Es ist mühsam, die ganzen Pleiten und Pannen rund um die Sanierung der Staatsoper Unter den Linden aufzuarbeiten. Es geht darum herauszufinden, warum sich die Bauzeit mehr als verdoppeln wird und die Kosten bereits auf rund 400 Millionen Euro explodiert sind. Dazu hat der Untersuchungsausschuss im Abgeordnetenhaus bereits eine Reihe von Zeugen vorgeladen. Erwartungsgemäß trägt keiner die Schuld daran, kein bisschen, auch nicht Klaus Wowereit, der am Freitag Rede und Antwort stehen musste. Der frühere Regierende Bürgermeister verweist immer wieder auf andere. Abwechselnd sind es die Fachleute, die Bauverwaltung, der Bund, der Denkmalschutz, Sparvorgaben oder Generalmusikdirektor Daniel Barenboim. Aber so einfach kommt Wowereit, der die Oper immer zur Chefsache erklärt hatte, nicht aus seiner Verantwortung heraus.
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Die Ausschussmitglieder drehen schon geschickt jede Weisung und Mitteilung, jedes Protokoll und Zeugenaussagen in ihren Händen hin und her. Am Ende wird sich dahinter wohl noch etwas anderes offenbaren. Nämlich ein Netzwerk – nennen wir es – bürgerlicher Opernliebhaber, die das Staatsopern-Projekt jenseits aller öffentlichen Planungsvorbehalte massiv vorangetrieben haben. Es ist ein knappes Dutzend Entscheider. Dazu gehören neben einigen Berlinern wie Klaus Wowereit Vertreter des Bundes, namhafte Unternehmer der Stadt und natürlich Stardirigent Daniel Barenboim. Es ist Wowereit selbst, der am Freitag beiläufig Einblicke in die Verbindungen, politischen Strategien und unterschiedlichen Ansprüche der Beteiligten gegeben hat.
Wenn der Untersuchungsausschuss wirklich vorhat, den Staatsopern-Skandal aufzuarbeiten, um künftig ähnliches zu vermeiden, dann wird er auch dem Verhältnis, den kulturellen Wünschen von Bund, Land und Wirtschaft in Berlin nachgehen müssen. Voraussichtlich im Oktober 2017 wird die Staatsoper wieder eröffnet. Es wird ein prächtiges Ereignis werden, eine Art Staatsakt. Die 400-Millionen-Rechnung wird der Steuerzahler begleichen. Das ist keinesfalls gerecht.