Berlin. Der fünfte Film der Erfolgsreihe, „The Ballad of Songbirds & Snakes“, erzählt die Vorgeschichte. Ganz schlüssig ist die jedoch nicht.

Schon wieder Hunger-Games. Schon wieder die zynischen Spiele, in denen Kinder und Jugendliche sich gegenseitig töten sollen. Die drei „Tribute von Panem“-Romane von Suzanne Collins waren auch als Kinofilme so erfolgreich, dass man den letzten Teil in zwei Filme aufsplittete, um noch mehr dran zu verdienen. Und was einmal erfolgreich war, wird gern weiter ausgereizt. So hat schon die US-Autorin einen neuen Band verfasst. Und der wurde prompt wieder verfilmt, einmal mehr von Francis Lawrence.

Wie bei „Star Wars“: Die Vorgeschichte, wieso der Böse böse wurde

„Die Tribute von Panem: The Ballad of Songbirds & Snakes“, wie der neue Titel etwas umständlich heißt, ist aber nicht einfach eine Fortsetzung, sondern erzählt die Vorgeschichte. Bei „Star Wars haben wir gelernt, dass sowas Prequel heißt. Und auch Suzanne Collins hat wohl „Star Wars“ geschaut. Denn wie bei der Sternensaga erzählt auch sie keine neue Heldengeschichte – sondern warum der Oberböse so böse wurde. Nur heißt der hier nicht Darth Vader, sondern Coriolanus Snow.

Snow war der aasige Präsident, der in der „Panem“-Trilogie wie die Tyrannen im antiken Rom mit Brot und Spielen das Volk ruhig hielt. Der neue Film setzt 64 Jahre zuvor an, da ist auch der alte Snow noch so jung wie die Todgeweihten. Newcomer Tom Blyth spielt ihn mit denselben weißgebleichten Locken, wie sie Donald Sutherland in den früheren Filmen trug. Er imitiert auch dessen sardonisches Grinsen, und gleich anfangs wird ihm jenes Röschen ans Revers gesteckt, das Sutherlands Markenzeichen war.

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Snow ist aber weit davon entfernt, Präsident dieser fiktiven Welt zu werden. Im Gegenteil: Da sein Vater zehn Jahre zuvor an der Rebellion der Distrikte beteiligt war, hat er kaum Chancen, aufzusteigen. Um zu studieren, braucht er ein Stipendium. Das aber geht erstmals nicht mehr an den Schüler mit den besten Noten, sondern – an den Mentor, der die Todeskandidaten der „Hunger Games“ am besten betreut.

Die Spiele, man möge sich erinnern, sind die Strafe für die einstige Rebellion. Jeder Distrikt muss dafür jährlich einen Kandidaten entsenden. Auch wenn die alle viel zu jung sind, um an der Rebellion beteiligt gewesen zu sein. Die Spiele stehen deshalb in der Kritik, keiner will sie mehr sehen. Um die Quoten zu heben, muss also ein neues Konzept her. Da kommen die Mentoren ins Spiel. Und der junge Snow sieht darin seine Chance, weil er mit seinem Schützling Lucy Gray Beard (Rachel Zegler aus Spielbergs „West Side Story“), der aussichtslosesten Kandidatin aus dem äußersten Distrikt, gemeinsame Sache macht. Und sich sogar in die Kämpfe einmischt.

Die neuen Stars haben nicht annähernd das Charisma von Jennifer Lawrence

Die „Panem“-Filme waren immer zynisch, sind es in den aktuellen Kriegszeiten aber noch mehr. Zumal es längst Nachfolger gibt, die das Original übertreffen, wie die Serie „Squid Game“ aus Korea. Diesmal stimmt leider auch die Perspektive nicht: Weil es nur am Rande um die junge Frau geht, die in den „Hunger Games“ gehetzt wird, und mehr um ihren Mentor. Im Prequel fehlt schmerzlich Jennifer Lawrence, der Star der Reihe. Und weder Blyth noch Zegler haben annähernd Charisma wie sie.

Spaß macht der Film nur, weil er in Berlin gedreht wurde und viele bekannte Ecken hier unvermutet auftauchten. Die Spiele sind diesmal weniger spektakulär, sie stecken ja noch in den Kinderschuhen. Brutal sind sie dennoch. Und wenn sie vorbei sind, ist der Film eigentlich zu Ende, geht aber trotzdem noch weiter. Wieso Snow aber so oberböse wird, wird doch nicht ganz schlüssig. Da muss bestimmt noch ein Teil her. Ach bitte nein, verschont uns.

Fantasy USA 2023, 158 min., von Francis Lawrence, mit Tom Blyth, Rachel Zegler, Viola Davis, Peter Dinklage, Jason Schwartzman.