Berlin. Passend zur neuen Staffel „Babylon Berlin“ gibt es nun auch Wachsfiguren zur Serie. Für die Darsteller ist das ein bisschen gruselig.

Eine schönere Werbung kann man sich eigentlich nicht wünschen. Am Sonntag startet endlich die vierte Staffel der schon zum Kult avancierten Serie „Babylon Berlin“ in der ARD. Nachdem sie bereits vor fast genau einem Jahr für die Abonnenten von Sky zu sehen war, kommt sie nun auch ins öffentlich-rechtliche Fernsehen.

Doch schon im Vorfeld werden die Hauptfiguren, quasi als Vorgeschmack, in Form gegossen. Und das buchstäblich. Als Wachsfiguren. Bei Madame Tussaudss in Mitte. Und das von Angesicht zu Angesicht in Anwesenheit der Hauptdarsteller Volker Bruch und Liv Lisa Fries. sowie Meret Becker, die seit der dritten Staffel mit dabei ist.

Die Stars finden es selbst etwas gruselig, sich selbst gegenüberzustehen

Es gab schon zur ersten Staffel eine hübsche Fotomontage, wie Volker Bruch, ganz in heutiger Straßenkleidung dem von ihm gespielten Kommissar Gereon Rath im 20er-Jahre-Outfit mit Hut und Mantel gegenüberstand. Das konnte man nun am gestrigen Donnerstag auch mal richtig erleben.

Staunend, aber auch stolz tritt Bruch an die Rath-Figur heran, ganz wie Liv Lisa Fries an ihre Kommissarsassistentin Charlotte Ritter. Denn die drei Figuren, die hier in einem eigenen Raum stehen, der ganz im Stil der Mokka-Efti-Bar aus der Serie eingerichtet ist, sie wirken wirklich täuschend ähnlich. Und das kann man nicht von jeder Wachsfigur sagen, die in diesen Räumlichkeiten steht.

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Vorhang auf: Vor der feierlichen Enthüllung ihrer Wachsfiguren drücken die drei Schaupsieler gemeinsam auf den Buzzer.
Vorhang auf: Vor der feierlichen Enthüllung ihrer Wachsfiguren drücken die drei Schaupsieler gemeinsam auf den Buzzer. © FUNKE Foto Services | Reto Klar

„Das ist schon seltsam, sich selbst gegenüberzustehen“, gibt Volker Bruch zu. Das passiere ja nicht alle Tage. Erst mal sei das irritierend, weil das ja kein Spiegelbild ist, wie er es sonst gewöhnt ist, wenn er sich anschaut. Das sei auch ein bisschen befremdlich, ja gruselig. „Vor allem ist es noch mal was ganz anderes, wenn du die Wachsfigur von der Seite ansiehst oder dabei in die Eyeline gehst. Wenn ich mich direkt anschaue, passiert was ganz Schräges. Das kann ich gar nicht richtig beschreiben.“

Liv Lisa Fries kann dem nur zustimmen. Sie sieht sich plötzlich ganz anders. Sie dachte immer, ihre Augen seien viel grüner. Die Puppe hat aber einen Blaustich, das hat sie anfangs auch kritisiert. Bis ihre Mutter meinte: Das ist aber so! Sie musste sich noch mal ganz genau anschauen und stellte fest: Ihre Eigenwahrnehmung war falsch. „Das war schon sehr komisch.“

Liv Lisa Fries konnte es nicht fassen: Ihre Eigenwahrnehmung war falsch

Ihre erste Reaktion war denn auch erst mal Distanz. Aber beim genaueren Betrachten war sie überrascht, wie gut diese Puppe getroffen ist. Die Pose, wie sie in der ersten Staffel ins Mokka Efti geht und das Champagnerglas hebt, durfte sie sich aussuchen. „Das ist ein toller Moment für meine Figur“, sagt sie. „Und ich finde es eine schöne Vorstellung, dass sie nun für alle Zeiten Champagner schlürfend an der Bar steht.“ Fries kann gar nicht recht fassen, dass ihr Konterfei jetzt hier zwischen Rihanna und Morgan Freeman steht. Für sie ist das „unendlich euphorisierend.“

Bei dem Hype um die Serie – es gibt schon Stadtführungen zum Berlin der 20-er und entsprechende 20er-Jahre-Partys und - Konzerte - könnte auch Madame Tussauds ein Pilgerort für die Fans werden. Nach der feierlichen Enthüllung wird dann noch ein bisschen gefeiert. Meret Becker muss zwar gleich zum Flieger nach Innsbruck, dafür kommen die Regisseure Henk Handloegten und Achim von Borries hinzu. Nur Tom Tykwer nicht, der dreht gerade einen Kinofilm. Aber es ist noch mal wie eine kleine Premierenfeier – nach der großen im vergangenen Jahr.

