Elite-Uni

Die FU wurde häufig missachtet - das ist nun endgültig vorbei

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Regina Köhler, Joachim Peter und Manuel Bewarder

Die Freie Universität Berlin hat es geschafft. Die Dahlemer Hochschule hat den Status einer Eliteuniversität erhalten.

Die Freie Universität Berlin hat es geschafft. Die Dahlemer Hochschule hat den Status einer Eliteuniversität erhalten. Sie gehört damit neben fünf weiteren deutschen Universitäten zu den Siegern in der zweiten Runde des Exzellenzwettbewerbs von Bund und Ländern. Die Humboldt-Universität, die sich ebenfalls für die Endrunde qualifiziert hatte, konnte sich mit ihrem Elitekonzept nicht durchsetzen.

FU-Präsident äußerte Genugtuung

Dieter Lenzen, Präsident der Freien Universität, zeigte sich über das Abschneiden seiner Universität sehr erfreut. "Dieser Erfolg ist für uns alle sehr wichtig", sagte er. Seit der Wende sei die FU häufig missachtet und als linke Schmuddeluni in die Ecke gestellt worden. Das sei nun endgültig vorbei und die internationale Leistungsfähigkeit der FU eindeutig bewiesen. Mit Hochdruck werde ab sofort an der Umsetzung des Elitekonzepts gearbeitet. Schon an diesem Wochenende trete das Präsidium zu einer ersten Strategiesitzung zusammen.

Die FU war in der aktuellen Runde nicht nur mit ihrem Zukunftskonzept erfolgreich, sie gewann auch in den beiden anderen Förderlinien des Wettbewerbs. So werden künftig zwei Graduiertenschulen mit je eine Millionen Euro sowie zwei Exzellenzcluster mit jeweils 6,5 Millionen Euro gefördert. Auch die HU und die Technische Universität (TU) konnten sich in diesen Bereichen Fördergelder sichern: Der HU wurden zwei Graduiertenschulen und ein Exzellenzcluster bewilligt, die TU bekam den Zuschlag für ein Exzellenzcluster.

Süddeutsche Bundesländer liegen vorn

Die großen Sieger der Exzellenzinitiative von Bund und Ländern sind allerdings die süddeutschen Bundesländer. Nach den beiden Münchner Hochschulen und der Universität Karlsruhe kürte die Jury in der abschließenden zweiten Auswahlrunde auch die Hochschulen in Freiburg, Heidelberg und Konstanz zu Eliteuniversitäten. Überdies wurde dieser Titel der RWTH Aachen sowie der Universität Göttingen zuerkannt. Die Eliteuniversitäten können in den nächsten fünf Jahren mit einer zusätzlichen staatlichen Förderung von jeweils insgesamt etwa 100 Millionen Euro rechnen. Die Entscheidung wurde von einer internationalen unabhängigen Jury getroffen und von einem Bewilligungsausschuss mit Vertretern von Politik und Wissenschaft, der gestern in Bonn tagte, abgesegnet. Die Humboldt-Universität Berlin und die Universität Bochum scheiterten mit ihrer Bewerbung.

Das Bund-Länder-Programm umfasst insgesamt 1,9 Milliarden Euro. Der Bund steuert 75 Prozent der Mittel bei, die Länder tragen 25 Prozent. Die Exzellenzinitiative, mit der innovative Gesamtkonzepte (Titel Eliteuni), Graduiertenkollegs und Forschungsverbünde (Cluster) gefördert werden sollen, ist zunächst bis 2011 begrenzt. Insgesamt erhalten 28 Hochschulen Sondermittel.

Bundesforschungsministerin Annette Schavan will sich für eine Fortsetzung des Wettbewerbs einsetzen. "Spätestens im Sommer 2009 sollte es eine neue Vereinbarung zwischen Bund und Ländern geben", hatte Schavan bereits am Donnerstag angekündigt. Zuvor würden Erfahrungen aus den ersten beiden Runden ausgewertet.

Für HU-Präsident Christoph Markschies steht fest, dass sich die Humboldt-Universität in einer nächsten Runde erneut bewerben wird: "Wir werden unser Konzept weiterentwickeln." Er sei von der Richtigkeit des Weges überzeugt, werde Kurs halten und das Steuer nicht aus der Hand geben, sagte Markschies. Zuvor hatte er immer wieder betont, dass sein persönliches Schicksal mit der Güte des Antrags verbunden sei.

Die Humboldt-Universität sei erst seit 17 Jahren ein Teil des bundesrepublikanischen Wissenschaftssystems, gab Markschies überdies zu bedenken. "Seitdem hat sie sich in einer großen Aufholjagd unter die besten deutschen Universitäten vorgearbeitet", sagte er. "Wir sind auf dem richtigen Weg, haben unser Ziel aber noch nicht erreicht."

TU-Präsident kritisiert Nord-Süd-Gefälle

Kurt Kutzler, Präsident der Technischen Universität, gratulierte der FU zu ihrem Erfolg. Gleichzeitig bedauerte er das Abschneiden der HU: "Die Berliner Wissenschaftslandschaft hätte für zwei Universitäten den Elitestatus verdient." Berlin sei die stärkste Wissenschaftsregion Deutschlands. Was für München recht sei, hätte deshalb für Berlin billig sein müssen. Die Ergebnisse des Exzellenzwettbewerbs würden erneut das Nord-Süd-Gefälle in der Wissenschaftslandschaft deutlich machen, so der TU-Präsident.

Geschichte der Freien Universität

Die Freie Universität Berlin wurde im Jahr 1948 als Gegenentwurf zu der traditionsreichen Humboldt-Universität im Ostteil der Stadt gegründet. Im ausgebombten Berlin hatte die FU zunächst mit zahlreichen Schwierigkeiten zu kämpfen: Unter anderem fehlten Räume. Erst durch die finanzielle Hilfe der Amerikaner erhielt die FU zahlreiche Gebäude im Süden der Stadt.

Mitte der sechziger Jahre geriet die Universität bundesweit in die Schlagzeilen, als ihre Studenten gegen den Vietnamkrieg demonstrierten. Der Protest eskalierte: Auf einer Demonstration gegen den Schah von Persien wurde im Jahr 1967 der FU-Student Benno Ohnesorg von einem Polizisten erschossen. Nach der Wende wurde die Humboldt-Universität zu einer ernst zu nehmenden Konkurrenz für die FU - vor allem im Kampf um die immer knapper werdenden Landesmittel. Mit mehr als 34 000 Studenten und mehr als 100 Studienfächern zählt sich die FU zu den größten und leistungsstärksten Hochschulen in Deutschland.