Umfrage zur Bildung

Bürger wollen Schulpolitik dem Bund übertragen

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Seit der Föderalismusreform 2006 ist die Zuständigkeit des Bundes im Bildungsbereich gesunken. 61 Prozent der Befragten prangern dies an. Sie fordern überall in Deutschland die gleiche Qualität von Schulen und Unterricht. Mit der Schulpolitik der Landesregeriungen sind sie mehr als unzufrieden.

Der Bund und nicht die Länder sollte nach Ansicht von gut 60 Prozent der Deutschen die bildungspolitische Verantwortung für die Schulen tragen. Zudem äußerte sich die Mehrheit der Befragten mit der Schulpolitik der Bundesländer unzufrieden.

Die Durchschnittsbewertung beträgt 3,6 auf der Schulnotenskala, wie eine vorgestellte Allensbach-Umfrage im Auftrag der Vodafone-Stiftung ergab. Am besten schnitten Bayern (3,3), Hessen und Sachsen (jeweils 3,4) ab. Schlusslichter sind Berlin (3,9) und Schleswig-Holstein (4,2). Seit der Föderalismusreform ist die Zuständigkeit des Bundes im Bildungsbereich weiter gesunken.

Eine Absage erteilten die Befragten auch einer auf acht Jahre verkürzten Gymnasialzeit sowie der geplanten Zusammenlegung von Haupt- und Realschulen. So plädierten fast zwei Drittel (64 Prozent) für eine Rückkehr zum neunjährigen Gymnasium oder zumindest für ein entsprechendes paralleles Angebot. Von einem Zusammenschluss der Haupt- und Realschulen erwartet nur knapp ein Drittel (32 Prozent) bessere Bildungschancen für die Hauptschüler. Knapp die Hälfte der Befragten (48 Prozent) rechnet damit, dass sich durch eine Zusammenlegung nicht viel ändern werde.

Hinsichtlich des Verbesserungsbedarfs fordern 59 Prozent der Bürger kleinere Klassen. 54 Prozent beklagen einen hohen Unterrichtsausfall, ebenso viele halten eine stärkere individuelle Förderung der Kinder für dringend notwendig. Als Ursachen für schlechte schulische Leistungen von Schülern nannten die Befragten mangelndes Interesse der Eltern für die schulischen Angelegenheiten (70 Prozent). Weiter meinten sie, dass die Schüler in ihrer Freizeit zu viel fernsehen oder am Computer spielen (69 Prozent) oder bemängelten schlechte Vermittlung des Unterrichtsstoffs durch die Lehrer (65 Prozent).

Der Vorsitzende des Deutschen Philologen-Verbands (DPhV), Heinz-Peter Meidinger, äußerte selbstkritisch, dass die Lehrer in der Öffentlichkeit eher über ihr Klagen als über ihr pädagogisches Wirken wahrgenommen würden. Zwar erkennen 54 Prozent an, dass der Lehrerberuf anstrengender und fordernder geworden sei, doch kritisierten auch 51 Prozent der Befragten, dass Lehrer viel über ihre Belastungen klagten.

Ziel müsse sein, so Meidinger, der Öffentlichkeit ein positiveres Lehrerbild zu vermitteln. Hilfreich zur Aufwertung könnten dabei Eignungstests sein, wie es sie bereits in der Schweiz gebe, so der DPhV-Vorsitzende. Auch über neue Möglichkeiten zur Bewertung von Lehrern und Unterricht müsse nachgedacht werden. Dass Schüler ihre Lehrer mit Noten bewerteten, sei jedoch „nicht unbedingt das richtige Mittel“, so Meidinger.

( KNA/dpa/jm )