Urbane Kunst gehört in Berlin längst zum Stadtbild. Die Stroke.Art Fair will “den Kunstmarkt revolutionieren“ und unbekannte Kreative in die Öffentlichkeit bringen.
Die Messestände bestehen aus alten Europaletten und Bananenkisten, sie passen optisch wunderbar in die alte Halle am Postbahnhof. Hier auf der Messe Stroke.Art Fair trifft man sich, um, wie es auf der Internetseite heißt: „den Kunstmarkt zu revolutionieren“, nicht mehr und nicht weniger. Ein gewaltiges Vorhaben. Schon seit den sechziger Jahren ist es ein Bestreben von jungen Künstlern, die Kunst aus ihrem konventionellen Rahmen herauszulösen und in den urbanen Lebensraum zu integrieren. Diese Herauslösung versucht nicht nur, die Grenzen der Kunst selbst zu durchbrechen, sondern auch die Grenzen des alltäglichen Lebens. Diese Grenzen sind auf der ersten und bislang noch einzigen Messe für urbane Kunst in Berlin fließend.
Neben stylish gekleideten Jungs, die sprayen, werden bunte Muffins verkauft und ein Mädchen mit abrasierten Haaren malt mit drei kleinen Jungs in einem Malbuch. Die Stroke.Art Fair steht freilich für einen erlebnisorientierten Umgang mit der Kunst, neben den Ständen der Aussteller kann jeder selber kreativ werden und sich an den bereitgestellten Farben, Pinseln und Stiften versuchen.
Was einst mit subversiven Nacht-und-Nebel-Aktionen begann, gehört heute längst zum Kulturprogramm vieler Städte, wie erst kürzlich in Köln das CityLeaks Festival zeigte, bei dem sich Künstler aus aller Welt an den Häuserwänden auslassen konnten. Die Street Art versucht außerhalb der institutionellen Kunstvermittlung für die Kunst eine Öffentlichkeit zu schaffen. So ist die Stroke selbst auch nicht als reine Verkaufs-Plattform konzipiert, wie Marko Schwalbe, Kreative Direktor, erzählt. Die Messe hat sich hauptsächlich dem Ziel verpflichtet, eine Plattform für unbekanntere Künstler zu sein, die sich hier präsentieren können. Neben den ganz Großen wie Banksy , dem zur Zeit wohl bekanntesten Street Art Künstler, ist auf der Messe noch sehr viel mehr zu entdecken. Von Live-Painting über gigantische Pappmaschee-Konstruktionen bis hin zum ersten Social-Network-Fotobuch kann man, benebelt von den Farbgerüchen und Lösungsmittel, ein bisschen urbane Kreativität schnüffeln. Ohne Anspruch auf Beständigkeit, auch am Sonntag noch – bis 18 Uhr im Postbahnhof.