Enthüllungen

Wikileaks - US-Botschafter warnt Westerwelle vor

Vor der Wikileaks-Veröffentlichung hat US-Botschafter Philip Murphy deutsche Spitzenpolitiker über peinliche Diplomaten-Dossier informiert. In den Einschätzungen soll Guido Westerwelle besonders schlecht weggekommen sein.

Angesichts der erwarteten Veröffentlichung vertraulicher Diplomaten-Dossiers hat der US-Botschafter in Deutschland, Philip Murphy, den Betreibern der Enthüllungsplattform Wikilieaks Verantwortungslosigkeit vorgeworfen. Eine Veröffentlichung solcher US-Dokumente werde "sich direkt auf die Zusammenarbeit von Regierungen auswirken, und die Welt damit zu einem unsichereren Ort machen“, sagte er der "Bild am Sonntag". Gefahr für das deutsch-amerikanische Verhältnis sieht Murphy indes nicht. "Ich bin sicher, dass die Freundschaft zwischen den Vereinigten Staaten und Deutschland diese Herausforderung überleben wird."

Die Auswirkungen ließen sich aber nur schwer absehen. "Es wird zumindest unangenehm sein – für meine Regierung, für diejenigen, die in unseren Berichten erwähnt werden, und für mich persönlich als amerikanischer Botschafter in Deutschland", sagte Murphy, der die US- Interessen seit 2009 in Berlin vertritt. In den Dossiers werde teilweise kritisch und direkt formuliert. "Wir sprechen offen mit Kontakten, versuchen zu verstehen, was in unserem Gastland geschieht und berichten nach Hause, was wir hören und manchmal auch, was wir denken."

Laut "BamS" kommt Außenminister Guido Westerwelle (FDP) in der Einschätzung der US-Diplomaten vergleichsweise schlecht weg. Demnach habe man den Vizekanzler zu Beginn der schwarz-gelben Koalition im vergangenen Jahr als jemanden gesehen, "der seinen Job noch lernen müsse". Außerdem werde er als politisch geschwächt eingeschätzt, weil es der FDP nicht gelungen sei, ihre Wahlversprechen durchzusetzen, heißt es. Ebenfalls kritisch, aber deutlich positiver soll Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) beurteilt worden sein, positiv dagegen Verteidigungsminister Karl-Theodor zu Guttenberg (CSU).

Murphy hat Westerwelle dem Bericht zufolge am vergangenen Mittwoch über die zu erwartende Veröffentlichung der Dossiers in einem Vier- Augen-Gespräch informiert. Mit Wirtschaftsminister Rainer Brüderle (FDP) habe der US-Botschafter telefoniert.

( dpa/ap )