Filmpreis

Golden Globes: Stars und Glamour im Zeichen der Politik

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Peter Zander

Foto: Willy Sanjuan / dpa

In der Nacht zu Montag wird der Golden Globe verliehen. Florian Henckel von Donnersmarck und Daniel Brühl können auf Trophäen hoffen.

Wird Florian Henckel von Donnersmarck es diesmal schaffen? 2007 gewann sein Stasi-Drama „Das Leben der Anderen“ zwar den Oscar als bester nicht-englischsprachiger Film, beim Golden Globe kurz zuvor aber unterlag er in derselben Kategorie Clint Eastwoods (in Japan gedrehtem) Kriegsfilm „Letters from Iwo Jima“. Wenn in der Nacht zu Montag in Beverly Hills zum 76. Mal die Golden Globes verliehen werden, kann der deutsche Regisseur wieder in dieser Kategorie bangen. Diesmal ist sein „Werk ohne Autor“ nominiert. Möglich aber, dass er in Gedanken schon ganz beim Oscar ist, für den er auch wieder im Rennen ist. Und der ihm damals ganz Hollywood öffnete.

Wird Daniel Brühl es diesmal schaffen? Für seine Darstellung des Niki Lauda im Rennfahrer-Drama „Rush“ war er 2014 als bester Filmnebendarsteller nominiert, unterlag aber Jared Leto im Aids-Drama „Dallas Buyers Club“. Nun tritt er bei den TV-Hauptdarstellern an, für die düstere US-Thrillerserie „The Alienist“, die so erfolgreich lief, dass bereits eine zweite Staffel gedreht wird.

Bei den Golden Globes ist alles immer ein bisschen unvorhersehbarer als bei den Oscars. Weil die Preise nicht, wie bei letzterem, von einer Filmacademy mit über 7000 Mitgliedern verliehen wird, sondern nur von nicht mal 100 Journalisten, die im Verband von Hollywoods Auslandspresse vereinigt sind. Auch die Preisträger geben sich bei den Globes mutiger und politischer als bei den Oscars, der „Eigenveranstaltung“, bei der sie nur immer brav ihren Produzenten und Agenten danken.

Das schlug sich vergangenes Jahr darin nieder, dass die Verleihung ganz im Schatten der gerade entfachten #MeToo-Debatte stand. Und Ehren-Globe-Gewinnerin Oprah Winfrey zu einer kämpferischen Rede ansetzte, nach der man ihr ehrliche Chancen auf eine Präsidentschaftskandidatur gab (bis sie dieses Ansinnen Tage später ablehnte).

Auch die diesjährige Verleihung wird wohl mmanent politisch werden, gerade durch den aktuellen Streit um Trumps Mauer-Pläne an der Grenze zu Mexiko. Politisch wird es aber auch, weil der Favorit des Abends eine Politsatire über Dick Cheney ist, der unter beiden Bushs Vizepräsident der VUSA war. „Vice“ ist gleich in sechs Kategorien aufgestellt, unter anderem für die beste Komödie, Regie und Hauptdarsteller. Drei Konkurrenten folgen dicht auf: „The Favourite“ über Kabalen am Hof der britischen Queen Anna, „Green Book“ über die ungewöhnliche Freundschaft eines schwarzen Jazzmusikers zu seinem weißen Chauffeur und Bradley Coopers Neuverfilmung des Klassikers „A Star is Born“ mit sich selbst und Lady Gaga in den Hauptrollen.

Die Globe-Zeremonie wird diesmal von den Serienstars Sandra Oh und Andy Samberg moderiert. Ein Mann und eine Frau, immerhin. Sonst hat die Auslandspresse aus der aktuellen Frauenquoten-Debatte aber wenig gelernt. Weder in den Hauptkategorien bestes Drama und beste Komödie noch bei Regie ist auch nur eine einzige Filmemacherin nominiert, beim Drehbuch und beim Auslands-Film gerade mal je eine Frau.