizung | 72.725 Euro | 10.000 Euro | 82.725 Euro |
Luftwärmepumpe | 47.973 Euro | 25.000 Euro | 72.973 Euro |
Erdwärmepumpe | 35.980 Euro | 35.000 Euro | 70.980 Euro |
Zuschuss für die neue Heizung: Für Wärmepumpe und Co. gibt es diverse Förderungen
Hinzu kommt: Für eine regenerative Heizung gibt es 2023 diverse Förderungen vom Staat. Zum einen ist das die Grundförderungen für einzelne Systeme wie die Wärmepumpe und zum anderen der sogenannte Heizungs-Tausch-Bonus – der Antrag für einen Heizungs-Tausch-Bonus kann online gestellt werden. Die Voraussetzung: Die alte Öl- oder Gasheizung muss außer Betrieb gesetzt und durch einen regenerativen Wärmeerzeuger ersetzt werden. Werden aber die Voraussetzungen erfüllt, können Verbraucher von guten Förderkonditionen profitieren.
Die Förderung für eine Wärmepumpe etwa kann inklusive Heizungs-Tausch-Bonus bis zu 40 Prozent betragen. Für neue Öl- oder Gasheizung gibt es vom Staat keinen Zuschuss – auch dessen sollte man sich bei der Kaufentscheidung bewusst sein. Unter Zunahme der Austauschpflicht für alte Gas- und Ölheizungen macht die Investition in eine neue Brennstoffheizung daher wenig Sinn. Alternativ zu einer Wärmepumpe wird vom Staat auch der Einbau einer Pelletheizung bezuschusst. Auch hier kann der Heizungs-Tausch-Bonus zugerechnet werden.
Bezeichnung der Förderung | Zuschuss in Prozent |
Grundförderung ("Basis-Zuschuss") | 25 |
Heizungs-Tausch-Bonus | 10 |
Wärmepumpen-Bonus | 5 |
Summe aller staatlichen Zuschüsse | 40 |
Öl- oder Gasheizung ersetzen: Worauf Verbraucher bei der Wärmepumpe achten sollten
Wärmepumpe oder Pelletheizung – was ist die bessere Entscheidung? Diese Frage lässt sich nicht pauschal beantworten und sollte unter Berücksichtigung baulicher Voraussetzungen und persönlicher Wünsche, Bedürfnisse und Vorlieben getroffen werden. Das Alter eines Gebäudes ist dabei nicht zwingend ausschlaggebend. Auch in Altbauten kann eine Wärmepumpe die Öl- oder Gasheizung ersetzen. Zu beachten sei dabei die Größe der Heizkörper sowie eine gute Vorlauftemperatur, sagt Sven Kersten vom Bundesverband Wärmepumpe (BWP) .
Kersten im Interview mit unserer Redaktion: "Auch in Altbauten können sich die Stromkosten im Laufe der Zeit amortisieren." Von schwankenden Strom- und allgemein Energiepreisen sollten sich Verbraucher somit nicht verunsichern lassen. Zumal Heizsysteme wie eine Wärmepumpe oder Pelletheizung sehr gut mit einer Solaranlage kompatibel sind. Mit der richtigen Kombination kann man sich auf diese Weise ein Stück autark vom Stromnetz machen. Möglich sind zudem Hybridheizungen. Die Kombination aus Ölheizung und Wärmepumpe hat ebenfalls Sparpotenzial.
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Fazit zum Preisvergleich: Anschaffung einer neuen Gasheizung sollte man überdenken
Das Fazit zum Vergleich von Gasheizung und Wärmepumpe: Bei den kurzfristigen Betriebskosten hat die Gasheizung aktuell die Nase vorn. Dabei spielen jedoch die aktuell vergleichsweise niedrigen Gaspreise eine große Rolle. Schon im längerfristigen Vergleich wendet sich das Blatt: Denn mit der Zeit amortisieren sich die höheren Kosten, die bei der Anschaffung einer Wärmepumpe entstehen. Zudem gibt es Förderungen und Zuschüsse vom Staat. Bei der Kaufentscheidung sollte man daher immer langfristig denken und sich von einem Energieberater oder Fachbetrieb bei der Entscheidung helfen lassen.
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