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Für ihn ist es seltsam, sich mal nicht spiegelverkert zu sehen: Volker Bruch.
Für ihn ist es seltsam, sich mal nicht spiegelverkert zu sehen: Volker Bruch. © FUNKE Foto Services | Reto Klar

Doch allem Wachs zum Trotz kann der Tussauds-Coup nicht rüber das alte Ärgernis hinwegtäuschen, das „Babylon Berlin“ zwar mit Geldern des öffentlich-rechtlichen Fernsehens produziert wird, die Zuschauer aber erst mal in die Röhre gucken. Denn Sky-Abonnenten durften bereits vor 51 Wochen die neue Staffel schauen.

Bei der neuen Staffel erwartet die Zuschauer angangs gleich zwei Schocks

Die beginnt gleich mit einem Schock: Denn in der ersten Folge marschiert ausgerechnet Gereon Rath in brauner Uniform bei einer SA-Parade vor dem KaDeWe. mit. Und marschiert direkt an der erschütterten Charlotte vorbei. Man darf sich beruhigen: Der Kommissar hat keinen Gesinnungswandel vollzogen. Er ermittelt undercover. Darf aber niemandem davon erzählen, auch nicht Charlotte.

Dafür gibt es gleich noch einen Schock, und der währt länger: Charlotte will diesmal Ermittlungen verschleiern. Weil im KaDeWe eingebrochen wurde und ihre Schwester beteiligt war. Bei dem Vertuschungsversuch wird die Kommissarsanwärterin erwischt. Und in Schimpf und Schande entlassen. Die Wege dieses Paares, das sich nie so recht kriegt, trennen sich so erst mal.

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Volker Bruch als Kommissar Gereon Rath und Liv Lisa Fries als Kommissarsanwärterin Charlotte Ritter.
Volker Bruch als Kommissar Gereon Rath und Liv Lisa Fries als Kommissarsanwärterin Charlotte Ritter. © ARD

Staffel Vier ist die Verfilmung von „Goldstein“, dem dritten Teil der inzwischen neun Gereon-Rath-Krimis von Volker Kutscher, auch wenn sie mit dem Original recht frei umgeht. Und es gibt wieder reichliche Verwicklungen: neben den Strängen aus den vorherigen Folgen, die alle weitererzählt werden, geht es auch um die Rache eines Verbrechers aus den USA. Und um einen Bandenkrieg der Berliner Verbrechersyndikate.

Eine Staffel soll noch kommen: Doch der Haupfinanzier ist abgesprungen

Fast so spannend wie die Krimireihe ist auch der Krimi hinter „Babylon Berlin“ selbst. Kutscher will seine Reihe bis zum Ausbruch des Zweiten Weltkriegs erzählen. Für die Regisseure Tykwer, Handloegten und Borries, die die Serie in seltener, trauter Dreieinigkeit realisieren, soll aber nach der Machtübernahme der Nazis 1933 Schluss sein. Dafür braucht es mindestens noch eine Staffel.

Die aber wird dann ohne Sky produziert. Der Bezahlsender hatte 2022 überraschend verkündet, keine fiktionalen Serien mehr zu produzieren. „Babylon Berlin“ wird trotzdem weitergedreht. Ein Treatment ist bereits erstellt, gedreht wird aber nicht vor Ende nächsten Jahres. Dafür muss man dann hoffentlich nicht noch ein weiteres Jahr warten, bis man die Serie ohne Abo schauen kann. Eins müsste man in die neue Staffel aber unbedingt einbauen, auch wenn das nicht bei Kutscher steht: Eine Szene in einem Wachsfigurenkabinett.

Madame Tussaudss Berlin, Unter den Linden 74,Mitte. Öffnungszeiten täglich, 10-18 Uhr.

„Babylon Berlin“: Staffel 4 ab Sonntag, 20.15 Uhr, ARD.