In der Linkspartei stößt die von der Vorsitzenden Gesine Lötzsch losgetretene Kommunismus-Debatte weiterhin auf Unterstützung wie auch auf Ablehnung. „Der Kommunismus ist für uns kein Ziel, weder in der Alltagspolitik noch in der Programmatik“, sagte der Spitzenkandidat der Linkspartei bei der Landtagswahl in Sachsen-Anhalt, Wulf Gallert, der „Mitteldeutschen Zeitung“.
Der Linken in Sachsen-Anhalt gehe es „um völlig andere Themen“. Als Beispiele nannte Gallert „gute Arbeit, vernünftige Entlohnung, Chancengerechtigkeit für Kinder und Jugendliche und ein besseres Bildungssystem.“ In Sachsen-Anhalt wird am 20. März ein neuer Landtag gewählt.
Rückendeckung dagegen erhielt Lötzsch vom niedersächsischen Landeschef der Linken, Manfred Sohn. Sie habe Statur gewonnen in diesen Tagen, sagte Sohn der „Neuen Presse“. Lötzsch habe deutlich gemacht, „dass wir eine grundlegend andere Politik im Lande brauchen.“ Die Aufregung um ihre Äußerung bezeichnete er als künstlich. „Auch viele in der SPD finden das, was Marx und Engels geschrieben haben, als Diskussionsausgangspunkt ganz prima“.
Der Fraktionsvorsitzende der Linken im Saarland, Oskar Lafontaine, hat dagegen die Diskussion um Äußerungen der Parteichefin Gesine Lötzsch als „sogenannte Kommunismus-Debatte“ bezeichnet. Lötzsch habe in einem dreiseitigen Aufsatz „für den demokratischen Sozialismus geworben“, der früher auch einmal ein Ideal der SPD gewesen sei, sagte Lafontaine am Montagabend auf dem Neujahrsempfang der Saar-Linke in Saarbrücken. Dann habe sie „einen missverständlichen Satz gesagt“, und daraus sei „eine grobe Falschmeldung“ gemacht worden. Die Linke sei die Partei der Freiheit und der Demokratie, „und daran wird niemand etwas ändern“, unterstrich Lafontaine.
Zugleich warf er den anderen Parteien vor, keine Antwort auf die Frage zu haben, was Demokratie sei. Sie hätten eine Politik betrieben, die zu „Lohnverlusten über zehn Jahre führt und Armutsrenten in millionenfacher Zahl in Zukunft programmiert“. Dies sei keine Gesellschaft, in der sich „Interessen der Mehrheit, sondern Interessen der Minderheit“ durchsetzten.
CDU-Generalsekretär Hermann Gröhe forderte eine Distanzierung der Linkspartei von den mutmaßlich linksextremen Tätern gefordert, die bei der Rosa-Luxemburg-Konferenz eine gewaltsame Auseinandersetzung provoziert hatten. „Dass sich die Linkspartei von solchen linksradikalen Chaoten nicht öffentlich distanziert, zeigt einmal mehr ihr gespaltenes Verhältnis zu Rechtsstaat und Demokratie“, sagte Gröhe der „Bild“-Zeitung. Wenn auf die Freiheit Andersdenkender „blindwütig eingeprügelt“ werde, zeige dies das „wahre Gesicht kommunistischer Träumereien“.
Am Samstag war es am Rande einer Veranstaltung zu der 1919 ermordeten Sozialistenführerin Rosa Luxemburg in Berlin zu Übergriffen mutmaßlicher Linksextremisten auf DDR-Bürgerrechtler gekommen. Die Vereinigung der Opfer des Stalinismus (Vos) erstattete anschließend Anzeige gegen die Linken-Chefin Gesine Lötzsch wegen Strafvereitelung, da sie es „billigend hingenommen“ habe, dass die Täter in der Konferenz untertauchten. Demnach wurden bei dem Zwischenfall zwei Menschen verletzt. Laut Vos war die frühere DDR-Bürgerrechtlerin Vera Lengsfeld unter den Angegriffenen.