Herrliche britische Komödie über frustrierte Ehemänner, die sich von ihren Sorgen freistrampeln – in einer Synchronschwimmgruppe.
Ein Sprung ins kalte Wasser: Wie erlösend das sein kann, ist bei den hochsommerlichen Temperaturen derzeit für jeden nachvollziehbar. Hitzköpfe kühlen ab, Müde werden wieder munter. Im Film „Swimmig With Men“ aber bedeutet für Eric (Rob Brydon), den stets korrekt gekleideten Briten, dessen Miene wohl in einem Moment der Misanthropie für die Ewigkeit festgemeißelt worden ist, das Eintauchen ins städtische Schwimmbad aber noch etwas anderes.
Es ist seine Flucht vor einer zunehmend an ihm nagenden Verzweiflung. Seinem Aalltag in einer Bank kann der einst passionierte Buchhalter selbst dann nichts mehr abgewinnen, wenn sein Chef um die Ecke kommt, um von neuen Steuerfluchtmodellen für Popstars zu schwärmen.
Die Hölle der Midlife-Crisis
Dass seine Frau Heather (Jane Horrocks) eine vielversprechende Karriere als Kommunalpolitikerin startet, ist für Eric nur ein weiterer Grund, dem Selbsthass Zucker zu geben. Jeden Mann in Heathers Umgebung überzieht er daher mit Eifersucht. Auch der Kontakt zu seinem präpubertierenden Sohn Billy (Spike White) scheint von unsichtbaren Mächten gestört. Willkommen in der Hölle der Midlife-Crisis.

Doch unter der Wasseroberfläche lauert die Rettung. Zunächst erscheint Eric die Gruppe von Synchronschwimmern, die regelmäßig in seiner Badeanstalt trainiert, wie eine surreale Vision. Unbekümmert gleiten die eher betagten Herren durch das Becken, bewegen sich mehr oder weniger elegant durch Choreographien und haben sich sinnigerweise den Namen „Welkende Blumen“ gegeben.
Allerdings fehlt ihnen noch ein Mann, um spezielle Formationen bilden zu können. Eric lässt sich buchstäblich ins kalte Wasser schmeißen und beginnt ein neues Leben. In Badehose und mit einer seltsamen Beinbewegung, die Unwissende als schlichtes Strampeln abstempeln würden, ihm in Fachkreisen aber als „Schneebesen“ großen Respekt einträgt.

Bereits vor zehn Jahren hatte man in der schwedischen Komödie „Männer im Wasser“ der Midlife-Crisis mithilfe des Synchronschwimmens die Stirn geboten. „Swimming with Men“ wird nun vom Regisseur Oliver Parker und seinem Ensemble aus Comedians und Charakterköpfen um britischen Humor und die sanfte Melancholie des traditionsreichen englischen Arbeiter-Kinos angereichert. Auf der psychologischen Klaviatur werden dabei zwar hin und wieder allzu bekannte Melodien gespielt. Die eher farbensatte Bildgestaltung von Kameramann David Raedeker rückt dagegen den Film eher in Richtung einer verrückten Buntheit, wie sie sonst klassische französische Komödien prägt.
Spöttelnd ironisch werden indes Bezüge zu machistisch-existentialistischen Hollywoodfilmen hergestellt. Wenn die „Welkenden Blumen“ etwa ihren Neuzugang mit dem ehernen Codex ihres Vereins vertraut machen, fühlt man sich in eine Neuauflage von „Fight Club“ versetzt, nur dass hier an die Stelle von Narzissmus und Testosteron Bodenständigkeit, pragmatischer Überlebenswille und ein hinreißender kindlicher Spieltrieb getreten sind.