Film

Lautstark gegen Rechts: „Wildes Herz“

| Lesedauer: 3 Minuten
Barbara Schweizerhof

Foto: Neue Visionen Filmverleih

Das Regiedebüt von Charly Hübner ist ein starkes Porträt über einen Punksänger, der für sein Land kämpft. Und dafür viel in Kauf nimmt.

Der Horizont ist weit, der Himmel voller Wölkchen, darunter wechselt das Grün der Felder sich lieblich mit dem Blau der Seen ab: Mecklenburg-Vorpommern hat landschaftlich viel zu bieten. Man versteht jeden, der sagt: Ich will hier nicht weg. Wie Jan Gorkow, Sänger der Punkband „Feine Sahne Fischfilet“, den seine Freunde „Monchi“ rufen.

Seine starke Heimatliebe bildet das eigentliche Motiv dafür, dass der Schauspieler, „Polizeiruf“-Ermittler und Mit-Mecklenburger Charly Hübner sein Regiedebüt dem Punkmusiker mit der kräftigen Statur widmet. Denn Gorkow und seine Band engagieren sich lautstark gegen Rechts und damit gegen das, was das schöne Land nach außen oft so hässlich erscheinen lässt.

Gegen Rassismus, für Offenheit und Toleranz

In den unverblümten Texten der Band geht es immer wieder um die lokale Polizei, die oft Neonazi-Aufmärschen Geleit bietet, während sie auf linke Demonstranten einschlägt. Wie zur Bestätigung ihrer Aussagen stehen die Musiker seit Jahren unter Beobachtung des Verfassungsschutzes, denn auch in Mecklenburg-Vorpommern neigt die Staatsgewalt dazu, auf dem rechten Auge blind zu sein.

Über die Dutzende von rechten Bands in Meck-Pomm, so sagt Gorkow in „Wildes Herz“, gibt es zusammengenommen nicht so viele Akten wie über Feine Sahne Fischfilet. So gesehen war es höchste Zeit, dass die Band auch mal aus der Sicht von „Sympathisanten“ dargestellt wird.

Über drei Jahre haben Hübner und sein Koregisseur Sebastian Schultz immer wieder mit Gorkow und seiner Truppe gedreht. Heraus gekommen ist das berührende Porträt einer Haltung und das eines Landstrichs und seiner Konflikte. Einerseits erzählen hier wie in einem ganz konventionellen Dokumentarfilm Eltern und Freunde vom kleinen Monchi und wie aus ihm das wurde, was er heute ist. Andererseits erlebt man den engagierten Sänger, wie er in Interviews und Bühnenauftritten seine „Botschaft“ rüberbringt, gegen Rassismus und Homophobie, für Offenheit und Toleranz.

Mit liebevoller Ironie zeichnen Hübner und Schultz den „Mythos Monchi“ nach: Das Laute und Nichtangepasste scheint ihm in die Wiege gelegt, das Engagement gegen Rechts kam aus eigenen Beobachtungen. Lange Zeit fürchteten seine Nächsten, seine überschüssige Energie könnte ihn in falsche Richtungen führen. Als Jugendlicher zog Gorkow mit den Ultras von Hansa Rostock herum. Seine Eltern mussten ihn schon aus dem Gefängnis auszulösen. Auf der Hochzeit eines Freundes griff er dann zum Mikrophon – und entdeckte sein Talent zum Sänger. Und wie hat sich Feine Sahne Fischfilet gegründet?

Ein paar Jungs, die an einer Mecklenburger Bushaltestelle herumhingen, Musik machen und den Neonazis nicht das Feld überlassen wollten, erklärt Gorkow. Im Ton verbindet er dabei die flotte norddeutsche Mundart mit dem Leichtsinn des Humors wie mit dem Herzblut des ernsten Engagements. Die Mischung macht’s. Nach dem Film erscheint die Mecklenburger Landschaft noch schöner als zuvor.