Meisterköche

Berliner Westen wird zum neuen Zentrum für Gourmets

| Lesedauer: 5 Minuten
Nora Schmidt

Foto: Reto Klar

Zum 17. Mal wurden die „Berliner Meisterköche“ im Hotel Intercontinental ausgezeichnet. Drei der vier Preisträger kochen rund um den Kurfürstendamm in der City West.

Wenn die Tage kürzer und grauer werden und dicke Winterjacken überflüssige Pfunde diskret kaschieren, schlägt die Stunde der Kalorien. Galadinners und Restauranteröffnungen stehen zu Beginn der Wintersaison hoch im Kurs. Der Guide Michelin vergibt seine Sterne, der Gault-Millau seine Hauben und die „Berliner Meisterköche“ werden ausgezeichnet: Im Hotel Intercontinental wurden am Sonnabend nun zum 17. Mal die kulinarischen Kreismeister gekürt, allen voran Matthias Diether, dem der begehrte Titel des „Berliner Meisterkoch 2013“ verliehen wurde.

Der Küchenchef des Restaurants First Floor im Hotel Palace ist Auszeichnungen gewöhnt, hat er doch gerade seinen Michelin-Stern verteidigt. „Aber ich freue mich als gebürtiger Berliner schon, den Titel sozusagen nach Hause zu holen“, sagte Diether, der trotz des Ruhmes bescheiden geblieben ist und den Erfolg seines Restaurants vor allem der guten Zusammenarbeit mit seinem Küchenteam zuschreibt.

Kalbsbäckchen mit Fenchel und Lakritz hatte Diether sich als Hauptgang für das Galadinner ausgedacht, mit dem er die rund 360 geladenen Gäste, darunter Berlinale-Chef Dieter Kosslick, KPM-Eigentümer Jörg Woltmann, Stadtentwicklungssenator Michael Müller, BVG-Chefin Sigrid Nikutta und Jury-Mitglied und Morgenpost-Kolumnist Heinz Horrmann begeistern wollte. „Der Berliner Meisterkoch 2013, Matthias Diether, realisiert in seiner Küche die perfekte Harmonie zwischen Innovation und Klassik. Seine filigrane, hochpräzise Kochkunst bereichert die experimentierfreudige Berliner Gastroszene mit konstanter Qualität. Mit seiner bewussten Konzentration auf drei Hauptprodukte und einer leichten, spielerischen und kreativen Herangehensweise begeistert der junge Meisterkoch sein Publikum regelmäßig,“ begründete die Jury ihre Entscheidung für Matthias Diether.

„Kulinarisch bunter, besser, kreativer denn je“

In sechs Kategorien vergab das aus 13 Fachleuten zusammengesetzte Gremium Auszeichnungen an die Lokalhelden am Herd: Als „Berliner Gastgeber 2013“ kann sich Andrea Güttes vom Restaurant Markus Semmler bezeichnen, „Brandenburger Meisterkoch“ wurde Philipp Liebisch Sandak vom Wellnesshotel Seeschlößchen in Senftenberg, Florian Glauert aus dem Duke ist „Aufsteiger des Jahres 2013“, der laut Jury „ohne Protz, Attitude und Beiwerk“ kocht.

Als „Gastronomische Innovatoren“ wurden Nikolaus Driessen, Florian Niedermeier und Bernd Maier aus der Markthalle Neun sowie Anna Lai, Tobias Bürger und Kavita Meelu vom Street Food Thursday geehrt. „Das Konzept Street Food Market ist die überzeugende Manifestation einer jungen, internationalen Genuss-Generation, die in entspannter und kommunikativer Atmosphäre die Lust am Essen zelebriert. Statt von Form und Konvention lassen sich die Food-Expats in der Markthalle Neun ausschließlich von Qualität, Kreativität und Innovationsfreude inspirieren und lenken. Ein Konzept, das wie kein anderes das junge und kosmopolitische Berlin kulinarisch präsentiert“, lobte die Jury. Beim Streetfood Thursday in der Markthalle Neun in Kreuzberg kommen wöchentlich verschiedene Aussteller zusammen und präsentieren ihre kulinarischen Kreationen an einzelnen Ständen.

Das Konzept des Streetfoodmarket wurde vom Hotel Intercontinental bei der Gestaltung des Empfangsbereichs der Meisterköche-Gala aufgegriffen: So gingen die Gäste auf dem Weg in den Saal Potsdam, wo die Verleihung stattfand, an rot-weiß gestalteten Ständen entlang, die dem Event in der Markthalle nachempfunden waren. Auch im Saal selbst hatte man sich etwas einfallen lassen, um die Gala aufzulockern: An einzelnen über den Raum verteilten Kochinseln bereiteten die Preisträger ihren Beitrag zum Menü vor den Augen des Publikums zu. Darunter auch die Macher des Cookies Cream, dem Preisträger in der Kategorie „Berliner Szenerestaurant“ mit Heinz Gindullis und Stephan Hentschel.

„Auch in diesem Jahr zeigt das Ergebnis glasklar, dass Berlin vorangeschritten ist, kulinarisch bunter, besser, kreativer ist denn je“, sagte der Juryvorsitzende, Stefan Elfenbein vom „Feinschmecker“, „aus sage und schreibe 93 Kandidaten mussten die jeweils fünf besten in den sechs Kategorien ausgewählt werden. So viele wie nie! Das war harte Diskutier- und Abstimmarbeit. Die zweite gute Nachricht: Auch der Westen kommt, tatsächlich! Während noch im letzten Jahr unsere Berliner Preisträger alle bis auf einen aus Mitte kamen, ist es jetzt exakt umgekehrt; drei von vier kochen rund um den Kudamm.“

Der Berliner Westen positioniert sich damit also als neues Zentrum für Berliner Gourmets – was die Köche auch an diesem Abend beim Gala-Dinner wieder unter Beweis stellten. Jeder Preisträger trug mit zwei Kreationen etwas zu dem Dinner bei. Auf die Teller kamen unter anderem Spezialitäten wie Tatar vom Irish Beef, Rochen-Spinat-Parmesan und Hirschrücken mit Esskastanien und Coco-Bohnen. Zu späterer Stunde sollte Gastgeber Thomas Kammeier dann noch zur After-Dinner-Party laden.