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„John Wick: Kapitel 4“ - Stumpfes Gemetzel. Mehr nicht

| Lesedauer: 4 Minuten
Autos mögen umfallen - John Wick (Keanu Reeves) steht immer wieder auf.

Autos mögen umfallen - John Wick (Keanu Reeves) steht immer wieder auf.

Foto: Lionine

Keanu Reeves war einmal Schauspieler – lange vorbei. „John Wick: Kapitel 4“ ist viel zu lang, viel zu zynisch und einfach nur traurig.

Traue nie, wenn es endgültig vorbei sein soll. Vor allem nicht im Kino. Siehe „John Wick“. Was als kurzer Actionfilm begann und auch eine Parodie auf das bärbeißige Genre des Rächerfilms war, wuchs sich zur Trilogie aus, deren Teile immer länger wurden. Mit Teil 3 sollte 2019 wirklich Schluss sein. Aber nun ja, der Film hat viel Geld gemacht. Und Keanu Reeves gefällt sich in dieser Rächerfigur. Deshalb gibt es doch noch ein „Kapitel 4“. Und die Schlachteplatte walzt sich diesmal sogar auf drei endlose Stunden aus.

Auch wenn es kaum Handlung gibt, für Neueinsteiger ist die Story schwierig. Einst war John Wick ein ehrenwerter Killer im Ruhestand, der um seine Frau trauerte. Aber dann wurde sein Auto gestohlen und sein Hund getötet. Das Letzte, was ihm von seiner Frau blieb. Da wurde der Pensionär böse. Und holte die Waffen wieder aus dem Keller.

„John Wick 4“: Eine einzige Leistungsschau für Stuntmen - aber dafür viel zu lang

Wir lernten, dass Killer einen Ehrenkodex und eine Hohe Kammer haben. Und dass es mitten in New York ein elitäres Hotel gibt, in dem die Branche absteigt, um ihr blutiges Geschäft zu verrichten. Im Hotel war Gewalt tabu. Klar, dass es nicht dabei blieb.

Die Filme sind ein einziges Hauen und Stechen, bei dem Mister Reeves stets Anzug und Krawatte trägt. In Teil 3 hat er sich mit der ganzen Hohen Kammer angelegt und eigentlich alle Killer dieser Welt getötet. Aber wie das bei Fortsetzungen halt so ist: Jetzt wird die Kammer von einem neuen Schurken, dem bübischen Marquis (Bill Skarsgård) übernommen, das Hotel in New York wird abgerissen. Weshalb Wick in ein anderes, nach Osaka flüchtet.

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Der Trailer zum Film: „John Wick - Kapitel 4“

Teile des Films wurden auch in Berlin, auf der Museumsinsel gedreht. Wobei die Alte Nationalgalerie als Tanz- und Lasterhöhle herhalten muss. Der größte Teil spielt dagegen in Paris. Hier soll ein Zweikampf zwischen Wick und dem Marquis das ewige Blutvergießen beenden. Endlich was Neues, denkt man. Von wegen: John Wick muss dafür erst mal zur Kirche Sacre-Coeur gelangen. Und da stellen sich ihm wieder Hundertschaften in den Weg.

Keanu Reeves war mal ein Charakterschauspieler. Lange vorbei. Jetzt ist er nur noch Kampfkünstler. Mit seinen 58 Jahren dürfte ihm das allmählich schwer fallen. Das mag die starre Mimik erklären. Ansonsten wird wieder brutalstmöglich getötet. Und immer noch mal extra in den Kopf geschossen. Ärgerlich, wenn im Berliner Club alle weitertanzen und um den Arc de Triomphe alle Autos weiterfahren, wenn Leute sich dazwischen umbringen.

Die unfreiwillig komischste Szene: Alle 237 Stufen zum Sacré Coeur runterpurzeln

In Teil 3 gab es immerhin Frauenverstärkung. Kapitel 4 ist wieder Männerkino pur. Und natürlich steht Wick immer wieder auf. Auch wenn er, die unfreiwillig komischste Szene des Films, alle 237 Stufen zum Sacré Coeur herunterfällt.

Ein Filmkritikerkollege wollte den Bodycount zählen, gab aber schon nach wenigen Minuten auf. „Kapitel 4“ ist ein einziger seelenloser Werbespot für das, was Stuntmen leisten können. Aber viel zu lang. Viel zu zynisch. Und einfach traurig. Immerhin: Mit diesem Kapitel wird das Buch zugeschlagen. Nun soll endgültig Schluss sein. Aber wer weiß: Wenn der Film wieder ein Hit wird... Selbst Tote können im Kino wiederauferstehen. Nicht nur zu Ostern.