Medienboard

Berlin ist auch Hauptstadt für Film und Serien

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Peter Zander

Foto: ©2017 Constantin Film Verleih GmbH / Kristian Schuller

Bei der Filmförderung in Berlin-Brandenburg fließt jeder Euro fünffach zurück. Bei Serien ist der Regionaleffekt sogar noch weit höher.

Als vergangenen Montag in Kreuzberg erneut eine Razzia bei einer libanesischen Großfamilie durchgeführt wurde, war Kirsten Niehuus, die Geschäftsführerin des Medienboards Berlin-Brandenburg, nicht weit entfernt im Friseursalon Toni Hamadi. Hamadi ist nur eine fiktive Figur, der Clanchef aus der Berliner Gangsterserie „4 Blocks“. In der Serienkulisse wurde dem Medienboard ein Scheck über 250.000 Euro rücküberwiesen. Der Transfer gelang hier aber auch zwischen Fiktion und Wahrheit. „4 Blocks“ zeigt, wie nah die Projektentwicklung am Puls der Zeit ist. Ein Zeichen, so Kirsten Niehuus, „dass in Berlin nicht nur Geschichte auf der Straße liegt, sondern auch Geschichten.“

Erfolgreich an den Kassen, erfolgreich bei Preisen

Am Mittwochmorgen sitzt Kirsten Niehuus im Pauly-Saal in Mitte zwischen Helge Jürgens, beim Medienboard der Geschäftsführer der New-Media-Förderung, und dem Brandenburger Staatssekretär Thomas Kralinski und stellt den Tätigkeitsbericht des Medienboard 2017 vor. Es ist, mal wieder, ein Erfolgsbericht. Berlin ist nach wie vor die deutsche Filmhauptstadt. In der Region hängen gut 50.000 Arbeitsplätze an der Filmindustrie.

5000 Drehtage standen hier 2017 an, ein irrer Schnitt: Das bedeutet, dass an jedem Tag des Jahres fast zwei Wochen gedreht wurde. Produktionen wie Andreas Dresens „Gundermann“ oder Bully Herbigs DDR-Fluchtdrama „Ballon“, Filme von Detlev Buck („Asphaltgorillas“ und „Wuff“) und Christian Alvart („Steig. Nicht. Aus!“). Aber auch Serienformate wie „Babylon Berlin“, das ab 30. September in der ARD läuft, die Techno-Serie „Beat“ oder Stefan Ruzowitzkys Kata­strophenserie „Acht Tage“, für die Mitte in Schutt und Asche gelegt wurde. Um nur einige Titel zu nennen.

Der Erfolg lässt sich kommerziell in Tickets bemessen. 2017 sahen im Kino 25,6 Millionen Besucher deutsche Filme, 16 Millionen davon, also zwei Drittel, sahen dabei einen vom Board geförderten Film. Der Erfolg lässt sich aber auch künstlerisch in Preisen messen: Allein die internationale Koproduktion „The Square“ fuhr die Goldene Palme in Cannes und sechs Europäische Filmpreise ein, „Toni Erdmann“ gewann sechs Lolas und die Koproduktion „Una mujer fantastica“ den Auslands-Oscar.

Die Kreativwirtschaft rund um das bewegte Bild wächst in der Region weiter an. Und das Medienboard hat regen Anteil daran. Mit 25,9 Millionen Euro hat es 249 Filme, Serien, aber auch Verleih, Vertrieb und Festivalauftritte gefördert. Das führte zu 115 Millionen Euro Ausgaben in der Region. Allein im Bereich Spielfilm wurden 15,4 Millionen Euro gefördert, was zu Investitionen von 70,3 Millionen Euro führte. Ein Regionaleffekt von 448 Prozent. Seit Jahren kommen auf jeden geförderten Euro knapp fünf Euro zurück (siehe Grafik).

Noch effektiver fällt die Förderung aber bei Serienformaten aus, die erst seit fünf Jahren unterstützt werden. Dort wurde 2017 zwar „nur“ mit 2,5 Millionen Euro gefördert, aber es flossen 22,3 Millionen Euro an Investitionen zurück. Das liegt natürlich daran, dass Serien deutlich mehr Spiellänge haben und entsprechend länger gedreht werden – führt aber zu einem Regionaleffekt von 912 Prozent. Also das Neunfache.

Auch wenn Serie derzeit das große Ding ist und viele Schauspieler und Regisseure dahin abwandern, bleibt für das Medienboard, wie Kirsten Niehuus betont, Kino nach wie vor die „Leuchtturmförderung“. Der Transformationsprozess in der Branche wirkt sich allerdings wohl auch auf die Besucherzahlen im Kino aus. Mit besagten 25,6 Millionen Besuchern deutscher Filme im Jahr 2017 hat man zwar gegenüber den 22,3 Millionen von 2016 leicht hinzugewonnen, liegt aber immer noch weit unter den Zahlen von 2013 (33,6 Millionen), 2014 (32,1 Millionen) und dem Rekordjahr 2015 (37,1 Millionen).