Berlin genießen

Kaviar – delikates Meeresaroma in kleinen Kügelchen

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Franz Michael Rohm

Foto: Franz Michael Rohm

Fischrogen ist eine teils extrem teure Delikatesse, die von Gourmets in aller Welt geschätzt wird. In Berlin kann man sie unter anderem in Charlottenburg und in Tempelhof beziehen.

Schwarzer Schieferboden, bordeauxrote Wände, abgesetzte Blattgolddecke, zierliche Rokokostühle, Perlmuttbesteck auf zwei marmornen Bistrotischchen, klassische altpersische Musik. Stilvoll und luxuriös empfängt die Firma Imperial Caviar ihre Kunden an der Ecke Schlüter- und Mommsenstraße in Charlottenburg. Genau so, wie es zur Delikatesse passt. „Seit vielen Jahren gibt es Kaviar-Geschäfte in Paris und London, jetzt endlich auch in Berlin“, sagt Geschäftsführer Reza Korouji.

18 Jahre ist der gebürtige Iraner im Geschäft, zehn davon verkaufte er in der Zentrale im Grunewald Wildkaviar aus dem Kaspischen Meer. „Das ist seit 2009 aufgrund der Artenschutzbestimmungen vorbei“, sagt der zurückhaltende Mittvierziger. Heute gibt es in Deutschland nur noch Störeier aus Aquakultur. Die beste Qualität in Reza Koroujis Geschäft stammt vom großen Beluga-Stör seines iranischen Zuchtbetriebs.

Neugierig beugt sich der Kaviarhändler über die kostbare Delikatesse, saugt ihren Duft ein. Probiert wird mit einem Perlmutt-Löffelchen. Wenn man die prallen, fast golden schimmernden Fischrogenkügelchen mit der Zunge am Gaumen zerdrückt verbreiten sie ihr delikates Meeresaroma. Eiskalt, um 2 Grad, und so frisch wie möglich sollte Kaviar gegessen werden, pur oder mit Lachs, dazu ein Glas Champagner.

Für Kaviar ist jetzt Hauptsaison

330 Euro kostet ein 125-Gramm-Döschen der besten iranischen Beluga-Qualität. Das reicht für vier Personen. Über seine Privatkundschaft schweigt Korouji. Beredt wird er, wenn es um seine Abnehmer aus der Berliner Spitzengastronomie geht. Hendrik Otto, Thomas Kammeier, Tim Raue und Kolja Kleeberg zählen dazu.

Mit 100 Euro pro 100 Gramm am preiswertesten ist die Störkaviarsorte „Baerii“ mit kleiner, dunkler Körnung und würzigem Geschmack. Sechzig Euro teurer ist der aktuelle Bestseller des Geschäfts, Imperial Auslese Kaviar. „Der hat 2010 bei einer Blindverkostung des Magazins Feinschmecker europaweit den ersten Platz errungen“, erklärt Fachverkäuferin Sandra Richter. Für erheblich kleineres Geld steht Bachsaibling-Kaviar in der Vitrine, sieben Euro das 100-Gramm Glas.

Auf den ersten Blick würde man nicht vermuten, dass sich an der Tempelhofer Germaniastraße die Produktionsstätte von Europas größtem Kaviarhändler befindet. Jetzt, zur Hauptsaison, verlassen etwa 500 Bestellungen pro Tag die Firma Lemberg. „Unser Online-Shop ist 24 Stunden am Tag erreichbar und liefert EU-weit“, sagt Geschäftsführer Ruslan Volny. Die Lieblingssorte des sportlichen Jeansträgers ist die Sorte Gorbuscha. Gorbuscha ist der preiswerteste Lachskaviar im Sortiment. Er stammt vom Buckellachs, einem bis zu 60 Zentimeter großen Lachs, der in Flüssen der Westküste Kanadas und Nordamerikas laicht. Die dunkelorangeroten Fischeier zeichnen sich durch mildes Aroma und eine weiche Schale aus, man kann sie leicht mit der Zunge am Gaumen zerdrücken. 7,90 Euro kostet die 250-Gramm-Dose.

Ketalachs und Gorbuscha zählen zum „Volkskaviar“

Bestseller von Lembergs rund 15 verschiedene Kaviarsorten umfassenden Sortiment ist der hagebuttenrote, wie Bernstein schimmernde Ketalachs-Kaviar. Die salzigen kleinen Fischeier besitzen ein festeres Korn als die Eier des Buckellachses und verbreiten im Mund salzig-meerigen Geschmack. Mit fünf Euro pro 100 Gramm zählt Ketalachs ebenso wie Gorbuscha zum „Volkskaviar“. „In unserem Kulturkreis gehört Kaviar zu jeder Familienfeier“, so der Ukrainer. Russen und Ukrainer würden ihn in 400- oder 500-Gramm-Dosen kaufen. Berliner sind zurückhaltender. „Sie nehmen meistens ein 100-Gramm-Glas“, so Ruslan Volny.

Neu im Sortiment ist Hechtkaviar mit kleinen, festen Körnern und kräftigem Geschmack, 7,50 Euro für 100 Gramm. Auch den edlen Störkaviar hat die Firma Lemberg mittlerweile im Angebot. Mit 50 Euro je 100 Gramm am günstigsten ist die Sorte Sibiriada. Sie stammt vom Weibchen einer Kreuzung aus Sibirischem und Adriatischem Stör.

Lemberg Olivaer Platz 8, Wilmersdorf, Mo.-Fr. 10-20, Sbd. 10-18 Uhr, Tel. 88 91 36 50, www.lemberg-kaviar.de

Imperial Caviar Mommsenstraße 64, Charlottenburg, Mo.-Fr. 11-19, Sbd 11-14.30, im Advent bis 18 Uhr, Tel. 81 47 37 00, www.imperialcaviar.de