In Berlin vergeht kaum ein Tag, an dem Politiker nicht verkünden, für eine Behörde zusätzliche Stellen bewilligt zu haben. Mehr Mitarbeiter für die Polizei, für die Verkehrslenkung, für das Pannen-Amt Lageso ohnehin, und jetzt – zum dritten Mal in nur 14 Monaten – mal wieder mehr Personal für die Bürgerämter. 50 neue Bearbeiter sollen in den 44 Zweigstellen bald am Computer sitzen. Gut so. Denn die Kunden der Ämter, wir alle also, waren es leid, wochen-, ja sogar monatelang auf Termine warten zu müssen. Lange genug hat der Senat diese Entwicklung ignoriert. Mehr Service als bisher dürfen wir von den Ämtern aber allemal erwarten.
Nun ist es Politikern schon immer leicht gefallen, Geld auszugeben. Das gilt gerade in Zeiten sprudelnder Steuereinnahmen – und erst recht in einem Wahljahr. Als Versuch, sich die Gunst der Wähler zu erkaufen, darf der Senatsbeschluss, den der CDU-Senator Frank Henkel und der SPD-Senator Matthias Kollatz-Ahnen gemeinsam verkündeten, dennoch nicht gewertet werden. Er ist vielmehr eine überfällige Korrektur der anfangs richtigen, dann aber übertriebenen Personalkürzungen vorheriger Jahre. Er ist auch eine angemessene Reaktion auf den Bevölkerungszuwachs. Und nicht zuletzt trägt er der Tatsache Rechnung, dass in Berlin immer mehr Flüchtlinge ankommen, die früher oder später nicht nur beim Lageso, sondern auch bei den Bürgerämtern vorstellig werden.
Bemerkenswert ist der Beschluss aber aus einem anderen Grund. Denn der Senat stellt festgefahrene Strukturen infrage. So hat Finanzsenator Kollatz-Ahnen durchgesetzt, dass sich Interessenten nicht bei allen zwölf Bezirksämtern parallel bewerben müssen, sondern bei einer zentralen Stelle. Das soll Zeit sparen. Schon ab Mai sollen „die Neuen“ für Entlastung sorgen. Kollatz-Ahnen will auch die Abläufe in den Ämtern untersuchen. Was läuft gut, was läuft schlecht? Am Ende sollen die Prozesse harmonisiert werden.
Nicht nur mehr Ressourcen in eher mittelmäßige Strukturen stecken, sondern die Abläufe effektiver machen: Wenn das funktioniert, wäre das für Berlin fast eine Revolution.